So lange haben die Verantwortlichen bei Rapid noch nie mit sich gerungen. Mehr als 68 Stunden waren zwischen dem Schlusspfiff im Lavanttal und dem offiziellen Schlusspfiff für Didi Kühbauer vergangen. Es hat sich mit dem 1:4 gegen den WAC angedeutet und durch die Reaktionen noch verstärkt: Es konnte bei Rapid nicht zur Tagesordnung übergegangen werden.
Trotzdem gab es für Didi Kühbauer noch Hoffnung, auf dem wackelnden Trainerstuhl zu bleiben. Einen von sich aus in den Raum gestellten Rückzug sollte es nicht geben, weil der 50-Jährige noch an die Wende glaubte. Und auch die Verantwortlichen waren nicht sofort sicher, dass ein Neuer her muss.
Zum einen, weil für Präsident Martin Bruckner „Kontinuität“ mehr als ein Wahlkampfgag ist. Zum anderen, weil die Verantwortlichen dankbar waren. Für den Wiederaufbau, für zwei zweite Plätze sowie Qualifikationen für die Europa League. Und auch für seine Solidarität während der Corona-Krise (Stichwort Lohnverzicht).
Für Zoran Barisic war es schon hart genug, einen alten Freund zu verabschieden. Was vielleicht andere Sportdirektoren schon begonnen hätten, um Zeit zu sparen, war von ihm deshalb nicht zu erwarten: konkrete Verhandlungen mit einem der Nachfolgekandidaten, solange Kühbauer noch im Amt ist.
Das hätte der 50-Jährige nicht übers Herz gebracht. Es ist somit nicht abzuschätzen, wann das Duo Hofmann/Hickersberger wieder in die zweite Reihe rückt. Vielleicht in einer Woche, oder auch erst in der Winterpause. Was definitiv schon da ist: eine Liste mit Kandidaten.
Markus Schopp
Der Steirer hat bei Hartberg mit kontinuierlichem Aufbau und attraktivem Spielstil Werbung in eigener Sache betrieben. Der Name des 47-Jährigen ist bei Rapid schon vor dessen Wechsel zu Barnsley gefallen. Dass das Engagement in der 2. englischen Liga mit einem stärker auf Ballbesitz ausgerichteten Ansatz als bei den Vorgängern (Ismaël und Struber) nach nur vier Monaten gescheitert ist, nimmt Schopp nicht aus dem Rennen. Allerdings müsste der frühere Kühbauer-Assistent (beim SKN) noch den bis 2024 laufenden Top-Vertrag in Barnsley auflösen.
Marcel Koller
Bereits zum Ende der ÖFB-Teamchef-Ära des Schweizers gab es Überlegungen, ob der Gentleman zu Rapid zu lotsen wäre. Das 61-jährige Geburtstagskind hat sich zwar mit seiner von Wien begeisterten Frau in Laax ein Haus gebaut, aber zur Ruhe setzen will er sich nicht. Koller hätte die Gelassenheit und das Standing für einen langfristigen Aufbau. Offen ist, ob die Grünen auch das Gehalt Kollers stemmen könnten.
Andreas Herzog
Was wäre eine Rapid-Trainersuche ohne den 53-Jährigen? Sein Name fällt immer, mittlerweile bringt der Fan-Liebling auch erste Erfahrungen als Klubtrainer mit. Der Vertrag mit der Admira ist natürlich ein Hindernis, allerdings gibt es einen Joker. Michael Tojner wollte, als der Milliardär eine Präsidentschaftskandidatur überlegte, Herzog als starken Mann für den Sport verpflichten. Die beiden sind als Tennispartner in Verbindung geblieben. Wenn alle Beteiligten das wollen, könnte Tojner das Finanzielle erledigen.
Bei Rapid wurde öfters diskutiert, ob das 4-4-2 mit Raute nicht auch zum aktuellen Kader passt. Die Top-3 der Liga setzen auf dieses etwas schwieriger umzusetzende System und Feldhofer hat es beim WAC mit Erfolg spielen lassen. Dass der Meister-Verteidiger von 2005 gerade frei wäre, ist nicht unwichtig.
Barisic ist zuzutrauen, den großen Unbekannten auszupacken: einen Konzepttrainer, der weder große Erfolge vorzuweisen hat (sonst wäre er nicht leistbar), noch eine emotionale Verbindung zu den Fans. Einen, den nur der Sportchef auf der Liste hat.
Der in Trainer-Kreisen hochgeschätzte Philipp Semlic kann es allerdings nicht sein. Dem 38-jährigen Lafnitz-Coach fehlt die nötige Trainerlizenz. Der Überraschungskandidat wäre also wohl einer aus dem Ausland.
Kommentare