ÖFB-Torsperre? Wo Neo-Teamchef Rangnick in die Offensive gehen wird

Wenn die Torsperre der Teamabwehr so funktioniert wie die Nachrichtensperre des Verbandes, wäre das die halbe Miete für die EM 2024. Zig Namen waren an der Gerüchtebörse gehandelt worden, aber dass Ralf Rangnick Teamchef werden würde, hielten viele noch 18 Stunden vor dessen einstimmiger Wahl für Utopie.

Konträr zum Ruf, konfliktscheu zu sein, entschied sich Sportdirektor Peter Schöttel für einen Unbequemen. Bei Peter Stöger und Andreas Herzog bestätigt sich indes das Sprichwort, dass der Prophet nix zählt im eigenen Land.

Obwohl seit 2004, seit Hans Krankl, kein echter Wiener mehr Teamchef gewesen ist, wurde im Netz vor der "Wiener Freunderlwirtschaft" gewarnt. Auch von solchen, die jetzt (wie Krankl) fragen "Was brauch’ ma scho wieder an Deitschn?" Und die kritisieren, dass der ÖFB Rangnick viel zahlt und ihm zugleich eine monatlich sechstägige Beratertätigkeit in Manchester erlaubt.

Augenmerk auf den Nachwuchs

Jedoch: Rangnick ist der personifizierte Ehrgeiz. Er ruft auch am Sonntag um 6 Uhr früh an, wenn etwas nicht passt. Er wird auch als Teilzeitarbeiter humorbefreit verhindern, dass der Spruch vom einstigen Wiener Meistercoach Max Merkel (war vor 50 Jahren in Deutschland populärer als Rangnick heute) aktuell wird, wonach beim ÖFB das Einzige, was funktioniert, die Mittagspause sei.

Bei Red Bull legte Rangnick von 2012 bis 2015 mit einem Netz an Topexperten wie dem Franzosen Gérard Houllier (2020) die Basis, dass Salzburg heute als internationale Topadresse im Scouting gilt. Siehe Mané, Haaland, Adeyemi.

Anders als beim Klub kann Rangnick nicht im Ausland einkaufen. Als Teamchef ist er auf nationale Ressourcen angewiesen. Im Defensivbereich mit Europaklasse. Ein Goalgetter von Format aber wurde in den zwölf Akademien seit über zehn Jahren nicht herausgebracht. Weshalb Rangnick bald beim Nachwuchs in die Offensive gehen wird. Widerspricht doch eine Torsperre für unentschlossene Stürmer völlig seiner Philosophie. Und dem Geschmack des Publikums sowieso.