Last-Minute-Remis für Rapid gegen Kiew

Rapide Aufholjagd: Kapitän Trimmel traf kurz vor dem Ende zum 2:2.
Ein Tor von Trimmel in der 94. Spielminute beschert den Hütteldorfern ein 2:2.

Wird der 3. Oktober 2013 einmal als der Anfang vom Ende einer Epoche in der Rapid-Geschichte gelten? Erstmals nach elf Jahren in Hütteldorf musste Steffen Hofmann – obwohl der Kapitän fit ist – in einem wichtigen Spiel 90 Minuten die Bank drücken.

„Aus taktischen Überlegungen und weil Steffen gerade nicht so gut drauf ist“, erklärte Rapid-Trainer Zoran Barisic die Maßnahme, die in Hütteldorf beinahe als Gotteslästerung durchgeht. Um die Zeitenwende zu verdeutlichen, gab der 18-jährige Schaub den Spielmacher.

Und weil der Poker spät, aber doch aufgegangen ist, darf sich Barisic zu seinem Mut gratulieren lassen. Ebenso wie zu seinem beinahe sturen Festhalten an Stephan Palla. Der Linksverteidiger irrte beim 2:4 gegen den WAC durch die Gegend – und durfte trotzdem gegen Kiews Star Jarmolenko antreten.

Prompt war Palla an beiden Gegentoren in der ersten Hälfte beteiligt. Doch nach der Pause spielte der 24-Jährige groß auf und legte beide Tore mustergültig auf.

Weil das 2:2 in der 94. Minute gelang, bebte das Happel-Stadion – und der Vorverkauf für das Heimspiel gegen Genk (2:1 gegen Thun) brummt. Rapid ist wieder im Rennen.

Zu viel Respekt

Dabei war das Jungmänner-Komitee sichtlich nervös gestartet. Nach nur neun Sekunden verursachte Sonnleitner (mit 26 der älteste Feldspieler) mit einer schlechten Kopfball-Rückgabe einen Eckball für die in Bestbesetzung angetretenen Gäste. Im hektisch vorgetragenen Spiel nach vorne ließ lediglich Schaub Qualität von europäischem Niveau erahnen. So viel Respekt vor Kiew wäre aber nicht nötig gewesen. Denn die im Sommer um 46 Millionen Euro zugekaufte Qualität ergibt Anfang Oktober noch keine überragende Mannschaft.

Nach 19 Minuten und einem Eckball hatte Rapid durch Trimmel sogar die Chance auf die Führung. Wie Effizienz auf Ukrainisch aussieht, zeigte Dynamo in Minute 30: Eine Hereingabe von Tremoulinas kreuzte den Strafraum. Palla hatte Jarmolenko aus den Augen verloren – ein trockener Abschluss brachte mit dem ersten Schuss aufs Tor das 0:1.

Die Hütteldorfer ließen nun jegliches Selbstvertrauen vermissen und schenkten Dynamo den Doppelpack: Palla wollte befreien, schoss aber Mitspieler Dibon ins Gesicht – 0:2 (33.). So kann man sich auch selbst schlagen.

Mbokani, alleine vor Novota, hatte die Vorentscheidung auf dem Fuß (38.). Erst in der 45. Minute zeigten die Rapidler, dass sie auch kicken können. Burgstaller schoss nach feiner Sabitzer-Vorarbeit drüber.

Die nächste schöne Aktion verwertete der Teamspieler nach 53 Minuten. Palla flankte perfekt auf Burgstaller, der volley traf – 2:1.

Plötzlich wackelte Kiew – auch Teamverteidiger Aleksandar Dragovic in seinem persönlichen Derby. In nur fünf Minuten hätte Rapid das Spiel drehen können: Boyd (54.), Schaub (56.) und Burgstaller (57.) scheiterten, auf der Gegenseite verstolperte Lens (58.).

Erst als sich Burgstaller verletzte (ein Befreiungsschlag von Dragovic traf ihn am Knöchel, die erste Diagnose lautet Bändereinriss), riss der Faden. Mit einer tollen Parade von Goalie Kowal nach einem Freistoß von Petsos schien das Spiel verloren (82.). Doch noch einmal tankte sich Palla durch und Christoper Trimmel versenkte per Kopf – 2:2.

Wien, Ernst-Happel-Stadion, 34.800, SR Michael Leslie Dean (ENG)

Tore:
0:1 (30.) Jarmolenko
0:2 (34.) Dibon (Eigentor)
1:2 (53.) Burgstaller
2:2 (94.) Trimmel

Rapid: Novota - Trimmel, Sonnleitner, Dibon, Palla - Petsos, Behrendt - Burgstaller (74. Grozurek), Schaub, Sabitzer - Boyd

Kiew: Kowal - Danilo, Chacheridi, Dragovic, Tremoulinas - Veloso, Sidortschuk (46. Vukojevic) - Jarmolenko, Belhanda (74. Haruna), Lens (88. Gusew) - Mbokani

Gelbe Karten: Sonnleitner, Behrendt, Boyd, Schaub bzw. Sidortschuk, Vukojevic, Kowal

Tabelle

Mit 34.800 Zuschauern musste sich Rapid der Wiener Austria im Fan-Match geschlagen geben. Die Favoritner kamen in der ersten Runde der Champions League gegen den FC Porto auf eine offizielle Zuschauerzahl von 37.500.

Viele aus dem harten Kern der Rapid-Fans machten sich nicht nur durch die gute Stimmung, sondern auch durch wüste Beschimpfung von Teamspieler Aleksandar Dragovic bemerkbar. Der Kiew-Verteidiger wurde wegen seiner Austria-Vergangenheit weit unter der Gürtellinie verbal attackiert. "Die Rapid-Fans haben ihre Mannschaft unterstützt, ich habe mich auf mein Spiel konzentriert", sagte Dragovic nach der Partie.

Ein Pfeifkonzert bekam der Wiener auch, als er Burgstaller angeschossen hatte, der Rapidler überknöchelte und verletzt hinaus musste. Der erste Schütze des ersten Tores der Rapidler sagte: „Der Punkt war verdient, so wie wir in der zweiten Hälfte aufgetreten sind.“

Christopher Trimmel war nach seinem Treffer zum 2:2 glücklich: „Man darf sich nie aufgeben. Ich bin froh, dass wir am Ende belohnt worden sind. Wir haben in der zweiten Hälfte einen großen Aufwand betrieben, es war schon sehr anstrengend. Das gibt uns jetzt viel Energie.“

Rapid-Stürmer Terrence Boyd hofft, „dass jetzt der Knoten geplatzt ist. Es ist schon bitter, wenn man so ein Eiertor zum 0:2 bekommt. Aber wir sind als eine andere Mannschaft aus der Kabine gekommen.“

Dragovic sagte, dass seine Mannschaft "aufgrund der zweiten Hälfte den Sieg sicher nicht verdient hat". Über den Einbruch nach der Pause kann er nur rätseln: "Wir müssen uns selbst an die Nase fassen. Ich habe keine Ahnung, warum wir so eingebrochen sind."

Gruppe A:
Kuban Krasnodar - Valencia 0:2 (0:0)
Tore: Paco Alcacer (73.), Feghouli (81.)

Swansea City - FC St. Gallen 1:0 (0:0)
Tor: Routledge (52.)

Gruppe B:
Ludogorez Rasgrad - Dinamo Zagreb 3:0 (2:0)
Tore: Juninho (12.), Misidjan (34.), Djakow (61.)

Tschernomorez Odessa - PSV Eindhoven 0:2 (0:1)
Tore: Depay (13.), Jozefzoon (88.)
Odessa: Berger spielte durch

Gruppe C:
Esbjerg - Red Bull Salzburg 1:2 (0:2)

IF Elfsborg - Standard Lüttich 1:1 (1:0)
Tore: Claesson (23.) bzw. Mujangi Bia (62.)

Gruppe D:
Rubin Kasan - Zulte Waregem 4:0 (0:0)
Tore: Duplus (60./Eigentor), Jeremenko (73.), Rjasanzew (81.), Natcho (89.)

Wigan Athletic - NK Maribor 3:1 (2:0)
Tore: Powell (22., 91.), Watson (34.) bzw. Tavares (60.)

Gruppe E:
Dnjepr Dnjepropetrowsk - ACF Fiorentina 1:2 (0:0)
Tore: Selesnjow (57./Elfmeter) bzw. Gonzalo Rodriguez (53./Elfmeter), Ambrosini (73.)
Gelb-Rot: Pizarro (86./Fiorentina)

Pacos de Ferreira - Pandurii Targu Jiu 1:1 (0:1)
Tore: Rui Miguel (49.) bzw. Momcilovic (5.)

Gruppe F:
APOEL Nikosia - Eintracht Frankfurt 0:3 (0:1)
Tore: Alexandrou (27./Eigentor), Lakic (59.), Jung (66.)

Girondins Bordeaux - Maccabi Tel Aviv 1:2 (0:0)
Tore: Jussie (48.) bzw. Itzhaki (71.), Mikha (80.)

Gruppe G:
Rapid Wien - Dynamo Kiew 2:2 (0:2)

KRC Genk - FC Thun 2:1 (0:0)
Tore: Gorius (55.), Vossen (63.) bzw. Martinez (93.)

Gruppe H:
FC Sevilla - SC Freiburg 2:0 (0:0)
Tore: Perotti (63./Elfmeter), Bacca (91.)
Rote Karte: Diagne (62./Freiburg)

Slovan Liberec - Estroril Praia 2:1 (1:1)
Tore: Sural (15.), Kovac (62.) bzw. Leal (45.)
Gelb-Rot: Bruno Miguel (38.), Sackey (83./beide Liberec)

Gruppe I:
HNK Rijeka - Betis Sevilla 1:1 (1:1)
Tore: Benko (10.) bzw. Cedric (14.)

Olympique Lyon - Vitoria Guimaraes 1:1 (0:1)
Tore: Gonalons (53.) bzw. Maazou (39.)
Gelb-Rot: Maazou (95.)

Gruppe J:
Legia Warschau - Apollon Limassol 0:1 (0:0)
Tor: Sangoy (56.)

Trabzonspor - Lazio Rom 3:3 (3:1)
Tore: Yusuf (12.), Mierzejewski (22.), Paulo Henrique (35.) bzw. Onazi (29.), Floccari (84., 85.)
Trabzonspor: Janko Ersatz

Gruppe K:
Anschi Machatschkala - Tottenham Hotspur 0:2 (0:2)
Tore: Defoe (34.), Chadli (40.)

Tromsö IL - Sheriff Tiraspol 1:1 (0:0)
Tore: Ondrasek (65.) bzw. Ricardinho (87.)
Rote Karte: Melli (73./Tiraspol)

Gruppe L:
Schachtar Karagandy - Maccabi Haifa 2:2 (2:0)
Tore: Finontschenko (40.), Tasarow (45.) bzw. Ezra (54.), Turgeman (79.)

AZ Alkmaar - PAOK Saloniki 1:1 (0:0)
Tore: Gouweleeuw (82.) bzw. Salginpidis (93.)

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