Schüler erreichen Änderungen bei Benotung

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Bundesschülervertretung, Unterrichtsministerium und Bifie haben sich geeinigt: neues Beurteilungsschema in Mathe und Englisch.

Der Mann ist nicht zu beneiden: Martin Netzer ist Co-Direktor des Bifie und als solcher für die Zentralmatura verantwortlich. Rund um diese Reform gab es in den vergangenen Wochen sehr viel Aufregung. Besonders die Schüler waren verärgert, weil ihnen das neue Benotungssystem überdurchschnittlich viele Fünfer auf die Schularbeiten einbrachte. Dadurch sahen sie ihre theoretische Kritik an der Zentralmatura bestätigt. Streikdrohungen und Demos standen im Raum.

Netzer zog die Notbremse. Er lud Schülervertreter zu Gesprächen und entschuldigte sich per Video bei allen Schülern. In Verhandlungen zwischen Bifie, Unterrichtsministerium und den Schülern habe man versucht, die größten Probleme der neuen Matura zu lösen. Mit Erfolg, wie Bundesschulsprecherin Angie Groß sagt: „Nach mehr als 25 Stunden Verhandlungen sind wir mit dem neuen Paket sehr zufrieden.“ Die Details.

Neues Benotungssystem in Mathematik

Die Prüfung besteht aus zwei Bereichen: Im ersten Teil werden Grundkompetenzen, im zweiten komplexere Aufgaben geprüft. Wer zwei Drittel der Teil-1-Aufgaben löst, hat die Prüfung geschafft. Das war bisher schon so. Neu: Jede Teil-1-Aufgabe besteht nur noch aus einem Arbeitsschritt, für den es jeweils einen Punkt gibt. Netzer nennt eine weitere Neuerung: „Im Zweifelsfall muss der Punkt immer an den Schüler gehen. Flüchtigkeitsfehler sind nicht zu werten.“ Und: Der Maturant kann im zweiten Teil Kompensationspunkte für Teil 1 holen.

Neues Notenschema im Fach Englisch

Auch in lebenden Fremdsprachen ist der Test zweigeteilt. Der erste Bereich besteht aus einem Hör- und Lesetest, im zweiten müssen Schüler selbst Texte schreiben. Bisher galt: Wer in jedem Bereich mindestens 60 Prozent richtig hat, besteht die Prüfung. Künftig gilt: In jedem Teil müssen mindestens 50 Prozent richtig sein. Bestanden hat aber nur, wer insgesamt 60 Prozent der Punkte erreicht hat. Wer ein Mal 50 und ein Mal 70 Prozent geschafft hat, hat also bestanden.

Probelauf für die Zentralmatura in Mathematik

Zu Beginn des kommenden Semesters wird das Bifie eine Probeschularbeit samt Benotungsschlüssel zur Verfügung stellen, die genau so aufgebaut ist wie die neue Reifeprüfung. Den Termin werden Schülervertreter und Bifie noch vereinbaren. Die Schulen können diesen Test als Schularbeit verwenden, müssen aber nicht. Im Anschluss werden Aufgaben und Lösungen online gestellt.

Das Bifie wird Schüler und Lehrer besser informieren

Martin Netzer gibt zu, dass die Kommunikation bisher nicht optimal war: „Wir gingen davon aus, dass es reicht, wenn wir die Schulbehörden und Inspektoren informieren. Jetzt haben wir gesehen, dass es nötig ist, die betroffenen Schüler und Lehrer direkt zu kontaktieren. Es wird zum Beispiel Material für Lehrer geben, das sie im Unterricht einfacher einsetzen können.“ Vertreter des Bifie und der Schüler werden ab Donnerstag, 12. Dezember, Infoveranstaltungen an den einzelnen Schulstandorten durchführen. Diese werden als Video online gestellt. Die Veranstaltungen werden laut Sektionschef Kurt Nekula auch vom Unterrichtsministerium unterstützt: „Es wird einen Erlass an die Direktoren geben, dass auf Wunsch der Schüler eine solche Veranstaltung abzuhalten ist.“

Ab 15. Jänner 2014 soll es eine Übungsplattform für angehende Maturanten geben

Die Kritik der Schüler, dass es zu wenige Beispielaufgaben gibt, wird von den Verantwortlichen ernst genommen. Eine vom Bifie gestaltete Übungsplattform im Internet soll solche Aufgaben zur Verfügung stellen und erläutern. Haben Schüler Probleme und Fragen, können sie diese per eMail stellen. Die häufigsten Fragen werden dann samt Antworten online veröffentlicht. Ebenso wird es auf der Seite Probeklausuren und Kompetenzchecks geben.

Unterstützung für Sitzenbleiber

Wer die achte Klasse wiederholen muss und deshalb nicht auf die neue Reifeprüfung vorbereitet ist, bekommt Hilfe angeboten: Es wird eine „Summer-School“ geben, in der diese Schüler auf die neuen Testformate vorbereitet werden. Zudem sollen sie Unterstützung beim Schreiben der vorwissenschaftlichen Arbeit erhalten.

Ausreichend Zeit zum Lernen zwischen schriftlicher und mündlicher Matura

Die Schüler bemängelten die kurze Zeit zwischen schriftlicher und mündlicher Reifeprüfung. Jetzt ist fix: Schüler, die ein „Nicht genügend“ auf die schriftliche Prüfung bekommen haben, müssen frühestens elf Tage danach zur Kompensationsprüfung antreten. Die mündliche Matura wird mindestens drei Wochen nach der schriftlichen Prüfung angesetzt.KURIER Schüleranwalt

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