Jung-Papa Posch vor der EM: "Die Prioritäten haben sich verschoben"
2024 ist bisher das Jahr für Stefan Posch. Mit seinem Verein FC Bologna qualifizierte er sich nach einer außergewöhnlichen Saison für die kommende Champions League, privat durfte sich der 27-Jährige im März gemeinsam mit seiner Frau über einen Sohn freuen.
Familie Posch lebt in der Innenstadt von Bologna, fühlt sich dort sehr wohl und genießt das italienische „Dolce Vita“. Bei der EURO hat der Verteidiger mit Österreich einiges vor.
KURIER: Wie ist das werte Wohlbefinden?
Stefan Posch: Ich bin gesund und fit, das ist vor der EURO das Wichtigste.
Wie würden Sie die Saison bisher bilanzieren?
Es war einfach eine sehr gute Saison, mit tollen Ergebnissen. Wir haben die Ziele mit dem Verein übertroffen.
War in Bologna das Erreichen der Champions League wirklich das Ziel?
Nein, das sicherlich nicht. Vor der Saison wäre das Ziel Champions League schon unrealistisch gewesen. Aber es gibt einige Gründe, warum es so gut für uns gelaufen ist.
Welche?
Vor allem das Mannschaftsgefüge, die Energie innerhalb des Teams, die Art, wie wir Fußball spielen, wie wir uns im Laufe der Saison entwickelt haben. Und natürlich haben wir auch Qualität.
Sie haben ein gutes Standing in Bologna. Wie haben Sie sich als Persönlichkeit und als Fußballer entwickelt?
Ich habe eine bessere Saison als zuletzt gespielt, auch wenn ich in der vergangenen mehr Tore erzielt hatte. Vor allem spielerisch habe ich einen Schritt nach vorne gemacht. Wir haben außerdem viele junge Spieler im Team, da konnte ich als einer der Älteren meine Erfahrung gut weitergeben.
Sind Sie ein lauter Leader?
Nein, ich bin kein Spieler, der unnötig herum schreit. Ich sage meine Meinung, gebe einen Rat und versuche weiter zu helfen.
Wie ist die Stimmung in Bologna rund um den Klub?
Es herrscht Ausnahmezustand.
Fußball in Italien – muss man das als Spieler erlebt haben?
Ja. Die Menschen sind verrückt nach Fußball, es ist etwas ganz Besonderes hier.
Können Sie sich in Bologna noch frei bewegen?
Das schon. Klar wird man erkannt, die Leute sind aber freundlich und respektvoll.
Privat hat sich einiges getan. Wie geht es Ihnen als Papa?
Das verändert jeden Menschen, wenn man Elternteil wird. Wir sind sehr happy und genießen es.
Bekommen Sie genug Schlaf?
Ich schon, meine Frau nicht immer so (lacht). Es kommt natürlich auch noch dazu, dass ich durch unsere Spiele immer mal wieder weg von daheim bin.
Sind Sie ruhiger und zufriedener geworden durch den Nachwuchs?
Die Prioritäten haben sich verschoben, man nimmt andere Dinge vielleicht nicht mehr so dramatisch.
Viele Spieler leben außerhalb von Bologna, Sie wohnen als Familie in der Innenstadt. Bleibt das so?
Ja, wir haben nicht vor woanders hinzuziehen. Ich bin ja durch Auswärtsspiele öfters weg, und da ist es für meine Frau einfacher. Wir machen alles zu Fuß, brauchen fast nie das Auto, das macht vieles leichter. Und die Innenstadt von Bologna ist auch wirklich sehr schön. Wir gehen gerne auf einen Kaffee, daher bietet sich das an.
Wie sehr sind Sie Italiener im Lebensstil?
Ein bissl habe ich mich verändert. Wir essen später, auch wenn wir für italienische Verhältnisse immer noch früh dran sind. Italiener leben das Leben ein wenig mehr, das gefällt mir. Auch die Mode ist cool, in Bologna gibt es auch viele Geschäfte dafür.
Was gefällt Ihnen an den Menschen in Italien?
Werte und Kultur sind nicht so unterschiedlich zu unseren Breiten. Sie gehen gerne aus, genießen, kleiden sich gut, verbringen viel Zeit mit der Familie. Und sie gehen gerne ans Meer. Und in Bologna ist das Wetter im Schnitt besser als bei uns. Nur im Sommer ist es brutal – da müssen wir in der Früh trainieren, sonst wäre es nicht auszuhalten.
Ist die Vorfreude auf die Champions League im kommenden Herbst schon groß?
Auf jeden Fall, aber es dauert noch bis dahin, jetzt kommt einmal die EURO.
Apropos. Was trauen Sie Österreich trotz der vielen Ausfälle zu?
Sehr viel, es ist alles möglich für uns. Wir haben das schon in den letzten Spielen und Monaten gezeigt, wozu wir imstande sind. Bei einem Turnier weiß man nie, was passiert, aber ich bin sehr zuversichtlich.
Wie kann man die Ausfälle verkraften?
Das trifft uns schon hart, aber jammern bringt nichts. Unsere Stärke war schon immer das Team und der Zusammenhalt. Das muss auch jetzt bei der EURO wieder unsere Stärke sein.
Wie angenehm ist die Klarheit, dass Ralf Rangnick Teamchef bleibt?
Das war für alle gut. Noch besser ist, dass er sich ausnahmslos für uns entschieden hat.
Hat sich Ihr Standing im Team auch positiv verändert? Rangnick hat in Marbella mit einer Taktik-Einheit gewartet, bis Sie zum Team stießen.
Ich denke schon, dass sich das Standing verändert hat. Aber dafür muss auch meine Leistung stimmen. Ich glaube, dass ich ein zuverlässiger Spieler bin.
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