Das LASK-Dilemma: Eine Weltauswahl, die keine Mannschaft ist
Wären die Spieler des LASK auf dem Rasen nur annähernd so energisch wie Goalie Jörg Siebenhandl bei den Interviews, die Linzer würden in der Tabelle wohl deutlich besser dastehen.
Mit drei mickrigen Zählern findet sich der selbst ernannte Spitzenverein nach sechs Runden an der vorletzten Stelle wieder, weshalb Siebenhandl nicht zum ersten Mal in dieser noch jungen Saison vor dem Mikrofon der Kragen platzte.
5 Niederlagen in Folge
„Es kotzt mich schon langsam an, dass wir es nicht schaffen, Spiele zu gewinnen, in denen es um so viel geht“, polterte der Goalie nach dem 0:1 im Duell mit dem Stadtrivalen Blau-Weiß Linz, das die Krise des LASK prolongierte.
Der Conference-League-Starter hat damit die letzten fünf Ligapartien verloren.
Auch Markus Schopp konnte die ernste allgemeine Verunsicherung nicht auf die Schnelle beheben. Der erhoffte Befreiungsschlag unter dem neuen Cheftrainer blieb aus.
Schopp erkannte eine Mannschaft mit schweren Beinen und der Angst vor Fehlern und dem Versagen. „Die bisher gespielten Spiele haben ihren Impact“, befand der 50-Jährige nach dem missglückten Einstand auf Sky.
Fehlerkette
Die 0:1-Pleite im Linzer Derby deckte die Probleme des LASK einmal mehr schonungslos auf. Mit dem intensiven, forschen und robusten Spielstil zog Blau-Weiß Linz dem LASK sichtlich den Nerv und zwang den Gegner zu Fehlern.
So entstand auch das 1:0 durch Ronivaldo, der nach einem Patzer der Linzer im Aufbauspiel zur Stelle war.
Schwächste Defensive
Gerade diese Schwäche zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison der Schwarz-Weißen. Mit bereits zwölf Gegentoren stellt der LASK die schlechteste Abwehr der Liga.
„In der Defensive verlieren wir Zweikämpfe. Am Ende des Tages ist das noch viel zu wenig. Unser eigener Anspruch muss höher sein“, sagte Markus Schopp.
Der Steirer kündigte indirekt bereits personelle Rochaden an. „In schwierigen Momenten muss man die richtigen Charaktere finden, die den Weg mitgehen.“ Von diesen Charakterdarstellern und Führungsspielern finden sich bislang im aufgeblähten Linzer Kader aber nur wenige.
Zwölf Nationen
Wie denn auch. Der LASK wirkt wie ein bunt zusammengewürfelter Haufen und nicht wie ein gezielt formiertes Fußballteam. Als hätte ein Sportdirektor wahllos im großen Transferteich die Angel ausgeworfen und jeden Spieler an Land gezogen, der ihm an den Haken ging.
Im Linzer Derby fanden sich Fußballer aus neun Nationen (Kroatien, Frankreich, Nigeria, Kosovo, Montenegro, USA, Deutschland, Österreich, Serbien) in der LASK-Startelf, im Laufe der Partie wechselte Schopp noch einen Ukrainer, einen Niederländer und einen Kanadier ein – diese Linzer Weltauswahl fremdelt bislang auf dem Platz.
Die willkürliche Zusammensetzung der Mannschaft verfolgt den LASK auch in den Europacup. Weil zu wenig Eigenbau-Spieler im Kader aufscheinen, konnte der Verein nur 23 statt der möglichen 25 Spieler für die Conference-League melden.
Neo-Cheftrainer Markus Schopp ist sich bewusst, worauf er sich beim LASK eingelassen hat und dass die Mannschaft schleunigst zusammenwachsen muss. „Das passiert nicht durchs Zuschauen und Hoffen, sondern geht nur mit harter Arbeit.“
Da hilft es, dass die für die Dienstag angesetzte Cuppartie gegen Mauer um eine Woche verschoben wurde (neuer Termin: 24.9./18 Uhr).
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