Bilyk: "Ich habe gewusst, dass wir noch eine Chance haben"

HANDBALL - EM 2020: WEIßRUSSLAND - ÖSTERREICH
Nach dem nervenaufreibenden 36:36 gegen Weißrussland wurden die Österreicher emotional und durften feiern gehen.

Auch am Tag nach Österreichs letztem EM-Spiel in Wien laufen die Szenen der letzten Spielminute beim 36:36 gegen Weißrussland in den Gedanken mancher Beteiligter noch wie in Zeitlupe ab. 

Es stand 35:36 - 19 Sekunden waren noch zu spielen. Der Weißrusse Mikita Vailupau scheiterte an Österreichs Goalie Thomas Bauer. Ein Remis würde Österreich im Abschlussspiel der EM-Hauptrunde den achten Endrang sichern – das bislang beste Ergebnis im Herren-Handball.

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Der überragende Bilyk

Die letzte Chance

Teamchef Ales Pajovic nahm ein Time-out. 17 Sekunden waren noch zu spielen. „Ich habe Nikola gesagt, er soll ihn nehmen und werfen“, sagte der Slowene mit einem Schmunzeln. Im letzten Angriff kam Bilyk wie geplant an den Ball, stieg auf gefühlt 3,50 Meter Höhe auf und knallte ihn drei Sekunden vor dem Ende zum 36:36 ins Netz. „Ich war davor auf der Bank und habe mich auf den Angriff vorbereitet. Ich habe gewusst, dass wir noch eine Chance haben werden. Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, dass wir das noch geschafft haben.“

Nach dem Spiel ließen Spieler und Trainer ihren Emotionen freien Lauf. Teamchef Pajovic umarmte Kreisläufer Tobias Wagner herzlich und busselte ihn ab.  „Ich bin sehr froh und stolz. Das war ein guter Schluss  für die EM. Platz acht bei 24 Mannschaften ist super für Österreich“, sagte Pajovic

Wagner sagte nach der Thriller erleichtert: „Wir sind unter den besten acht Mannschaften Europas – das gibt uns Kraft für die kommenden Aufgaben.“  Er und seine Kollegen haben dieses spannende Spielende erhofft. „Auf dem Spielfeld merkst du, ob du noch eine Chance bekommst. Jeder von uns hat gespürt, dass wir diesen einen Punkt unbedingt machen wollen.“

Müde, aber mit Moral

Österreich hat nach drei Siegen in der Vorrunde sowie drei Niederlagen und einem Remis in der Hauptrunde einen positiven Abschluss geschafft.

Zum Spiel selbst sagte Pajovic: "Wir sind ganz schlecht gestartet, waren mit dem Kopf nicht da. Ich verstehe es. Es war bereits das siebente Spiel und wir sind müde gewesen. Aber wir haben Moral gezeigt und uns zurückgekämpft. Am Ende hatten wir natürlich auch Glück.  Die letzten 15 Sekunden waren einfach unglaublich."

Rückblickend habe sich das Team bei der EM gut verkauft. "Natürlich bin ich sehr glücklich mit dem achten Platz, aber mehr freut mich, dass meine Mannschaft einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. Wir glauben jetzt daran. Mannschaften wie Spanien, Kroatien oder Deutschland müssen sich auf Spiele gegen Österreich vorbereiten. Das zeigt unsere Entwicklung in de letzten sieben, acht Monaten."

2020 und nicht mehr 2010

Janko Bozovic betonte den guten Zusammenhalt in der Mannschaft: "Das Team war unglaublich. Wir haben uns geschworen, dass wir bis zur letzten Sekunde kämpfen und es hat sich Gott sei Dank ausgezahlt am Ende. Wir haben nie aufgegeben." Das Ziel der Mannschaft war schon nach der Vorrunde erreicht: "Unser großes Ziel war die Hauptrunde, alles was dazukommen sollte, war Zugabe. Jetzt haben wir das beste Ergebnis, das je eine österreichische Mannschaft erreicht hat. Ich bin sehr stolz. Ich hoffe, es geht so weiter und wir können aus den Spielen lernen, damit wir beim nächsten Turnier noch besser da stehen."  

Für Robert Weber war noch ein Ziel erreicht. Der Flügel war auch beim 9. Platz bei der Heim-EM vor zehn Jahren dabei und sagte schon vor dem Turnier: "Ich will, dass wir in Zukunft über die EM 2020 und nicht mehr über die 2010 reden."

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