Rangnick vor EM-Start: "Deshalb liebe ich meine Mannschaft so sehr“

Rangnick vor EM-Start: "Deshalb liebe ich meine Mannschaft so sehr“
Gelassen, entspannt und genau am Punkt präsentierte sich der österreichische Teamchef am Freitag in Berlin.

Ralf Rangnick ist in seiner Mitte. Am Montag erfolgt der EM-Auftakt in Düsseldorf gegen Frankreich. Und obwohl der Teamchef am Sonntag, wie immer am Tag vor einem Spiel, bei einer Pressekonferenz Auskunft erteilen wird, nahm sich der 65-Jährige auch am Freitag ausführlich Zeit, um seelenruhig Fragen der Medienvertreter zu beantworten.

Ist so viel Gelassenheit ein Zeichen dafür, dass hinter den Kulissen alles nach Plan läuft? Völlig entspannt sprach Rangnick über ...

... die Entscheidung, den Bayern abzusagen: Das war beruflich die schwierigste Entscheidung, die ich bisher zu treffen hatte. Ich hab’ sie damals so getroffen wie sie sich richtig angefühlt hat, und sie fühlt sich immer noch richtig an, wenn ich meine Jungs jeden Tag beim Training sehe. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich zweieinhalb Monate lang zwei Jobs parallel auf dem Niveau ausüben lassen, auf denen man ihnen gerecht werden muss. Irgendetwas hätte darunter gelitten und auch die Spieler hätten ein feines Gespür dafür, ob ihr Teamchef mit vollem Fokus bei der Sache ist.

... die Entwicklung seiner Mannschaft seit seinem Amtsantritt: Wir sind um einiges weiter als damals. Zunächst ging es darum, die Spieler kennenzulernen, seither haben wir immer wieder neuen Spielern eine Chance gegeben. Zugleich ging es darum, die Mannschaft spielerisch und taktisch zu entwickeln. Dass das passiert ist, ist offenkundig. Ich bin bisher sehr zufrieden, mir ist aber auch klar, dass es am Montag neu beginnt. Das wird eine andere emotionale Gemengelage.

... den Stand der Vorbereitung: Wir sind froh, dass wir nahezu perfekte Platzbedingungen und keine weiteren Verletzten haben. Wir konnten bisher alles machen, was wir uns vorgenommen haben. Auch vom Wetter her ist es okay, es fängt immer erst zu regnen an, wenn wir fertig sind. Es gibt nichts zu meckern, alles passt.

... Inhalte der Trainingseinheiten: Am Donnerstag gings um unseren Ballbesitz, heute um Umschalten in beide Richtungen, am Samstag um das Spiel im Ballbesitz des Gegners. Im Anschluss an jedes Training haben wir uns intensiv mit Standardsituationen beschäftigt.

... Verteidiger Gernot Trauner, der am Freitag bereits zum vierten Mal eine Trainingseinheit ausgelassen hat seit Beginn der EM-Vorbereitungen in Windischgarsten: Wir hatten das mit Gernot so besprochen, dass wir es genauso handhaben, wie er es bei Feyenoord Rotterdam tut. Dass man nach zwei Trainingseinheiten immer mal wieder eine dabei hat, wo er sich schonen kann und die Belastung nicht zu hoch wird. Im geht es gut und er wird am Samstag normal trainieren.

... die Meldung, wonach im französischen Team der Schnupfen umgeht: Ich höre das zum ersten Mal, mir ist es aber auch nicht wichtig, weil wir uns mit beschäftigen. Und selbst wenn beim Gegner der eine oder andere Spieler ausfallen sollte, dann ist Frankreich sicher die Nation, die auf jeder Position dreifach topbesetzt ist.

... seiner Vorstellungen bezüglich der Aufstellung seiner Mannschaft am Montag: Wir haben eine Idee, aber es gibt auf verschiedenen Positionen richtig gute Alternativen, daher hängt es auch davon ab, welche Eindrücke wir im Training gewinnen. Es ist nicht so, dass wir seit einer Woche festgelegt haben, mit wem wir spielen.

... die Qualität des Gegners Frankreich hat von der individuellen Qualität in der Spitze wie in der Breite für mich den besten Kader aller EM-Teilnehmer. Ich sehe selbst auf der ganzen Welt nicht viele Nationen, die so überragend besetzt sind auf allen Positionen.

... die eigenen Chancen gegen dieses Weltklasseteam: Wir müssen als Mannschaft besser sein, besser im Umschaltspiel und letztlich in den entscheidenden Momenten auch die Tore machen. Ich bin überzeugt, dass wir das schaffen können, dass wir in der Lage sind, auf diesem Niveau zu spielen.

... die Einschätzung, Österreich sei Geheimfavorit auf den Titel: Es spielt überhaupt keine Rolle, als was wir gesehen werden, weil es uns nicht dabei hilft, Spiele zu gewinnen. Wir müssen uns darauf konzentrieren, was uns auszeichnet. Wir waren in der Qualifikation die Mannschaft mit den meisten Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte von allen und gleichzeitig ist Frankreich eine Mannschaft, die gerne zockt, die gerne spielt und von hinten rauskombiniert. Insofern muss das kein Nachteil sein, wir wissen aber natürlich, dass sie das auf sehr hohem Niveau tun. Wir müssen unsere bisher besten Leistungen noch übertreffen, um das Spiel zu gewinnen.

... die Möglichkeit, auch gegen Frankreich mit einem schnellen Tor zu überraschen: Wir haben den Jungs immer wieder Ideen mitgegeben, aber mir gings etwa gegen die Slowakei im März so wie allen anderen auch. Bei dem Tor nach fünf Sekunden von Christoph Baumgartner habe ich meine Co-Trainer gefragt, ob das gerade tatsächlich passiert ist. Auch deshalb liebe ich meine Mannschaft so sehr, weil sie selbst mich als Teamchef immer wieder mit solchen Aktionen überrascht.

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