Unterschätzt: Das Burgenland bietet mehr als köstliche Weine

Unterschätzt: Das Burgenland bietet mehr als köstliche Weine
Eine Genusstour um den Neusiedler See führt zu Produzenten, die mit Leidenschaft und Fleiß großartige Produkte herstellen.

"Da Voda hot mi ausglocht, ob des wos wiad, oba jetzt is er da erste, der im Winta Radieschen hot“, erzählt der junge Boku-Student Martin Pölzer sichtlich stolz. Der 25-Jährige hat den Familienbetrieb in St. Andrä am Zicksee von seinem Vater übernommen und damit für Aufsehen gesorgt. Voller Ehrgeiz und Leidenschaft baut er Obst- und Gemüseraritäten an, die vorher im Burgenland nicht oder in einer anderen Saison zu finden waren. Wie seine Weihnachts-Radieschen, die er aus der Erde zieht und zum Verkosten hinhält – zwei Sorten.

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Artischocken in Blüte

Artischocken, Physalis und Melonen sind die Exoten, aber auch seltene Paradeiser, Melanzani, Gurken und Paprika in allen Formen, Farben und Größen baut er an. Harte Arbeit, denn geerntet wird von Hand. Hilfe bekommt Pölzer von seinem Vater und seiner Oma, die „den Buam“ vergöttert und ein Auge auf den Hofladen hat. Er beliefert fast alle Spitzenrestaurants der Umgebung, darunter Mole West, Gasthaus „Zum fröhlichen Arbeiter“ und „Zur blauen Gans“ – als Direktvermarkter. So stellt er sicher, sein eigener Herr zu bleiben. Er bestimmt, in welche Richtung es geht, und wer ihn als Bauer wegen seines Alters nicht ernst nimmt, soll da hin, wo der Pfeffer wächst – derzeit noch nicht im Burgenland.

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Für 1l Apfelsaft werden bei Alles Apfel mehr als 2 kg Äpfel gepresst.

Nur ein paar Kilometer weiter dreht sich alles um das Lieblingsobst der Österreicher. Die Familie Leeb hält bei „Alles Apfel“, was der Name verspricht: Saft, Chips, Essig, Marmeladen, Chutneys, Schnäpse und Weine sind neben der Frischware im Sortiment, von August bis Oktober können die Äpfel selbst vom Baum gepflückt werden.

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Michael Ettl

Was dem Österreicher der Apfel, ist dem Burgenländer vermutlich die Traube. Gibt es doch rund um den Neusiedler See fantastische Winzer. Vom Riesenbetrieb wie Hannes Reeh, der mit 700.000 bis 800.000 Liter Wein nicht nur Österreichs Supermärkte beliefert, sondern auch in die Schweiz und nach China exportiert, bis hin zum Familienbetrieb, wie das Bioweingut Ettl, das im Vergleich mit 100.000 Liter fast klein wirkt. Verstecken muss sich die Familie Ettl mit ihren Weinen aber keinesfalls, ein Besuch der Vinothek zahlt sich aus. Der Weißburgunder wurde nicht umsonst mit mehreren Preisen bedacht und ist mit wohlfeilen 5,80 Euro pro Flasche ein Schnäppchen – die Preisgestaltung ist dem zaghaften Marketing zu verdanken. Auch an Natural- und Orange-Weinen wird fleißig getüftelt.

Ziegen und Schweine

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„Ziegenliebe“: Protegé Steffi hilft mit den Ziegen.

Tierisch geht es in Parndorf auf dem typisch burgenländischen Streckhof aus 1900 von Monika Liehl weiter. Die ehemalige Finanzberaterin lebt dort mit ihrem Mann, ihren Katzen und etlichen Ziegen. Die Gründerin des „Markt der Erde“ produziert besten Käse aus Rohmilch unter der Marke „Ziegenliebe“, bei ihrem Slow-Food-Markt gibt es aber auch viele weitere regionale Bioprodukte zu kaufen.

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2009 hat die Aussteigerin mit 20 Liter Ziegenmilch pro Tag angefangen, heute sind es 60 Liter, die sofort zu Frischkäse, Brimsen oder gereiftem Weichkäse verarbeitet werden, ohne zu sehr nach Ziege zu schmecken. Am Hof hilft die junge Steffi, die Liehls Leidenschaft für die Tiere teilt, und später vielleicht übernimmt.

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Typisch nordburgenländischer Streckhof von Monika Liehl.

Was harte Arbeit ist, wissen auch Beate und Richard Triebaumer – der gelernte Koch und seine Frau führen eine Mischlandwirtschaft in Rust und haben kaum Zeit für Besucher. Ein Abstecher im Hofladen lohnt sich: Neben Speck, Schmalz und Blunz’naufstrich werden Marmeladen und herrliches eingelegtes Obst und Gemüse angeboten.

„Mit den Mangalica-Schweinen haben wir begonnen, weil wir das Fett für die Aufstriche gebraucht haben“, erklärt der Vollblut-Bauer, „die Schweine waren hier früher verbreitet, sind dann aber fast verschwunden.“

Der geübte Burgenland-Tourist weiß jedenfalls, mit einem leeren Koffer(raum)anzureisen, er braucht Platz für „Souvenirs“.

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Die Triebaumers in ihrem Hofladen in Rust.

Info

Anreise auf der Südost-Autobahn bis Eisenstadt, über die Schnellstraße auf die B52 bis Rust.
– Oder mit der Bahn nach Eisenstadt und von dort mit dem Bus weiter. www.oebb.at

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Essen und Trinken Gasthaus zur Dankbarkeit in Podersdorf: Familie Lentsch betreibt das traditionelle Gasthaus in der 4. Generation,  
1 Haube, Tel. 02177/22 23, www.dankbarkeit.at
– Hofgassl: sehr gutes Wirtshaus in einem schönen Bürgerhaus in Rust, 1 Haube. Tel. 02685/ 60763, www.hofgassl.at
– Triebaumers Hofladen: Eingekochtes, Eingelegtes und Mangalica-Schwein-Produkte vom Feinsten. Meist nur am Wochenende offen. Tel. 02685/20438, triebaumerrichard.at
– Alles Apfel: Familie Leeb verkauft in St. Andrä am Zicksee alles vom frischen u. verarbeiteten Apfel. Tel. 0664/ 4513614, www.allesapfel.at

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Hannes Reeh.


– Weingut Reeh in Andau: riesen Weingut, Tel. 02176/270 11, hannesreeh.at
– Bioweingut Ettl in Podersdorf: Gute Natur- und Qualitätsweine zu fairen Preisen. Tel. 02177 / 24 83, www.bioweingut-ettl.at
– Biohof Pölzer:  Gemüse und Obst aller Art. Ab-Hof-Verkauf: Hauptstraße 80 , Sankt Andrä am Zicksee, Tel. 0650/ 8771434
Ziegenliebe: Markt der Erde-Grünerin Monika Liehl stellt in Parndorf göttlichen  Ziegenkäse her. Tel. 0699 /189 800 10,  ziegenliebe.at

Übernachten 3*S-Hotel Schandl in Rust. Winterpause bis 20. März 2019, hotelschandl.at

Auskunft Burgenland Tourismus, Tel. 02682/63384-0, www.burgenland.info

 

 

 

 

 

 

 

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