Schloss Reifnitz: Ermittler prüfen bei Stronach Untreueverdacht
In der Affäre um den mutmaßlichen Diskont-Verkauf des Kärntner Schlosses Reifnitz an Magna bzw. Frank Stronach lässt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) eine Bombe platzen. Bisher hatten die Korruptionsermittler bloß bestätigt, dass sie gegen den Maria Wörther FPK-Bürgermeister und Kärntner Landtagsabgeordneten, Adolf Stark, den FPK-Gemeinderat und Nationalratsabgeordneten Martin Strutz und gegen sieben weitere Ortspolitiker ermitteln wollen. Begründung: Aufgrund von drei Strafanzeigen bestehe der Verdacht der Untreue. Denn die Ortspolitiker sollen das Wörthersee-Juwel „Schloss Reifnitz“ um 6,4 Millionen Euro und somit weit unter dem Marktpreis an Magna/Stronach verkauft haben. Und später haben sie für eine Million Euro auch auf ein Rückkaufsrecht verzichtet. Laut Ermittlern soll dadurch der Gemeinde ein „Vermögensnachteil zugefügt“ worden sein, der noch beziffert werden muss. Fakt ist aber auch: Die Vorwürfe werden vehement bestritten.
Die Verdachtsmomente
Doch im Akt mit der Geschäftszahl 15 St 28/12m wird als Verdächtiger „Nummer 10“ auch Frank Stronach angeführt. Laut Aktenlage soll gegen Stronach der Verdacht bestehen, zu den angeblichen „Straftaten (der namentlich genannten Gemeinderats-Mitglieder) beigetragen zu haben“. Demnach soll der Magna-Gründer den „wahren Wert der Liegenschaft gekannt“ und „zum Abschluss des Kaufvertrages zu einem weit unter dem tatsächlichen Wert liegenden Kaufpreis gedrängt“ haben. Dabei soll er „auf Entscheidungsträger der Gemeinde Maria Wörth und des Landes Kärnten Einfluss genommen“ haben.
„Aufgrund der Vertragsgestaltung und der medialen Äußerung des Frank Stronach liegt der Verdacht nahe, dass bereits von Anfang an die Realisierung eines touristischen Projektes auf der Liegenschaft auf Käuferseite vorgeschoben war“, heißt es in dem vierseitigen WKStA-Schreiben an das Parlament in Wien und an den Kärntner Landtag. Ilse-Maria Vrabl-Sanda, die Leiterin der Korruptionsstaatsanwaltschaft, begehrt darin die Immunitätsaufhebung des Landtagsabgeordneten Stark und des Parlamentariers Strutz, um in der Causa Reifnitz ein ordentliches Ermittlungsverfahren eröffnen zu können. Bis zur Auslieferung der Politiker gilt das Verfahren als „unterbrochen“.
Der KURIER konfrontierte Frank Stronach, TeamStronach-Klubchef Robert Lugar und Pressesprecher Rouven Ertlschweiger mit der Verdachtslage, übermittelte ihnen Auszüge aus dem WKStA-Schriftstück und ersuchte um eine Stellungnahme. „Ich werde mit Frank Stronach darüber reden“, sagte Stronach-Pressesprecher Ertlschweiger zum KURIER. Das Ergebnis fiel knapp wie folgt aus: „Die Antwort von Frank Stronach dazu lautet: Kein Kommentar.“
Hintergrund: Ein Privat-Schloss am Wörthersee
Ende 2005 kaufte die Magna Projektentwicklungs GmbH das Schloss Reifnitz samt 6,31 Hektar Grund. Kaufpreis: 6,4 Mio. €. Laut Kaufvertrag sollte Magna in fünf Jahren einen Tourismus- betrieb aufziehen, bei Nicht- erfüllung sollte die Gemeinde die Immobilie zurückkaufen können. Maria Wörth verzichtete darauf und kassierte dafür eine Million Euro. Der Wert der Liegenschaft wird auf 15 bis 30 Mio. € geschätzt. Sie gehört heute der „20008 AustCo“ Liegenschafts- besitz GmbH & Co OG um Frank Stronach und Siegfried Wolf.
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