Dopingverdacht: Walter Mayer wieder festgenommen
Der bekannte Ex-ÖSV-Langlauftrainer Walter Mayer wurde diese Woche von den Doping-Ermittlern des Bundeskriminalamts erneut festgenommen. Wie dem KURIER aus gut informierten Kreisen am Dienstag Nachmittag bestätigt wurde, steht die Hauptperson des Drogenskandals bei den Olympischen Spielen in Turin (2006) und Salt Lake City (2002) im Verdacht auch in die aktuelle Dopingcausa rund um Spitzensportler und Kunden eines deutschen Arztes verwickelt zu sein. Bekannt wurde dabei auch die "Operation Aderlass" als ein Video von Langläufer Max Hauke beim Eigenblutdoping aufgetaucht ist.
Die zuständige Staatsanwaltschaft Innsbruck bestätigte auf KURIER-Anfrage die Festnahme.
Nach einer längeren Befragung sei Mayer aber wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Offenbar habe es entsprechende Verdachtsmomente für eine Verwicklung gegeben und es kam zu einer Festnahme, um eine mögliche Absprache mit anderen Zeugen zu verhindern. Mayer steht laut Staatsanwaltschaft unter dem Verdacht des Sportbetrugs und Vergehen gegen das Anti-Doping-Gesetz. Er soll Dopingmittel an Amateur- aber auch Profisportler weitergegeben haben. Als Tatzeitraum gilt die Zeit zwischen seiner letzten Verurteilung und jetzt.
Walter Mayer dürfte bei seiner Verhaftung jedenfalls nicht aus allen Wolken gefallen sein. Bei der Beerdigung des Anfang Oktober verstorbenen Ex-Biathleten Wolfgang Perner soll Mayer laut KURIER-Informationen unter Freunden bereits angekündigt haben, dass er mit einer Einvernahme rechne. Ihm sei zu Ohren gekommen, dass ein ehemaliger ÖSV-Mitarbeiter Beschuldigungen gegen ihn erheben würde.
Aufstieg und Fall
Mayer war selbst Langläufer und wurde später zum Trainer der österreichischen Langlaufmannschaft. Von 1996 bis 1999 führte er als Chef-Trainer die heimischen Langläufer an die internationale Spitze. 1999 gab es dabei eine Staffel-Goldmedaille bei der Heim-WM in der Ramsau. In seine Amtszeit als Chef-Trainer fielen neben mehreren Medaillengewinnen bei der Heim-Weltmeisterschaft auch die ersten Olympiamedaillen Österreichs im Langlauf in Nagano (1998) durch Markus Gandler und Christian Hofmann.
Von Pfeif'n und Trottl'n
Mit den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City begann der Absturz des beliebten Langlauftrainers, der nach der Heim-WM 1999 in Ramsau sogar ein Buch veröffentlich hatte. Treffender Titel: "Von Pfeif'n und Trott'ln: Die Geheimnisse meines Erfolges".
Im Mannschaftsquartier einiger österreichischer Langläufer waren unmittelbar nach den Spielen 2002 Blutbeutel, Spritzen und andere Utensilien gefunden worden. Es wurde offenbar Blut mit UV-Licht angereichert. Mayer hatte sich offenbar so sicher gefühlt, dass er das belastende Material einfach im normalen Mülleimer entsorgt hatte. Die Konsequenz: Der mittlerweile zum Sportdirektor aufgestiegene Radstädter wurde vom IOC bis 2010 gesperrt.
Wilde Flucht mit dem Auto
Obwohl er für Olympische Spiele gesperrt war und deshalb keine Zutrittsberechtigung zu den Wettkampfstätten erhielt, ließ es sich Mayer in seiner Funktion als ÖSV-Berater nicht nehmen, 2006 nach Turin zu reisen. Das glich einer Provokation gegenüber dem Internationalen Olympischen Komitee - und war zugleich auch vergleichsweise ungeschickt. Denn in Italien waren zu diesem Zeitpunkt gerade strenge Anti-Doping-Bestimmungen eingeführt worden, der Turiner Staatsanwalt Raffaele Guariniello war berüchtigt und hatte auch schon die Fußballer von Juventus Turin ins Visier genommen.
Als sich in Turin herum sprach, dass Walter Mayer während der Spiele unweit der Sportstätten ein Privatquartier bezogen hatte, führten die Carabinieri am Abend des 19. Februar 2006 in diesem Haus und in einer anderen Unterkunft österreichischer Sportler Razzien durch. Walter Mayer, dem diese Razzia eigentlich gegolten hatte, ergriff die Flucht und kehrte noch in der Nacht nach Österreich zurück.
Auf einem Parkplatz in Paternion (Kärnten) wurde er schlafend und alkoholisiert im Auto aufgefunden, Mayer verweigerte die Kontrolle, flüchtete mit dem Auto und krachte in eine Straßensperre. Nach dem Vorfall entließ der Österreichische Skiverband Walter Mayer.
In Untersuchungshaft
Im Frühjahr 2009 wurde über Walter Mayer die Untersuchungshaft verhängt. Ihm wurde vorgeworfen, das verbotene Mittel EPO bezogen und weiter gegeben zu haben. Die Wiener Staatsanwaltschaft stellte 2011 gegen Mayer und vier Mitangeklagte Strafanträge wegen zahlreicher Verstöße gegen das österreichische Anti-Doping-Gesetz. Mayer wurd ein erster Instanz zu fünfzehn Monaten Haftstrafe verurteilt, davon zwölf Monate bedingt. In der Berufung wurde die gesamte Strafe in eine bedingte Haft umgewandelt. 2012 wurde Mayer vor einem Gericht im italienischen Susa von allen Vorwürfen freigesprochen.
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