Guterres: "Das Patriarchat schlägt zurück, aber wir tun das auch"

Guterres: "Das Patriarchat schlägt zurück, aber wir tun das auch"
Die Vereinten Nationen befürchten weltweit enorme frauenpolitische Rückschritte, Österreich fordert zum Dagegenhalten auf.

Aus New York

Die Weltgesellschaft hat ein Problem. Frauenpolitisch gesehen. In seinen Grundzügen gestaltet es sich so: Jahrzehntelang ging es bergauf – man war dabei, sich immer mehr anzunähern an das große Ziel einer wirklichen Gleichstellung von Frauen und Männern. Seit einigen Jahren aber stagniert dieser Vorwärtstrend. Dinge, auf die man sich längst geeinigt hatte, müssen neu verhandelt werden. Statt weiter voranzukommen, ist man ausreichend damit beschäftigt, die bereits erreichten Standards zu verteidigen.

Guterres: "Das Patriarchat schlägt zurück, aber wir tun das auch"

Frauenministerin Susanne Raab bei der Kommission der Vereinten Nationen zur  Rechtsstellung der Frau (CSW) in New York

Diese Entwicklung skizzierte UNO-Generalsekretär António Guterres, als er am Montag im Rahmen der Kommission der Vereinten Nationen zur Rechtsstellung der Frau (CSW) in New York sprach: „Das Patriarchat schlägt zurück, aber wir tun das auch.“ Dennoch: Das Bild, das Guterres von der aktuellen Situation zeichnet, ist mehr als düster.

Frauenrechte würden weltweit missbraucht, bedroht und verletzt. Der über Jahrzehnte errungene Fortschritt verschwinde vor unseren Augen. Wie kann das sein? Was ist passiert, das das Weiterkommen der Weltgemeinschaft in Gleichheitsfragen so geschwächt hat?

„Von der Ukraine bis zur Sahelzone treffen Krisen und Konflikte Frauen und Mädchen zuerst und am schlimmsten“, sagt Guterres. Auf internationaler Ebene würden sich inzwischen einige Länder sogar gegen die Einbeziehung einer Geschlechter-Perspektive in multilaterale Verhandlungen wehren. Insbesondere wies der UN-Generalsekretär auf das „Verschwinden“ der Frauen in Afghanistan aus dem öffentlichen Leben hin.

Die EU, bei der CSW in New York vertreten durch Schweden, das gerade die Ratspräsidentschaft führt, will gegen diese Entwicklungen ankämpfen.

„Besorgniserregend“

Auch Österreichs Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) spricht in ihrer Rede von „zutiefst besorgniserregenden Entwicklungen in verschiedenen Teilen der Welt“. Gleichzeitig muss sie zugeben: „Es gibt kein Land, in dem die Gleichstellung der Geschlechter vollständig erreicht ist.“

Österreich ruft alle UN-Mitgliedstaaten dazu auf, Maßnahmen zum Schutz und zur Stärkung der Frauenrechte zu ergreifen. Raab fordert die aktive Einbeziehung von Frauen auf allen Entscheidungsebenen des sozialen und politischen Lebens.

Guterres: "Das Patriarchat schlägt zurück, aber wir tun das auch"

Frauenminister Susanne Raab

Rund um das Thema der diesjährigen CSW „Frauen in der Technik“ verweist die Ministerin auf das enorme Potenzial von Technik und Innovation zur Gleichstellung der Geschlechter. Gleichzeitig aber sei es notwendig, die Risiken, denen Frauen und Mädchen im digitalen Zeitalter ausgesetzt sind, etwa Cybergewalt und Online-Belästigung, aktiv zu verringern.

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