Der ÖVP-Generalsekretär interpretiert den Chat über den Ausbau der Kinderbetreuung ("Kann ich ein Land aufhetzen") als eine ideologische Widerstandshandlung von Sebastian Kurz:
"Bei den Chats zur Kinderbetreuung ging es lediglich um das Nein der Volkspartei zur SPÖ-Idee einer verpflichtenden Ganztagsschule sowie um mehr Geld für die Bundesländer, die für das Primärschulwesen zuständig sind."
Melchior weiter: "Darüber hinausbedauere ich es, dass auch die aktuellen Vorgänge in der Bundesregierung am Parteitag der Wiener Grünen wenig präzise dargestellt wurden.“
Was Melchior damit konkret meint, hat er nicht ausgeführt.
Koglers Version
Koglers Version des Kanzlerwechsels lautet jedenfalls so: Die Grünen hätten der ÖVP - und zwar dem Regierungsteam und den Landeshauptleuten - klar gemacht, dass Kurz als Kanzler nicht mehr handlungsfähig sei und abtreten müsse. Daraufhin habe Kurz auf Druck der ÖVP-Länder eingelenkt und Alexander Schallenberg als seinen Nachfolger vorgeschlagen.
Mit den anderen Parlamentsparteien sei von den Grünen lediglich die notwendige Aufklärungsarbeit besprochen worden (Einsetzung eines Untersuchungsausschusses), nicht die Bildung einer Vierer-Koalition. Das Verlassen der ÖVP-Grünen-Koalition sei nie die Absicht der Grünen gewesen. Wäre Kurz nicht gegangen, sondern hätte er sich vom Nationalrat abwählen lassen, dann hätte der Bundespräsident einen anderen ÖVP-Kanzler eingesetzt und Schwarz-Grün wäre weiter gelaufen. Im äußersten Fall hätte es erneut eine Expertenregierung gegeben. So die Version Koglers.
Türkise Version
Die türkise Version lautet: Um ein Vier-Parteien-Chaos zu verhindern, habe Kurz von sich aus "einen Schritt zur Seite" gemacht und Alexander Schallenberg als Kanzler vorgeschlagen.
Schwarze Version
Die ÖVP-Länder stützen in ihren Erzählungen eher die Version der Grünen. Sie sagen, dass Kurz infolge von Druck aus den ÖVP-Ländern zugestimmt habe, das Kanzleramt abzugeben.
Die Version der Rendi-Wagner-SPÖ
Die SPÖ - jedenfalls die Gefolgsleute von Parteichefin Pamela Rendi-Wagner - stellen die Vorgänge so dar, dass die Bereitschaft der SPÖ, mit der FPÖ eine Regierung zu bilden, die ÖVP unter Druck und Sebastian Kurz zum Rückzug gebracht habe.
Dem widersprechen die Grünen insofern, als sie sagen, dass sie mit den anderen Parteien über keine andere Koalition geredet haben und auch nie vorhatten, ÖVP-Grün zu beenden. Herbert Kickl sei nur "im Talon" gewesen, sagt Kogler.
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