Eine schöne Stadt 1.710 Kilometer nördlich von Wien, das Stadion im Fjord direkt am Meer – was nach einer malerischen Europa-League-Reise klingt, ist für Rapid eine Hochrisiko-Veranstaltung. Um die strengen Corona-Vorgaben der norwegischen Regierung (die das Virus allerdings auch vergleichsweise gut im Griff hat) erfüllen zu können, sind die Hütteldorfer bereits am Dienstag nach Molde gereist. Neben den üblichen PCR-Tests durch Klub und UEFA gab es vor dem zweiten Spieltag auch noch einen in Norwegen.
Das Hotel in Sichtweite zum Stadion darf ohne Sondererlaubnis drei Tage lang nur für das Training (auf Kunstrasen, um sich an den ungewohnten Untergrund zu gewöhnen) und das Spiel (Anpfiff 21 Uhr) verlassen werden. Da alles gut (also negativ) ausgegangen ist, geht es heute gegen Norwegens Meister vor 600 Zuschauern um Platz zwei.
„Wir sind gekommen, um die drei Punkte mitzunehmen“, sagt Kapitän Dejan Ljubicic. Nicht nur Ex-Rapidler Jan Åge Fjørtoft sieht Molde auf Augenhöhe – bei einer Niederlage in Molde würde der Rückstand freilich schon sechs Punkte betragen. Die Reise in den Norden wurde mit einer neu abgeschlossenen Torgarantie angetreten: Rapid ist mittlerweile überall und in jeder Zusammensetzung für einen Treffer gut. Trotz der Ausfälle von Taxi Fountas und Yusuf Demir gelangen beim Thriller in Wolfsberg vier Tore.
Nur in zwei von 24 Partien gab es 2020 gar nichts zu bejubeln: Beim 0:2 in Salzburg und beim 0:1 gegen Hartberg. Seit dem doppelten Bauchfleck gegen die Steirer am 21. Juni (es war das Heimspiel mit dem Transparent-Eklat) wurde in 14 Spielen stets zumindest ein Tor erzielt.
Großen Anteil daran hat Ercan Kara mit sieben Treffern und fünf Assists in den zehn Saisonspielen.
Starke Zahlen
In seinem ersten Amtsjahr, ab Oktober 2018, hatte Trainer Didi Kühbauer 85 Tore in 48 Pflichtspielen bejubelt. Das waren im Schnitt 1,77 Treffer pro Partie. In seinem zweiten Jahr als Rapid-Trainer war neben der verbesserten Punkteausbeute auch eine stärkere Offensive zu sehen: In 33 Spielen (es gab auch wegen des Lockdowns weniger) wurden 76 Tore geschossen. Das ergibt pro Partie starke 2,30 Treffer. Gleichzeitig wurde der Schnitt der Gegentore von 1,50 auf 1,30 gesenkt.
Ohne Lufthoheit
Die grün-weiße Torgarantie ist auch eine Absicherung. Denn in der Defensive ist seit dem Abgang des besten Kopfballspielers (Schwab) und der Verletzung des Abwehrorganisators (Dibon) eine Schwäche unübersehbar: Rapid kassiert zu viele Tore aus Standardsituationen. Sechs von insgesamt elf Gegentoren fielen diese Saison aus ruhenden Bällen, beim 4:3 gegen den WAC waren es zwei Kopftore nach Liendl-Standards.
Molde baut auf den norwegischen Michael Liendl.
Magnus Wolff Eikrem ist nicht nur der Spielmacher und Kapitän, sondern auch ein gefürchteter Standardschütze. Im Schnitt sind die Norweger einige Zentimeter größer als die Rapidler.
Auf ein 0:0 sollten übrigens nur ganz Mutige setzen: Seit der Nullnummer gegen Sturm Graz am 9. Dezember 2018 fielen bei Rapid-Spielen stets Tore.
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