Der Molde Fotballklubb gilt in Gruppe B der Europa League als logischer Gegner von Rapid um Platz zwei hinter Favorit Arsenal und damit den Aufstieg. Am Donnerstag, ab 21 Uhr in der norwegischen Finsternis sollten die Hütteldorfer gegen den Meister, der mit einem 2:1-Sieg bei Dundalk in Irland gestartet ist, punkten.
Als interessierter Beobachter, aber nicht als TV-Experte, wird Jan Åge Fjørtoft dabei sein. „Leider hat mein Sender ,nur’ die Rechte für die Champions League“, scherzt der Ex-Rapidler. „Molde ist der Verein aus meinem Heimat-Bundesland“, sagt der 53-Jährige. Dementsprechend viel weiß er über den Klub.
KURIER: Wie schätzen Sie die Chancen ein?
Jan Åge Fjørtoft: Für mich ist es eine klassische 50-50-Partie. Ich sehe beide Vereine auf einem Niveau. Es kann passieren, dass das Rückspiel in Hütteldorf in der letzten Runde über den Aufstieg entscheiden wird. Da würde ich gerne nach Wien kommen, aber ich befürchte, Corona hat etwas dagegen.
Was muss man über Molde wissen?
Dieser Verein hat immer gute Spieler entwickelt. Der Berühmteste ist Ole Gunnar Solskjær, aber sie hatten lange kein Sieger-Gen. Erst als Solskjær als Trainer zurückgekommen ist, wurde die erste Meisterschaft gewonnen. Dann hat der Geschäftsmann Kjell Inge Røkke in seine Heimat investiert – es gibt jetzt ein schönes Stadion am Molde-Fjord. Seither spielt der Verein immer vorne mit und holt sich die besten jungen Norweger.
Heuer wird sich der Titel in der Ganzjahresmeisterschaft aber nicht mehr ausgehen.
Nein, weil uns Bodø/Glimt alle überrascht und eine überragende Saison spielt. Molde hatte zwischen den Europacupspielen einige Partien ohne Sieg – die Doppelbelastung waren sie wohl auch nicht so gewohnt. Sie werden sich mit Rosenborg den zweiten Platz ausmachen.
Es gab fünf Spiele ohne Niederlage in der Champions-League-Qualifikation. Warum ist sich die Gruppenphase dann doch nicht ausgegangen?
Der Meisterweg wäre zu schaffen gewesen. Aber zu Hause gab es trotz einer starken Leistung gegen Ferencváros mit umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen nur ein 3:3. Und in Budapest wurden beim 0:0 am Ende große Chancen vergeben. Die Enttäuschung war groß – jetzt ist das Ziel der Aufstieg in der Gruppenphase der Europa League.
Welchen Stil pflegt Molde?
Diese Mannschaft will Fußball spielen. Sie treten in einem flexiblen 4-2-3-1 an, der Drehpunkt ist Kapitän Eikrem. Unterstützt wird er im Zentrum von Aursnes. Das sind die Schlüsselspieler.
Norwegen hat wesentlich weniger Corona-Fälle als Österreich. Wie schätzen Sie die Lage ein?
Die Steuerung der Pandemie durch unsere Regierung funktioniert sehr gut. Uns hilft auch, dass viel Geld da ist: Da kann man die Wirtschaft besser subventionieren, wenn einiges zugemacht wird. Im Fußball waren zuerst 200 Fans zugelassen, jetzt sind es 600. Ich bin wirklich stolz, wie das generell im Fußball geregelt wird.
Wie meinen Sie das?
Ich habe die Bilder von den 10.000 Rapidlern beim Saisonstart gegen die Admira gesehen und dann gelesen, wie diszipliniert die Fans waren. Es heißt ja oft „Im Fußball halten sich die Leute an nichts“. Aber das stimmt nicht. Und ich finde es sensationell, wie es geschafft wurde, die beiden Europacup-Bewerbe mit den Finalturnieren würdig abzuschließen.
Sie verfolgen schon lange die Karriere von Erling Haaland. Ist bei Ihrem Landsmann von Borussia Dortmund ein Limit in Sicht?
Nein. Er hat seit seinem Abschied aus Salzburg im Winter weitere Entwicklungsschritte gemacht. Das Wichtigste ist, dass sein Umfeld und er selbst mit genauem Plan vorgehen. Der Schritt nach Salzburg war bewusst, Dortmund war danach auch gut gewählt. Und jetzt hat er dort schon Mitspieler wie Reyna oder Bellingham, die noch jünger sind – und er kümmert sich um sie. Dadurch reift er weiter. Bei Erling passt wirklich alles.
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