Vor dem Champions-League-Hit: Liverpools Superstar ohne Allüren
Als Europas Fußballer des Jahres war er der Favorit bei der Wahl zum FIFA-Weltfußballer. Aber Virgil van Dijk musste sich dann doch Lionel Messi geschlagen geben, der zum bereits sechsten Mal die begehrte Trophäe entgegennehmen durfte. Die Teamchefs, Teamkapitäne und auch auserwählte Journalisten hatten sich also wieder mehrheitlich für einen Offensivspieler entschieden.
Schade eigentlich, denn seit 2006, seit dem Italiener Fabio Cannavaro, wurde kein Verteidiger mehr zum besten Spieler der Welt gewählt, obwohl die Defensive im Fußball zumindest genauso wichtig ist wie die Offensive. Van Dijk wird es verschmerzen können. Für den Niederländer war es schon ein großer Erfolg unter die Top-3 zu kommen. Und für den 28-jährigen Liverpool-Star war es auch so ein tolles Jahr, das mit dem Champions-League-Triumph gekrönt wurde.
Die FIFA-Wahl ist bereits Schnee von gestern, der Fußball schnelllebig. Und der Weltsport Nummer eins gönnt seinen Stars keine Pause, auch Virgil van Dijk nicht. Der steht mit seinem Klub am Mittwoch im legendären Anfield-Stadion gegen Salzburg am zweiten Spieltag der Champions League nach der Auftaktniederlage in Neapel unter Druck (21 Uhr MESZ, im Liveticker auf kurier.at). Für den Niederländer ist es nicht das erste Aufeinandertreffen mit dem österreichischen Serienmeister. Und seine Erfahrungen sind nicht unbedingt die besten.
Unter Druck
Vor fünf Jahren spielte er noch für Celtic Glasgow, in der Europa-League-Gruppenphase gab es zwei Duelle gegen Salzburg. In der Red-Bull-Arena reichte es noch zu einem 2:2, im Rückspiel im Celtic Park waren die Schotten chancenlos. Auch Van Dijk machte beim 1:3 gegen den Doppeltorschützen Alan und Soriano keine gute Figur.
85 Millionen Euro
Van Dijk galt aber schon damals als Kandidat für einen Transfer in die Premier League. Dass er einmal der weltbeste Verteidiger werden würde, war aber nicht absehbar. 2015 wechselte der Niederländer dann zu Southampton – um immerhin 15,7 Millionen Euro. Zweieinhalb Jahre später war er dem FC Liverpool schon mehr als das Fünffache wert. Mit einer Ablöse von 85 Millionen Euro wurde Van Dijk im Jänner 2018 zum damals teuersten Abwehrspieler der Welt.
Viele Experten schüttelten vor noch 22 Monaten über diese Summe den Kopf. Niemals sei Van Dijk so viel Geld wert, hieß es. Aber Liverpool-Trainer Jürgen Klopp wusste genau, was er tat. Neben Keeper Allison Becker, der ein halbes Jahr später aus Rom geholt wurde, war der Niederländer der wichtigste Baustein, um aus einer sehr guten Mannschaft eine noch bessere zu machen, die die Qualität hat, die ganz großen Titel zu gewinnen. Das ist mit dem Champions-League-Triumph schon in diesem Jahr gelungen.
Lob von Startrainer
„Virgil ist ein absoluter Weltklassespieler, der das Tempo hat, das du brauchst. Er hat, was ihn von anderen abhebt: die Körperlichkeit, das Auge für den Zweikampf, die Reaktionsschnelligkeit, die Spielintelligenz. Es gibt im Moment tatsächlich keinen Besseren. Das Gesamtpaket ist außergewöhnlich“, sagte der Deutsche erst vor kurzem dem deutschen Fußballmagazin Kicker. Natürlich ist Klopp voll des Lobes über einen seiner wichtigsten Spieler.
Einige Statistiken aus der vergangenen Saison bestätigen Klopps Einschätzung. Der 1,93 Meter große Van Dijk gewann wettbewerbsübergreifend jeweils mehr als 70 Prozent seiner Zweikämpfe und Kopfballduelle. Mit 76,3 Prozent gewonnener Duelle in der Premier-League-Saison erreichte er auch den besten Wert im Vergleich der insgesamt 293 Verteidiger mit mehr als 200 Spielen in den europäischen Top-5-Ligen. 539 Tage konnte er dazu in 50 Ligaspielen nicht einmal von einem gegnerischen Spieler ausgespielt werden. Diese Serie endet erst in dieser Saison, Arsenal-Spieler Nicolas Pépé kam an ihm vorbei.
Aus der Provinz
Van Dijk wurde 1991 in Breda als Sohn einer surinamesischen Mutter und eines niederländischen Vaters geboren. Er lernte das Fußballspielen nicht bei einem der großen Drei des niederländischen Fußballs (Ajax, Feyenoord, PSV Eindhoven), sondern in der Provinzstadt Tilburg bei Willem II – bei jenem Klub, den der spätere Salzburg-Trainer Co Adriaanse 1999 in die Champions League geführt hatte. Über Groningen, wo Van Dijk 2011 sein Debüt in der Ehrendivision feierte, ging es zwei Jahre später nach Schottland.
Der Niederländer gilt als Prototyp des modernen Verteidigers, als einer, der besonders gut mit dem Ball umgehen kann. Diese Qualität werden die Salzburger testen. Denn gerade das Spiel gegen den Ball ist das herausragende Merkmal der Red-Bull-Spielweise. Da kündigt sich ein ausgesprochen interessanter Vergleich an.
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