Ärztekammer: "Stronach-Idee völliger Nonsens"

Das Parteiprogramm des Team Stronach fällt bei Ärzten total durch.

Eine große Reform des Gesundheitswesens wünscht sich das Team Stronach. Wie berichtet, wird in Kürze das neue Parteiprogramm präsentiert. Darin enthalten: Verschmelzung der Sozialversicherungskassen, mehr private Konkurrenz für Ärzte, Trennung von Diagnose und Behandlung, um unnötige Operationen zu vermeiden. Die Ärztekammer Wien erteilt dem Vorstoß allerdings eine Abfuhr: „Stronachs Klubobmann Lugar unterstellt uns, dass wir Ärzte unnötig operieren. Das weisen wir entschieden zurück“, meint Präsident Thomas Szekeres zum KURIER.

Robert Lugar hingegen hatte auf Kritik vom Rechnungshof verwiesen. Kernaussage: In Spitälern werde durch die zunehmend wirtschaftliche Orientierung mehr operiert als nötig. Er forderte daher, die Diagnose privaten Anbietern zu überlassen.

In gewissen Bereichen sei dies ohnehin schon üblich, kontert Szekeres und nennt als Beispiel Befunde von privaten Labors oder von Radiologen, die im Spital herangezogen würden. Kein Arzt in Österreich therapiere „aus Jux und Tollerei“.

Auch im niedergelassenen Bereich sieht Szekeres klare Richtlinien für die Ärzte: „Alle Krankenkassen achten sehr genau auf die Medikations- und Therapievorgaben ihrer Vertragsärzte. Schon bei geringen Auffälligkeiten werden die Kollegen von den Kassen kontaktiert und müssen über ihre Therapien Rechenschaft ablegen“, erklärt Szekeres.

„Vollkommen unausgegoren“

Die Bestrebungen des Team Stronach, durch mehr private Konkurrenz den Preisdruck im Gesundheitsbereich zu erhöhen, stößt bei den Ärzten ebenfalls auf Ablehnung: „Je höher der Privatanteil im Gesundheitssystem ist, desto teurer wird es, weil mehr Leute mitverdienen.“ Szekeres verweist auf negative Erfahrungen in Deutschland oder den USA und prognostiziert Kostenerhöhungen und Qualitätseinbußen. Für den Präsidenten der Wiener Ärztekammer sind Stronachs Pläne „vollkommen unausgegoren“. Er gehe nicht davon aus, dass jemand, der das System kennt, an der Entstehung des Programms beteiligt war. Die Bundesärztekammer wollte die Ideen nicht kommentieren.

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