Katzian wollte dem Vernehmen nach also abdanken. Und dafür gab es ein Szenario, das dem KURIER aus zwei Gewerkschaftsquellen bestätigt wird: Markus Wieser, machtbewusster Chef des ÖGB Niederösterreich und Präsident der dortigen Arbeiterkammer, hätte das Ruder übernommen. Im Gegenzug wäre der Chef der Teilgewerkschaft "vida" in Niederösterreich, Horst Pammer, zum niederösterreichischen AK-Chef geworden.
Der bundesweite Chef der "vida"-Gewerkschaft, Roman Hebenstreit, bemüht sich zwar seit längerem um höhere Weihen, hat aber vorerst keine Chance auf eine breite Mehrheit im ÖGB. Ein Umstand, mit dem sich Hebenstreit den Grimm von anderen Teil-Gewerkschaften zugezogen hat, ist übrigens sein Gehalt. Denn das ist, paradoxerweise, zu gering. Wie das? "Der Roman ist dafür bekannt, dass er bis auf sein Gehalt als Lokführer keine zusätzliche Aufwandsentschädigung als Gewerkschaftsboss haben will", erzählt ein hochrangiger "vida"-Funktionär. "Das gefällt manchen nicht, weil sie es für einen aufgesetzten Marketing-Schmäh halten."
Doch zurück zur Personalrochade: Der Aufstieg von Hebenstreits Gewerkschaftskollege Pammer wäre ein Signal an die "vida"-Mitglieder gewesen, dass sie im neuen Kräfteparallelogramm nicht vergessen wurden. Und in diesem kommen auch der Präsidentin der Arbeiterkammer, Renate Anderl, und dem Chef der SPÖ-Gewerkschafter FSG, Rainer Wimmer, zentrale Rollen zu. Beide sind dem Vernehmen nach am Überlegen, ob sie verlängern, ein Generationenwechsel wäre nicht unlogisch – Anderl ist 59, Wimmer 66.
Mit einem ÖGB-Chef Wieser und der Demission von Anderl und Wimmer hätte die von Katzian favorisierte und geförderte GPA-Chefin Barbara Teiber aufsteigen können – ihr wäre die AK Wien (derzeit von Anderl geführt) zugefallen. Und um eine andere, starke Teilgewerkschaft zu bedienen, wäre Wimmers FSG-Vorsitz an den Boss der Bau-Holz-Gewerkschaft, Josef Muchitsch, gefallen.
Die gesamte Rochade bleibt freilich im Konjunktiv. Denn an irgendeiner Stelle der Gespräche hat sich eine Teilgewerkschaft bzw. ein Teilnehmer quergelegt. Die Konsequenz: Katzian hat intern deponiert, er wolle nun doch verlängern. Offiziell ist das nicht. Aus seinem Büro heißt es zum KURIER knapp: Die Entscheidung wird rechtzeitig vor dem nächsten ÖGB-Kongress getroffen.
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