Wahlumfrage: FPÖ mit Bestwert, ÖVP droht Rekordtief
Bei der Nationalratswahl in zwei Wochen könnten gleich mehrere Rekorde fallen. Eine neue Bestmarke setzen könnte die FPÖ, indem sie ihr bisher bestes Ergebnis - 26,94 Prozent bei der Wahl 1999 - übertrifft.
Eine politische Premiere wäre es auch, wenn die Freiheitlichen erstmals bei einer Nationalratswahl den ersten Platz erobern. Der ÖVP droht nach dem Erdrutschsieg 2019 diesmal ein Rekordminus. Die SPÖ wiederum könnte erstmals im Nationalrat auf Platz drei verwiesen werden.
Rekordplus für die Freiheitlichen
Bisher wurden in der Geschichte der Zweiten Republik immer SPÖ oder ÖVP stärkste Partei bei Nationalratswahlen. Ein FPÖ-Sieg, wie ihn Umfragen seit Monaten nahelegen, wäre daher ein Novum. Erstmals bei einer bundesweiten Wahl Erster wurde die Partei von Herbert Kickl schon bei der EU-Wahl im Juni.
Bei der Nationalratswahl könnte die FPÖ nun auch ein neues Rekordergebnis einfahren. Das bisherige blaue Topergebnis erreichte Jörg Haider bei der Nationalratswahl 1999 mit 26,94 Prozent. Zwar reichte es damals nur für Platz zwei hinter der SPÖ, aber doch für eine Regierungskoalition mit der drittplatzierten ÖVP von Wolfgang Schüssel. Ihr insgesamt bestes Ergebnis bei bundesweiten Wahlen fuhr die FPÖ mit 27,53 Prozent bei der ersten Europa-Wahl nach dem EU-Beitritt 1996 ein.
Sehr wahrscheinlich ist diesmal jedenfalls ein Rekordplus für die Freiheitlichen. Die Latte liegt tief nach dem schwachen Abschneiden bei der Nationalratswahl 2019 im Schatten des Ibiza-Skandals, als die FPÖ auf 16,17 Prozent abstürzte. Für den größten bisherigen Zuwachs würden daher schon 23,07 Prozent reichen. Das bisher größte Plus erreichte die FPÖ bei der Nationalratswahl 1990, als sie bei der zweiten Wahl unter Obmann Jörg Haider ein Plus von 6,90 Prozent erreichte und erstmals zweistellig wurde.
Kanzlerpartei droht Rekordminus
Der Kanzlerpartei ÖVP droht indes bei dieser Nationalratswahl ein Rekordminus. Ein Ergebnis wie vor fünf Jahren, als die Volkspartei unter Sebastian Kurz nach dem Ibiza-Debakel 37,5 Prozent der Stimmen bekam, scheint diesmal unerreichbar. Einen Rekordabsturz für die Türkisen würde bereits ein Ergebnis von 28,26 Prozent oder weniger bedeuten. Das größte Minus bisher hatte die ÖVP 1990 erlebt, als sie parallel zum FPÖ-Aufstieg um 9,23 Prozentpunkte auf 32,06 Prozent abstürzte. Das historisch schlechteste Ergebnis der Volkspartei waren 23,99 Prozent bei der Wahl 2013.
Bei der SPÖ ist die Fallhöhe diesmal deutlich geringer, hatte die Partei doch bei der Nationalratswahl 2019 unter Pamela Rendi-Wagner ihr bisher schwächstes Ergebnis von 21,18 Prozent eingefahren. Jeder Verlust wäre damit bereits ein neuer Negativrekord. Dementsprechend würde anderseits schon ein vergleichsweise maues Ergebnis um die 22 Prozent ein Plus bedeuten. In jedem Fall drohen die Sozialdemokraten erstmals bei einer Nationalratswahl auf den dritten Platz abzurutschen.
Neos legen zu, Grüne müssen mit Verlusten rechnen
Die Grünen müssen nach dem Rekordergebnis im Jahr 2019, als sie mit einem Plus von mehr als 10 Prozentpunkten und ihrem bisher besten Ergebnis von 13,90 Prozent wieder in den Nationalrat einzogen, mit Verlusten rechnen. Die Bestmarke zu toppen, scheint diesmal nicht in Reichweite. Aber es müsste schon äußerst schlecht laufen für die Grünen, wenn sie auch noch ihr größtes Minus einfahren. Ihren bisher größten Verlust erlebten die Grünen bei der Wahl 2017, als sie nach internen Querelen und der Abspaltung von Peter Pilz ganze 8,62 Prozentpunkte verloren und aus dem Nationalrat flogen.
Die Neos peilen bei ihrem vierten Antritt bei der Nationalratswahl ein neues Rekordergebnis an. Dazu müsste die Partei, bei der es bisher bei den Nationalratswahlen nur bergauf ging, ihr Ergebnis von 2019 toppen. Damals erreichten die Pinken 8,10 Prozent. Bei der heurigen EU-Wahl, bei der die Neos allerdings traditionell besser abschneiden, kamen sie mit 10,10 Prozent erstmals auf ein zweistelliges Ergebnis.
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