Traum auf Schiene: Warum Sie Afrika mit dem Zug bereisen sollten

Affen sitzen auf dem Dach eines Zuges und klettern in einem Baum.
Durch Simbabwe, Südafrika, Mosambik und Swasiland. Man kann sich kaum eine komfortablere Art vorstellen, diese Länder zu erkunden.

Mit einem Lächeln serviert Cuan den Tee und die Frühstückseier: „Willkommen in meiner Heimat Südafrika“. Der 20-Jährige ist Teil der Crew im Shongololo Express, der auch als „African Explorer“ durch das südliche Afrika rollt, wenn ihn der deutsche Veranstalter Lernidee als Sonderzug chartert. Schon zwei Jahre arbeitet Cuan für den afrikanischen Visionär Roan Voss, der mit seinen Zügen den Tourismus vor allem im Luxussegment im südlichen Afrika prägt.

Gerade passierte der Sonderzug die Grenze in Beitbridge zwischen Simbabwe und Südafrika – die Victoriafälle waren Startpunkt der Reise, die insgesamt 2.459 Kilometer im Afrikanischen Schienennetz entlang führt. Die Passagiere, die tagsüber meistens in Bussen oder offenen Geländewagen zu ihren Ausflügen ausschwärmen, haben neben den eindrucksvollen Wasserfällen schon einige Safaris erlebt, die faszinierende Ruinenstadt Great Simbabwe gesehen, sogar einer Nashornfamilie sind sie im Busch gegenübergestanden, ein großer Teil der Reise steht ihnen aber noch bevor.

Zwei Personen fotografieren aus einem Zug einen Affenbrotbaum in der Landschaft.

Doch heute sollen sie die Limpopo Provinz einmal aus dem Zug kennen lernen. Entspannen und die Landschaft an sich vorbei ziehen lassen, die sehr abwechslungsreich ist. Jetzt seien die besten Bilder von den berühmten Baobab-Bäumen möglich, erklärt Reiseleiterin Inge – später wird man die Riesen, die auch als Affenbrotbäume bekannt sind, nicht mehr sehen. Der zum Teil unverglaste Panorama-Wagen ist zu gut besucht, die Bilder werden aus der eigenen Kabine mindestens genau so gut, das Fenster lässt sich öffnen. Der Zugtag bietet nicht nur wahnsinnig schöne Landschaft, sondern ist auch eine Wohltat bei dem dichten Programm. Verschnaufen tut gut.

Während die Gäste sich zu Mittag auf den Weg zum Speisewagen machen, hat Guide Mario es eilig, ans andere Ende des Zuges zu kommen, wo sich die Aussichtsplattform befindet. „Komm’ mit!“, ruft der Südafrikaner noch im Vorbeigehen. Sich in den engen Gängen gegen den Strom zu bewegen, ist nicht leicht, war aber die Mühe wert. Die Passage, die jetzt kommt, gehört zu seinen Lieblingsstellen der Reise, die er jedes Jahr begleitet und gut kennt. Trotzdem kann Mario, der sonst als Ranger im Kruger-Park arbeitet, nicht widerstehen und macht zahlreiche Fotos. Ein Fluss schlängelt sich wie die Schienen durch die Canyons. So viel Grün war seit den Victoriafällen nicht mehr zu sehen. Und wie sich der Zug zwischen den Bergen bewegt, ist beeindruckend.

Eine Eisenbahnstrecke führt durch eine felsige Landschaft mit grüner Vegetation.

Jetzt aber doch zum Lunch. Wird das Mittagessen im Zug eingenommen, gibt es wie beim Abendessen ein gesetztes Drei-Gänge-Menü. Was man in der kleinen Bordküche zaubern kann, überrascht jeden Tag aufs Neue. Liebevoll dekorierte Teller, gute Qualität und zuvorkommendes Service.

Nach dem Essen ziehen sich einige Ruhesuchende in ihre Kabinen zurück, andere setzen sich in den Panoramawagen und genießen die Landschaft, manche spielen Karten im Barwagen oder lesen ein Buch. Doch alle sind sich einig, nach so vielen geballten Erlebnissen in den vergangenen Tagen ist ein ganzer Tag im Zug alles andere als langweilig.

Ein luxuriöses Schlafwagenabteil mit Doppelbett, Tisch und Sektkübel.

Statt eines Vortrags gibt es an diesem Tag am Nachmittag eine Biltong Verkostung. Die für das südliche Afrika typischen Chips aus Trockenfleisch werden in den Geschmacksrichtungen Kudu, Springbock und Rind serviert. Dazu reicht Cuan Kostproben vom cremig-üppigen Nationallikör Amarula. Schmeckt ähnlich wie Baileys.

High Tea im Panoramawagen

Hunger hat wohl keiner, als im Barwagen um fünf Uhr High Tea zelebriert wird. Der Versuchung von Earl Grey, kleinen Sandwiches und feinen Mehlspeisen, bei denen man sich frei bedienen kann, können trotzdem einige nicht widerstehen.

Wie gut, dass man vom Panoramawagen zum Restaurant, die Anfang und Ende des Zuges markieren, zumindest einige hundert Meter absolvieren muss – wenn auch sehr wackelig. So kommt die Bewegung nicht ganz zu kurz. 18 Wagen ist der African Explorer insgesamt lang, etwa 60 Passagiere sind an Bord. Der Großteil deutschsprachig, wie es auch die lokalen Guides sind, die die gesamte Reise begleiten.

H wie Highlights entlang der Strecke

Eine Gruppe von Menschen auf einer Treppe mit Blick auf die Victoriafälle.

Simbabwe

Erste Station: die beeindruckenden  Victoriafälle an der Grenze zu Sambia.

Ein Elefant und sein Junges stehen in einem trockenen Waldgebiet.

Im Hwange-Nationalpark  warten viele Tiere darauf, entdeckt zu werden.

Zwei Männer stehen vor einer alten Dampflokomotive in Shamva, Simbabwe.

Zug-Fans lassen sich vom Eisenbahnmuseum in Bulawayo begeistern.

Ein Nashorn steht im hohen, trockenen Gras am Rande eines Waldes.

Wer Glück hat, erspäht im Matobo- Nationalpark Nashörner.

Menschen wandern zwischen großen Felsen in einer felsigen Landschaft.

Der Sonnenuntergang  auf den riesigen Granitkugeln  beim Worlds View ist sagenhaft.

Die Ruinen von Great Zimbabwe mit einem Steinturm und Mauern unter Bäumen.

Und bei den Ruinen von Great Zimbabwe taucht man in die Geschichte des Landes ein.

Ein Zug fährt durch eine trockene Landschaft mit einem markanten Baum unter blauem Himmel.

Südafrika

Mit dem Zug durch die Limpopo-Provinz,...

Eine Brücke überspannt eine tiefe Schlucht mit steilen Felswänden.

... mit dem Bus auf der Panoramaroute in den Drakensbergen.

Zwei Giraffen stehen in einer Savannenlandschaft.

Danach warten viele Pirschfahrten  und eine Lodge-Übernachtung im Kruger Nationalpark.

Besucher bewundern die Nelson-Mandela-Statue mit Blick auf Johannesburg.

Eine Besichtigung von Südafrikas Hauptstadt Pretoria und...

Eine Person geht an einer Mauer mit Graffiti vorbei.

... der beeindruckenden Township Soweto stehen auf dem Programm. Sehenswert: Das Apartheid-Museum in Soweto.

Die Fassade des CFM Bahnhofs in Maputo, Mosambik.

Mosambik

Der Bahnhof Maputo  gilt als schönster  Afrikas.

Ein Marktstand ist voll mit Obst, Gemüse und anderen Lebensmitteln.

Highlight der Hauptstadt von Mosambik mit seinen portugiesischen Kolonialbauten ist der Marktrundgang.

Eine Gruppe von Tänzern in traditioneller Kleidung führt einen Tanz im Freien auf.

In Swasiland (seit 2018 Königreich Eswatini) erlebt man im  Cultural Village  die Kultur des zweitkleinsten Landes Afrikas,  eine Land- schaftsfahrt führt über das Ezulwini-Tal in die Hauptstadt Mbabane nach Piggs Peak.

Gesellig wird unter den Passagieren über den bisherigen Verlauf der Reise diskutiert. Die Erwartungen scheinen so unterschiedlich gewesen zu sein, wie jetzt auch die persönlichen Highlights genannt werden. Für die einen erfüllte sich mit dem Besuch von Great Simbabwe ein Kindheitstraum, für andere war der Flug mit dem Helikopter über die Victoriafälle das Highlight schlechthin und andere sind wiederum glückselig mit den zahlreichen Tierbeobachtungen. Und da sind natürlich die „Bahnfans“, für die das Erlebnis Bahnreise an sich das Non-plus-ultra ist. Einige haben die Tour überhaupt aufgrund der ARD-Serie „Verrückt nach Zug“ gebucht. Die Begeisterung ist groß, das Programm fällt aber für manche ältere Menschen zu dicht aus. Am Abend sind sie erschöpft. Ihnen rät Zugmanager Eric, das nächste Mal im noch luxuriöseren Rovos Rail zu reisen – dort sei das Programm deutlich entschleunigt, allerdings die Bordgarderobe nicht so leger wie im African Explorer und der Preis erheblich höher.

Innenansicht eines eleganten Speisewagens mit gedeckten Tischen und plüschigen Sitzen.

Der noble Speisewagen

Kaum ist der Nachmittagstee vorüber, steht auch schon der nächste kulinarische Programmpunkt bevor: Das Abendessen. Als zwischen den Gängen plötzlich das Licht ausgeht, wird schnell improvisiert. Stromausfall. Cuan und seine Kollegen verteilen Kerzen auf den Tischen, servieren weiter, als wäre nichts gewesen. Dinner bei Kerzenschein – ohne Abstriche, in gewohnter Qualität. Dazu fantastische südafrikanische Weine. Nicht nur Romantikern wird warm ums Herz, schnell wird auch über Agatha Christies Mord im Orient-Express gescherzt. Als dann vor dem Dessert der Strom wieder angeht, sitzen trotzdem noch alle quicklebendig auf ihrem Platz und die Romantiker wünschen sich, das Licht würde wieder ausgehen. Zumindest die Kerzen bleiben auf dem Tisch.

Noch einmal machen sich viele auf den Weg ans andere Ende des Zugs, also zum Barwagen, und lassen den Tag bei einem gemütlichen Gin Tonic ausklingen. Lange bleiben sie nicht, am nächsten Tag starten die Busse um 7 Uhr ihre Panorama-Route zum Blyde River Canyon und am Nachmittag wartet die erste Safari im Kruger Nationalpark.

Ein Mann sitzt in einem Zugabteil und blickt mit einem Bier in der Hand aus dem Fenster.

Bevor es zurück in die Kabine geht, wünscht Cuan eine gute Nacht, der Zug bleibt an einem Bahnhof für die Nachtruhe stehen. Bei Stillstand lässt es sich wesentlich leichter schlafen – ohne dem Geruckel, das nur tagsüber angenehm ist.

Eine Karte von Südafrika mit eingezeichneter Reiseroute, die verschiedene Städte und Nationalparks verbindet.

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