Alex Kristan liebt den Fußball, aber mit dem ÖFB-Team hat er Mühe

Alex Kristan deutet durchs Gasthausfenster auf das versperrte Mödlinger Kleinstadion, das einst Bundesliga-Schauplatz war. „Dort durfte ich im Mödlinger Nachwuchs stürmen, nachdem sie mich von Admira hergegeben haben.“ Heute ist der Mann, der als 13-Jähriger der Admira zu wenig talentiert schien und der mit 18 seiner Kicker-Karriere in der Kottingbrunner „Revue“ (= Reserve) beendete, populärer als die meisten Bundesligaprofis.
Videos, in denen Kristan mit Sportler-Parodien die Lachmuskeln seiner 186.0000 Follower strapaziert, werden quer durch die Online-Welt geschickt. Die Liveshows des mit dem österreichischen Kabarettpreis 2023 Ausgezeichneten sind über Monate ausverkauft.
Als Bua, erzählt Kristan, habe er nebst Fußball nur Blödsinn im Schädel g’habt. Und noch während seines ersten Jobs in einem Autohaus saß ihm der Schalk im Nacken. Als er die Stimme des abwesenden Chefs so gut nachahmte, dass er verspätet kommende Sekretärinnen, die den Chef erst zu Mittag erwarteten, einen gehörigen Schreck einjagte. Worauf man ihm riet, sein Talent auf Bühnen zu nützen.
Zunächst aber war Kristan zwei Jahre als Formel-1-Reporter für Privatradios unterwegs. Kollegial unterstützt von einer ORF-Legende. „Heinz Prüller war der Einzige, der ohne anklopfen von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone reing’lassen wurde. Prüller hat mir sehr viel geholfen.“ Ihn und Prüllers Idol Niki Lauda hat Kristan stimmlich wie mimisch bis zum Verwechseln ähnlich imitiert. Worüber Lauda besonders herzlich lachen konnte.
Hans Krankl reagiert zurückhaltend auf die Parodien
Nicht alle freilich finden Parodien über sich lustig. Zwar fällt Herbert Prohaska zum Wuchtel-Akrobaten im gemeinsam mit Hans Krankl und Rainer Pariasek herausgegebenen Buch auf Seite 156 durchaus Wohlwollendes ein. Co-Autor Krankl indes beschränkt sich auf drei Sätze: „Ich will nicht empfindlich sein. Aber dieses Thema ist für mich erledigt. Mehr will ich zu diesem Herrn nicht sagen.“ Besagter Herr („Eigenironie hat man oder nicht“) reagiert gelassen. Der Blutdruck stieg und die Humorbereitschaft sank bei Kristan nur, als ihn der wenig unterhaltsame Spielstil der Nationalelf in der Ära von

Franco Foda nervte und er den mittlerweile Ex-ÖFB-Teamchef auf Facebook durch den Kakao zog. Ralf Rangnick, sagt Kristan, hole viel mehr heraus „aus unserer starken Nationalmannschaft“. Allerdings wüsste er in ihren Reihen kaum einen, der sich zum Parodieren eigne. Zumal die aktuelle Generation schon von der Jugend weg zum Phrasendreschen erzogen wird.
Marko Arnautovic ist einer der letzten Typen mit Ecken und Kanten. Innerhalb wie außerhalb des Feldes für Unerwartetes gut. Kristan: „Marko ist mein Lieblingsspieler.“ Und wer ist Kristans Lieblingsklub? Für den Italien-Fan, der Original-Trikots der Squadra Azzurra, darunter das von Andrea Pirlo, hütet wie einen Goldschatz, war das immer schon Inter. „Und in Österreich ist das für mich seit jeher Rapid.“
Beim Derby am Sonntag wird Kristan vor Ort sein. Um unbedingt Rapids ersten Sieg im (mittlerweile auch schon acht Jahre alten) neuen Rapid-Stadion gegen Austria mitzuerleben. Oder wie’s ein von ihm parodierter Ex-Rapidler sagen würde: „Alles andere ist primär.“
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