Corona 1 – UEFA 0: Fragen und Antworten zur EM-Verschiebung

Corona 1 – UEFA 0: Fragen und Antworten zur EM-Verschiebung
Die EURO 2020 findet wegen der Corona-Pandemie ein Jahr später statt. Die Ligen haben Zeit gewonnen.

Die Norweger preschten Dienstagmittag vor. Der Fußballverband verkündete noch vor der offiziellen Bekanntgabe durch die UEFA die Verschiebung der EM um ein Jahr. Aus der EURO 2020 wird die EURO 2021. Schon davor hatte die UEFA EM-Hotels storniert.

Durch die Verschiebung um ein Jahr soll den nationalen Ligen die Chance gegeben werden, die Meisterschaft fertig zu spielen. Stichtag dafür sollte Dienstag, der 30. Juni sein, weil auslaufende Verträge der Spieler größtenteils an diesem Tag mit ihrem jeweiligen Verein enden.

Was geschieht mit der EURO 2020?

Sie wird zur EURO 2021, gespielt wird von 11. Juni bis 11. Juli 2021. Daher hat man auch (noch) Zeit mit den Play-offs, in denen die letzten vier EM-Tickets gelöst werden. Diese wären ja Ende März gespielt worden, auch Österreichs Auftaktgegner wird dabei ermittelt.

Die ÖFB-Spitze zeigt sich absolut einverstanden: „Der ÖFB begrüßt diese Entscheidung, im Zuge derer die UEFA klares Leadership bewiesen hat. Die Solidarität in dieser Situation zeigt, dass im Moment andere Dinge Priorität haben“, meinte Präsident Leo Windtner.

FUSSBALL UEFA EM-QUALIFIKATION: NORDMAZEDONIEN - ÖSTERREICH

Teamchef Franco Foda ergänzte: „Es ist die richtige Entscheidung, in dieser Situation gibt es Wichtigeres als eine EURO. Jetzt gilt es, das Virus einzudämmen, damit wir bald wieder positiv nach vorne schauen können.“

Was geschieht mit der aktuellen Saison der Champions League?

Sie soll, sofern die Corona-Krise rechtzeitig überwunden wird, finalisiert werden. Das Finale von Istanbul wurde jedenfalls auf 27. Juni verschoben. Grundsätzlich möchte die UEFA, dass der laufende Bewerb dort wieder aufgenommen wird, wo er vor kurzem beendet werden musste – sprich mit den Achtelfinal-Rückspielen Manchester City – Real, Juventus – Lyon, Bayern – Chelsea und BarcelonaNapoli.

Die UEFA hat den Plan eines Final-Four-Turniers bzw. eine ersatzlose Streichung des Bewerbes noch nicht vom Tisch gewischt. Alles hängt davon ab, wie schnell die Corona-Krise überwunden wird und Fußball gespielt werden darf.

Was geschieht mit der Europa League?

Es gilt dasselbe Prozedere wie für die Champions League. Das Finale in Danzig wurde auf den 24. Juni verschoben. Für den LASK würde es bedeuten, dass der Tabellenführer in Österreich nach dem 0:5 im Hinspiel immerhin in den Genuss eines Rückspiels bei Manchester United im Old Trafford gelangt.

Uefa will Fußball-EM auf 2021 verschieben

Wie geht es mit den nationalen Ligen weiter?

Vorerst wurde Zeit gewonnen – und zwar fünf Wochen. Österreich hat im Vergleich zu anderen Ligen den Vorteil, dass jeder Verein gegen jeden Gegner zwei Spiele hatte. Es fehlen „nur“ die zehn Partien in der Meister- und der Quali-Gruppe. Mit „englischen Runden“, also zwei Spielen pro Woche, wäre Samstag, der 23. Mai der spätestmögliche Termin, um wieder zu starten. Sollte das abschließende Play-off um den letzten Europacupplatz geopfert werden, könnte auch noch am 30. Mai der Ankick erfolgen.

Werden die Fußballer ihr Gehalt verlieren?

Auf die EURO-Verschiebung folgt am Mittwoch die Krisensitzung der Bundesliga. Sollte das Coronavirus die Fortsetzung in den nun frei gewordenen Wochen verhindern, wird ein Finanzcrash befürchtet.

Sportjurist Thomas Wallentin, der auch Mitglied am Sportgerichtshof CAS ist, vertritt im KURIER-Interview eine noch nicht bekannte Expertise: „Es handelt sich bei der Corona-Pandemie um ein Ereignis, das der ’neutralen Sphäre’ – also weder dem Arbeitgeber, noch dem Arbeitnehmer zuzuordnen ist. Daher spricht vieles dafür, dass den Spielern kein Entgelt zusteht.“

Corona 1 – UEFA 0: Fragen und Antworten zur EM-Verschiebung

Während der Ligapause müssten demnach weder die Vereine noch die Staaten Profifußballer bezahlen. Wallentin plädiert dafür, pragmatisch nach einem Kompromiss zu suchen – etwa mit Kurzarbeit.

Das ausführliche Interview mit Wallentin lesen Sie am Mittwoch auf kurier.at.

Was passiert mit gekauften EURO-Tickets?

Die Bewerbungsfrist für Tickets ist längst abgelaufen. Auch Zigtausende Österreicher haben Karten erhalten. Für Gruppenspiele des ÖFB-Teams gab es etwa Tickets zweier Kategorien um 125 oder 150 Euro pro Karte. Das Geld wird nun retourniert, wie die Kollegen von 90minuten.at herausgefunden haben und wie die AGB verraten.

In diesen heißt es: „Im Falle einer Absage oder Verschiebung des Spiels gelten bezüglich der Rückerstattung des vom erfolgreichen Antragsteller gekauften Tickets folgende Richtlinien: Etwaige Rückerstattungen werden ausschließlich an den erfolgreichen Antragsteller sowie nur in Höhe des vom erfolgreichen Antragsteller für die Tickets bezahlten Kaufpreises geleistet.“

Nicht verantwortlich ist die UEFA für die Rückerstattung der Reisekosten wie Flüge oder Hotels.

Hat die EM-Verschiebung auch auf andere Turniere Auswirkungen?

Ja. Die Copa America war von 12. Juni bis 12. Juli angesetzt und sollte in Argentinien und Kolumbien gespielt werden. Die Südamerikaner sind der UEFA gefolgt und haben ihre Kontinentalmeisterschaft auf 2021 verschoben. Erstens sind viele Spieler, darunter auch die Superstars wie Lionel Messi und Neymar, bis Juni in den europäischen Meisterschaften tätig. Oder untätig – falls die Ligen abgesagt werden.

Außerdem ist das Coronavirus jetzt auch in Südamerika angekommen. Seit Dienstag stehen alle Ligen still, zuletzt sagte Argentinien ab. Auch in Europa sind noch Fragen zu klären: Für den Sommer 2021 wären die U-21-EM der Herren und die Frauen-EM (beide vielleicht mit Österreich) angesetzt.

Kommentare