Ausgerechnet beim ÖFB-Team: Das Kreuzband-Dilemma im Frauenfußball

Manuela Zinsberger, Sarah Zadrazil, Marie Höbinger und Lilli Purtscheller
Seit dem letzten Match erlitten vier ÖFB-Spielerinnen einen Kreuzbandriss. Wie das Team den Schock vor dem Nations-League-Play-off gegen Tschechien verarbeitet.

Die positive Nachricht vorweg. Barbara Dunst ist, wie ihre Bayern-Kollegin Katharina Naschenweng, Köln-Legionärin Celina Degen und Marina Georgieva, zurück beim Team in Bad Erlach, wenn auch nur für Trainingszwecke. Die 28-jährige Dunst ist nach ihrem Kreuzband-Schock Ende 2024 auf den Rasen zurückgekehrt.

Doch die Negativserie scheint nicht zu reißen. Die junge Offensivspielerin Lilli Purtscheller schrieb sich im Juli in die Liste der ÖFB-Kreuzbandpatientinnen ein, Mittelfeldmotor Sarah Zadrazil im September, die England-Legionärinnen Marie Höbinger und Manuela Zinsberger im Oktober.

Nicht nur, aber auch vor dem Nations-League-Play-off gegen Tschechien (Freitag, 17.30 Uhr und Dienstag, 18 Uhr/beide live ORF 1) eine Hiobsbotschaft nach der anderen. Immerhin geht es um den Verbleib in Liga A der Nations League und um eine gute Ausgangsposition für die WM-Qualifikation. Das ist das große Ziel der ÖFB-Frauen unter Teamchef Alexander Schriebl.

Gegen Tschechien ist Österreich klarer Favorit. „Wir können die Ausfälle als Mannschaft gut ausgleichen“, ist Abwehrspielerin Claudia Wenger nach den ersten Teamtrainings optimistisch. Gerade mit den erfahrenen Spielerinnen fehlen aber auch mental wichtige Stützen. 

„Es ist natürlich schwer, so große Persönlichkeiten zu kompensieren“, sagt Stürmerin Eileen Campbell. „Es sind aber immer noch viele erfahrene Spielerinnen da und für junge ergibt sich jetzt die Chance, eine wichtige Rolle zu übernehmen.“

Kreuzbandrisse und Frauenfußball

Doch Kreuzbandrisse sind ein hartnäckiges Thema im Frauenfußball und insbesondere auch bei den ÖFB-Frauen. Auch die Teamspielerinnen haben es im Kopf, sagt Campbell, „weil es zur Zeit in einem Umfang passiert, den wir so noch nicht erlebt haben. Man kann immer Theorien aufstellen. Das ist allerdings nicht unsere Aufgabe.“

Tatsächlich: Frauen, insbesondere im Fuß- oder Handball, haben ein zumindest doppelt so hohes Risiko wie Männer, einen Riss des vorderen Kreuzbandes zu erleiden, heißt es in medizinischen Studien. Woran das liegt? „Anatomische Gründe wie eine Neigung zu leichten X-Beinen bei Frauen, eine engere knöcherne Führung des Kreuzbandes, weniger Muskelmasse, schwächeres Bindegewebe“, fasst Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln gegenüber der dpa die bisher erforschten Ursachen zusammen. So sei das Kreuzband meist dünner bei Frauen. Hormonelle Einflüsse können es zusätzlich schwächen. 

Oft gebe es eine etwas andere Bewegung, Haltung, Mechanik und Abläufe aufgrund der gegebenen anatomischen und physiologischen Struktur als bei Männern – „was auch eine erhöhte Belastung des Kreuzbandes bedingt“, so Froböse weiter.

Auch Stress könnte ein Faktor sein, mutmaßt DFB-Fußballmediziner Leonard Achenbach. Selbst das Schuhwerk soll genauer unter die Lupe genommen werden.

Studien und Forschung

Das Thema beschäftigt jedenfalls den Frauenfußball auf den verschiedensten Ebenen. Die UEFA hat die Forschung der Ursachen zur obersten Priorität ihrer Medizinabteilung erklärt. Und die FIFA finanziert an der englischen Universität Kingston eine Studie zum Einfluss des Menstruationszyklus auf Verletzungsrisiken.

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