Zu Weihnachten gilt: Zehn Personen, zehn Haushalte, aber keine Kontrollen
Die halbwegs gute Nachricht vorab: Zwar blieb die Zahl der Neuinfektionen mit 2.628 auf den ersten Blick am Montag konstant (hoch), allerdings muss man da auch symptomlose Personen dazuzählen, die bei den Massentests herausgefiltert wurden. Wie viele das sind, ist allerdings nicht bekannt. Oder, wie es der Statistiker und Mathematiker Erich Neuwirth gegenüber dem KURIER formulierte: „Die Zahlen der letzten drei Tage sind ein bisschen heikel.“
Heikel ist wohl auch die Verwirrung, die entsteht, wenn sich Vorschriften zu den Feiertagen andauernd ändern. Die Regeln für Weihnachten stehen nun möglicherweise fest – wieder einmal. Laut der neuen Weihnachtsverordnung, die Mittwoch beschlossen werden und ab 17. Dezember gelten soll, werden die Ausgangsbeschränkungen nur für den 24. und 25. Dezember gelockert, nicht aber für den 26.
Neu ist auch: Am Heiligen Abend und am Christtag dürfen sich zehn Personen aus höchstens zehn Haushalten treffen – Kinder miteingerechnet. Wird diese gesetzliche Regelung polizeilich kontrolliert?
Nein, versichert das Gesundheitsministerium. Ansonsten gilt weiterhin, dass sich sechs Erwachsene und sechs Kinder aus zwei Haushalten treffen können. Streng genommen also insgesamt zwölf statt zehn Personen, aber eben nur aus zwei unterschiedlichen Haushalten.
Vormarsch der Maske
So weit, so verständlich? Für etwas Verwirrung und oppositionelle Verstimmung sorgte eine andere Bestimmung. Bei sämtlichen Treffen in Innenräumen gilt von 17. bis 27. Dezember verpflichtender Mund-Nasen-Schutz. Das gilt allerdings nach wie vor nicht für private Wohnräume. Es muss also niemand mit der Maske unter dem Weihnachtsbaum sitzen – solange er nicht in Keller, Garage oder Scheune Weihnachten feiert. Wegen eines ersten Verordnungsentwurfs, der im Laufe des Tages an Medien durchgesickert war, machte das Gerücht die Runde, dass auch im privaten Wohnraum zu Weihnachten eine Maskenpflicht gilt. Das stimmt definitiv nicht.
Die FPÖ zeigte sich dennoch empört. Es könne nicht sein, dass man künftig im Kellerstüberl mit Tante oder Onkel eine Maske tragen müsse. Auch an Arbeitsstätten ist die Maske auf dem Vormarsch. Die Verordnung schreibt sie nämlich in Unternehmen überall dort vor, wo Menschen zusammenkommen. Alternative Schutzmaßnahmen: Trenn- oder Plexiglaswände und organisatorische Maßnahmen, wie das Bilden von festen Teams.
In den Alten- und Pflegeheimen sind Mitarbeiter fortan verpflichtet, sich zwei Mal pro Woche entweder einem Antigen- oder PCR-Test zu unterziehen. Falls nicht genügend Tests vorhanden sind, sollen Mitarbeiter, die direkten Kontakt mit Patienten haben, „prioritär“ doppelt getestet werden. Patienten und weitere in Krankenanstalten tätige Personen sollen zumindest einmal pro Woche Zugang zu einem Test bekommen. Jene Personen, die in den letzten drei Monaten nachweislich mit dem Coronavirus infiziert waren, sind von der Testpflicht ausgenommen.
Zu Weihnachten beginnt auch der Elchtest für die Skisaison. Laut Verordnung darf bei „Fahrbetriebsmitteln“, die „abdeckbar“ sind, höchstens die Hälfte der „Beförderungskapazität“ genutzt werden. Betrifft: Gondeln, Kabinen, abdeckbare Sessellifte. Wer lieber in Museen oder Bibliotheken einkehrt, darf das jetzt schon. Weniger anspruchsvolle Unternehmungen, wie der Besuch von Tierparks, Zoos oder botanischen Gärten, sind zu Weihnachten wieder gestattet. Unangetastet bleibt das Recht auf Veranstaltungen zur Religionsausübung.
Todeszahlen „zu hoch“
Silvester ist in der Verordnung noch nicht geregelt. Zu diesem Zeitpunkt ist sie bereits wieder außer Kraft. Während die zweite Welle an Massentests ab 8. Jänner startet, möchte kein Experte einen dritten Lockdown ausschließen.
Das gilt auch für Neuwirth. Ein dritter Lockdown sei notwendig, „falls die Intensivstationen an die Kapazitätsgrenze kommen“, meint er. Bei aktuell 573 belegten Intensivbetten mit Covid-Patienten sei man davon derzeit aber etwas entfernt. Vor zwei Wochen lag der Wert im Schnitt noch bei 700. Von den österreichweit rund 2.000 Intensivbetten können laut Experten maximal 800 mit Corona-Kranken belegt werden, um harte Triagen abzuwenden.
Ein zweiter wichtiger Parameter seien die Todeszahlen. Neuwirth: „Die sind meiner Meinung nach viel zu hoch.“ Pro Tag habe man im Moment im Schnitt 90 Corona-Tote. Zum Vergleich: Die Grippewelle 2017/18 hat insgesamt zu 2.851 Toten geführt. Nicht vergleichbar mit Corona, meint Neuwirth: „Möglicherweise haben wir nächstes Wochenende bereits insgesamt 5.000 Covid-Todesfälle. Und ein großer Unterschied zwischen Covid und Grippe ist: Grippewellen sind immer irgendwann vorbei. Covid ginge ohne Maßnahmen weiter.“
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