Rapid: Didi Kühbauers Jubiläum ohne Jubel
Vor einem Jahr ist Didi Kühbauer zu Rapid zurückgekehrt. Unterschrift am 1. Oktober, erstes Training am 2., erstes Spiel (1:3 bei den Glasgow Rangers) am 4. und der erste Sieg am 7., mit dem 1:0 gegen Mattersburg.
Zum Jubiläum geht es für den Trainer in der Heimatstadt wieder gegen Mattersburg (17 Uhr). Zeit für eine Bilanz: Wie liegt Kühbauer im Vergleich zu den Vorgängern? Was hat sich unter dem 48-Jährigen verändert? Ist Rapid besser geworden?
Die nackten Zahlen ergeben eine ordentliche, aber keineswegs überragende Bilanz. Im Ranking der zehn letzten Rapid-Trainer liegt Kühbauer mit seinem Punkteschnitt von 1,65 Zählern pro Partie auf Rang vier (siehe Grafik). Also hinter seinem Vorgänger, dem speziell von Rapid-Fans gerne unterschätzten Goran Djuricin (1,73), aber vor dem Trio Büskens, Schöttel und Meistertrainer Hickersberger.
Nach einem holprigen Start wird es seit dem Jahreswechsel deutlich erfolgreicher, besonders offensiv. In 33 Spielen gab es nur fünf ohne geschossenes Tor (nur zwei in der Liga). Das wirkt sich auf den Punkteschnitt aus: 1,76 nur für 2019 würde Platz zwei hinter Meistercoach Pacult (1,79) ergeben.
Noch kein 1:1
Unter dem Burgenländer gibt es wenige Remis (7), noch gar kein 1:1 und nur zwei 0:0 (beide 2018 zu Hause).
Die Teilnahme an der Quali-Gruppe im Frühjahr hat sicher geholfen, den Punkteschnitt zu heben. Andererseits hatte Kühbauer in sechs Cupspielen bis auf Allerheiligen nur Bundesligisten als Gegner (zwei Niederlagen gegen Salzburg). Und bei seinen sieben Europacup-Spielen war noch kein ungesetzter Quali-Gegner dabei.
Seit der Rückkehr von Zoran Barisic befördert sein Freund laufend Nachwuchstalente. Auch mit Kühbauer wurde ein Transferplus erwirtschaftet, seit Amtsantritt rund fünf Millionen netto.
Mehr Zug
Die vielen Transfers sind ein wesentlicher Grund für die laut Kühbauer größte Veränderung: „Es ist jetzt in der täglichen Arbeit wirklich viel Zug drinnen. Da hat sich beim Training viel verändert.“ Kapitän Stefan Schwab stimmt seinem Chefcoach zu: „Der Kader ist kleiner geworden, aber auch viel williger. Es ist im Training viel mehr Zug und positive Energie drinnen. Es hat einige Spieler gegeben, die im Training nicht 100 Prozent gegeben haben – das ist vorbei.“
Sportdirektor Barisic formuliert es so: „Auch wenn ich noch nicht lange zurück bin, ist für mich klar ersichtlich, dass es mehr positive Wertschätzung gibt. In der Kabine und auf dem Platz.“
Für Schwab „geht der Pfeil mit Kühbauer deutlich nach oben“, Gründe fallen dem 29-Jährigen viele ein: „Das Mannschaftsgefüge ist viel stimmiger. Es ist ersichtlich, was wir spielen wollen. Und auch der Trainer kennt uns viel besser. Er weiß jetzt genau, welche Spieler er wo einsetzt, damit die Mannschaft funktioniert.“
Langzeitprobleme
Schwab glaubt auch, dass gerade zwei Probleme gelöst werden, von denen er hört, seit er 2014 zu Rapid gekommen ist: „Unser Kader ist mit den Neuen und den Jungen viel schneller geworden. Und wir können sowohl im 4-2-3-1 als auch im 3-1-4-2 Spiele gewinnen, das Switchen ist kein Problem mehr.“
Nachsatz: „Es funktionieren aber beide Systeme noch nicht perfekt.“ Von perfekt aufeinander abgestimmten Formationen wie beim LASK oder dem WAC ist Rapid noch weit entfernt. Vor allem beim Pressing (auch wenn es nun mehr trainiert wird als früher) gibt es Schwächen, die jederzeit zu Punkteverlusten führen können.
Mehr Einsatz
Offensichtlich ist, dass mit der verbesserten Trainingseinstellung auch das Durchhaltevermögen im Spiel größer geworden ist – wie in Unterzahl gegen Salzburg während der Cup-Verlängerung. Dass Kühbauer ein großes Ziel verpasst hat, hilft freilich dabei: Ohne Europacup-Qualifikation gibt es auch keine englischen Wochen mehr. Für ein internationales Comeback fordert Schwab: „Zu Hause passt die Bilanz nicht. Da müssen wir noch dominanter werden.“
Blendend ist die Auswärtsbilanz: 2019 wurden nur zwei Ligaspiele verloren. Beide in – hier schließt sich der Kreis – Mattersburg.
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