„Stefan Schwab ist so wichtig – auf dem Feld und abseits. Ich kann mir die nächste Saison ohne ihn wirklich nicht vorstellen.“ Sagte Didi Kühbauer, nachdem Rapid Vizemeister wurde. Jetzt ist die Vorstellungskraft des Cheftrainers gefordert: Schwab geht (ablösefrei ins Ausland) und hinterlässt eine Lücke, die immens ist. Nicht nur, weil der Mittelfeldmotor einer der Besten auf dem Feld war.
Abseits der Scheinwerfer war der 29-Jährige noch wichtiger: Schwab hat den kollektiven Gehaltsverzicht wegen Corona organisiert. Schwab hat mit großem Einsatz dafür gesorgt, dass die Mannschaft wieder eine echte Einheit wurde (und nebenbei Legionäre wie den Japaner Kitagawa integriert). Und, was bei Rapid besonders wichtig ist: Schwab absolvierte die unzähligen Extra-Termine als geladener Kapitän bei Fanklubs, Mitgliedertreffen und Sponsor-Empfängen zuverlässig und ohne Hoppalas. „Ein Vollprofi“, heißt es quer durch den Verein.
Im Rapid-Spiel werden die Schwab-Stärken fehlen: Sowohl bei den Toren, den Assists und den einleitenden Pässen („Assist-Assists“) lieferte der Salzburger sechs Jahre lang verlässlich ab. Dazu kommt, dass der Stratege die meisten Zweikämpfe auf sich gezogen – und damit Druck von den Mitspielern genommen hat.
Und was sich bei einem im Schnitt kleinen Kader besonders auswirken wird: Schwab zählte sowohl offensiv, als auch beim Verteidigen von Standardsituationen zu den besten Kopfballspielern der Liga.
Direkt ersetzbar ist Schwab nicht. Am ehesten könnte Dejan Petrovic die Lücke schließen. Dabei war der 22-jährige Slowene im Winter vorausschauend als Ljubicic-Ersatz gekauft worden. Das Talent, um einen modernen Achter zu spielen, hätte auch der 20-jährige Melih Ibrahimoglu.
Sehr weit war 2016 schon Tamas Szanto. Aber nach seinem Knorpelschaden geht es für den Ungarn nur noch darum, wieder professionell spielen zu können. Noch etwas zu früh kommt die Frage nach der Mittelfeld-Zentrale für Benjamin Kanuric. Aber dem 17-Jährigen, der seinen Vertrag diese Woche bis 2023 verlängert hat, wird zugetraut, bald zu den Profis aufzusteigen.
Der nächste Kapitän
Noch problematischer wird es abseits des Feldes. Infrage kommen als Nachfolger:
Christopher Dibon Der 29-jährige Vizekapitän war der engste Vertraute von Schwab und wäre die logische Wahl, könnte aber nur einen Non-Playing-Captain geben: Der Abwehrchef wird nach seinem Kreuzbandriss erst im Frühjahr wieder spielen.
Richard Strebinger Der Tormann trug bereits die Kapitänsschleife, ist aber seit Monaten außer Gefecht. In der Vorbereitung wird es für den 27-Jährigen eher darum gehen, wieder voll belastbar zu werden, als sich zusätzlich mit den vielen Problemen des Vereins zu belasten.
Mario Sonnleitner Der Verteidiger hätte intern das Standing, um die Schleife tragen zu können. Allerdings hat der 33-Jährige wegen zwei schweren Verletzungen nur sieben Saisonspiele bestritten. Ob der Steirer mit großem Kämpferherz nochmals den für das Kapitänsamt nötigen Sprung in die Stammelf schaffen kann?
Max Hofmann Als sich alle drei zuvor genannten Kandidaten beim Start der Meistergruppe in Salzburg (0:2) schwer verletzt haben, forderte Schwab, dass nun andere Mitspieler mehr Verantwortung übernehmen müssten. Genannt wurde vom damaligen Kapitän explizit sein möglicher Nachfolger: Max Hofmann.
Prompt spielte der 26-Jährige nach 17 (!) Jahren im Verein sein bislang bestes Frühjahr. Als der Innenverteidiger 2016 erstmals sein Team aufs Feld führen durfte, war der Wiener sprachlos vor Stolz.
Ein Blick zurück zeigt: Einmal hat sich die heikle Kapitänsfrage auch besser gelöst als erwartet. Groß war die Verwunderung, als Trainer Hickersberger Steffen Hofmann nach nur einer Saison für Rapid zum Spielführer ernannte. Nach nur kurzer Anlaufphase wurde der Deutsche zum Inbegriff des Kapitäns mit vielen Aufgaben auf und abseits des Platzes.
Noch zwei Fragezeichen
Geklappt hat im Gegensatz zum Schwab-Poker die Verlängerung mit Paul Gartler. Der Ersatzgoalie bleibt zumindest noch ein Jahr.
Damit sind (noch) zwei Kaderspieler vertragslos: Tobias Knoflach, der zuletzt Tormann Strebinger vertreten hat, und Lion Schuster (Kapitän der Amateure). Mit den beiden Langzeitrapidlern laufen Verhandlungen.
Kommentare