Das Tauziehen um Stöger geht weiter
Karnevalsverein wird der 1. FC Köln gerne genannt. Weil es beim Traditionsklub häufig drunter und drüber geht; weil der Verein immer unter Strom steht; und weil es in der Stadt am Rhein eigentlich nur zwei Themen gibt: den Karneval und die Geißböcke, wie der 1. FC ebenfalls häufig genannt wird.
Für das närrische Treiben, das seit Tagen rund um Peter Stöger inszeniert wird, tragen die Kölner freilich nicht die alleinige Verantwortung. Das Tauziehen zwischen der Austria und Köln, das bereits vor dem Wochenende begonnen hatte, ging bereits in die x-te Verlängerung. Zum Leidwesen von Stöger, der Bock auf die Geißböcke hat und sich mit dem Verein einig ist: „Ich bin ein stressresistenter Mensch. Aber langsam wird’s zäh.“
Und auch zum Ärger des 1. FC Köln, der gestern beim offiziellen Trainingsauftakt wieder einmal zur deutschen Lachnummer wurde. Eigentlich hätte ja Peter Stöger bereits die erste Einheit leiten sollen, doch stattdessen wurde kurzerhand Tormanntrainer Alexander Bade zum Interimschef befördert, der die neun (!) Kölner Spieler unterhielt. „Es ist mir wichtig, dass wir eine amikale Lösung finden“, sagte Stöger nachdem eine Einigung auch am Montagabend ausblieb. Heute sollen die Verhandlungen weitergehen, noch liegen die finanziellen Vorstellungen allerdings zu weit auseinander (siehe Austria-Manager Kraetschmer unten).
Dass die Austria mit den Kölnern so konsequent um die Ablöse ihres Meistertrainers feilscht, sorgte in den letzten Tagen rund um den deutschen Zweitligisten für extremen Unmut. „Gibt es denn überhaupt keinen Anstand mehr“, polterte etwa die Kölner Tormann-Legende Harald „Toni“ Schumacher in der Bild-Zeitung. Der amtierende Vizepräsident des 1. FC Köln erinnerte die Austria-Funktionäre an das Vorjahr, als Stöger den Veilchen bei der Vertragsauflösung mit Wiener Neustadt sehr entgegenkam. „Schließlich hatte sich Stöger letztes Jahr bei Wiener Neustadt für die Austria selbst aus dem Vertrag rausgekauft. Das ist eine Frage der Ehre – zählt so was denn nicht mehr“, wundert sich Schumacher, der fix mit Stöger plant. „Wir wollen Stöger, und er will zu uns.“
Rarität
Eines muss man dem 47-Jährigen ja lassen: Lange hat er nicht gebraucht, um sich als Trainer auch in Deutschland einen Namen zu machen. Das ist seine zweite Meisterleistung nach dem Titelgewinn gleich im ersten Jahr bei der Austria. Denn ein österreichischer Fußballtrainer schien in der jüngeren Vergangenheit im Ausland gefragt zu sein wie eine schwere Sommergrippe.
Der letzte heimische Chefcoach in der deutschen Bundesliga – Kurt Jara bei Kaiserslautern (2004 bis 2005) – ist längst verjährt, und nach der Vertragsauflösung von Ralph Hasenhüttl bei Aalen und dem Ende von Josef Hickersberger einmonatigem Wüstentrip (Al Wahda) halten aktuell gerade einmal zwei Betreuer die rot-weiß-rote Fahne hoch: Peter Pacult, der Dynamo Dresden zum Klassenerhalt in der zweiten deutschen Liga geführt hat, und Liechtensteins Teamchef Rene Pauritsch.
Bekenntnis
Peter Stöger ist nunmehr schon seit drei Wochen in aller Munde. Erst in der Hansestadt Bremen, nun in der Karnevalsstadt Köln – dass zwei deutsche Traditionsteams Interesse an einem österreichischen Coach zeigen und bei der Trainersuche einen Blick zum kleinen Nachbarn wagen, spricht auch für den Imagewandel und den positiven Ruf, den der oft belächelte und verschmähte rot-weiß-rote Fußball mittlerweile vor allem in Deutschland zu genießen scheint. Österreichische Legionäre haben mit ihren Auftritten die Tür für „Ösi-Trainer“ Stöger aufgestoßen.
„Stöger ist der Mann, mit dem wir planen“, verkündete Kölns Personalstratege Jörg Jakobs.
Und Stöger? – Der sitzt noch in Wien. Und wartet.
KURIER: Peter Stöger will nach Köln. Die Austria will das nicht. Aber, sollte man Reisende nicht aufhalten?
Markus Kraetschmer: Ja, ja, die Sprüche kenne ich. Aber wir haben mit Peter Stöger noch sehr viel vor. Er ist unser Meistermacher und ein sehr guter Mann und der hat eben seinen Preis. Außerdem gibt es schließlich ein gültiges Vertragsverhältnis zwischen Stöger und der Austria. Daher ist es legitim einen gewisse Summe zu verlangen.
Dieser bewegt sich in welchen Höhen?
Über Summen rede ich prinzipiell nicht.
Und die Differenz?
Die Kölner haben uns ein neues Offert vorgelegt, das sich allerdings nur geringfügig von dem vorangegangenen Angeboten unterschieden hat. Es hat sich also für uns nichts geändert.
Und es ist noch immer kein Land in Sicht?
Die finanziellen Auffassungen liegen noch so weit auseinander, dass es momentan nicht so aussieht, als könne man eine Brücke bauen. Ich würde es so ausdrücken: Da gibt es noch keinen Berührungspunkt unserer Schmerzgrenze mit der höchsten Latte, die uns der 1. FC Köln bis jetzt gelegt hat.
Die Verhandlungen scheinen ins Stocken geraten zu sein. Was ist Ihr Gefühl, wie das enden soll?
Es geht nicht um Gefühle, es zählen nur Fakten. Es kann natürlich auch relativ schnell gehen. Aber der Ball liegt eindeutig bei Köln. Wir kämpfen um unseren Trainer.
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