Tirol-Wahl: ÖVP schafft 44 Prozent, SPÖ knapp vor FPÖ

Günther Platter kann sich freuen, Wahlziel erreicht.
537.000 Tiroler waren heute zu den Urnen gerufen. Laut den ersten Hochrechnungen konnte die ÖVP deutlich zulegen; SPÖ mit rund 17 Prozent knapp vor der FPÖ.

  • Im "schwarzen Kernland" kann die ÖVP noch einmal knapp fünf Prozent zulegen. Sie kommt auf 44,3 Prozent.
  • Die FPÖ kommt auf 15,5 Prozent - ein Plus von 6,2 Prozent.
  • Den Kampf um Platz zwei entscheidet jedoch die SPÖ (17,3 Prozent) knapp für sich.
  • Die Grünen können allzu große Verluste abwenden und holen rund 10,7 Prozent (-1,9 Prozent).
  • NEOS und Liste Fritz schaffen mit jeweils rund fünf Prozent knapp den Sprung in den Landtag.

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Am Ende können sich tatsächlich wieder einmal alle als Sieger fühlen. Acht Parteien - und damit drei weniger als noch 2013 - stellten sich heute in Tirol zur Wahl. Rund 20 Prozent der Stimmen waren damit neu auf dem Markt. Rein rechnerisch ging sich also für jede Partei zumindest ein kleines Plus aus.

Dass die ÖVP von Günther Platter als klare Nummer eins durchs Ziel gehen würde, war dabei stets außer Frage, sogar eine absolute Mehrheit stand im Raum. Erklärtes Ziel Platters war aber: Ein Vierer vor dem Ergebnis. Und das hat der amtierende Landeshauptmann auch deutlich erreicht:

Damit gelang Platter zwar nicht das Glanzstück seiner Parteifreundin, der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, die vor vier Wochen die Absolute geholt hatte, das Ergebnis dürfte aber jedenfalls zur Zufriedenheit gereichen. Schließlich hatte die Volkspartei bis zuletzt eine zu geringe Mobilisierung gefürchtet. Nach heute sind die Schwarzen jedenfalls in der komfortablen Position aus drei Koalitionspartnern, nämlich den Grünen, der SPÖ und der FPÖ, wählen zu können, was bekanntlich im Koalitionspoker alles andere als ein Nachteil ist.

Kurz: "Erwartungen übertroffen"

Als einer der ersten Gratulanten meldete sich am Sonntag Bundeskanzler Sebastian Kurz zu Wort. Gegenüber der APA zeigte sich Kurz "hoch erfreut" über den laut Hochrechnungen klaren ersten Platz der Volkspartei bei der Tiroler Landtagswahl: "Das Tiroler Wahlergebnis hat unsere Erwartungen übertroffen".

Die Stimmung in den Parteizentralen

SPÖ entscheidet Kampf um Platz zwei für sich

Unter ganz anderen Vorzeichen gingen heute SPÖ und FPÖ in die Wahl. Beide Parteien schnitten vor fünf Jahren miserabel ab. Für die Sozialdemokraten bedeuteten 13,7 Prozent sogar ein historisches Tief. Mit 9,3 Prozent als Ausgangsbasis hatten die Freiheitlichen aber die besten Chancen auf das größte Plus.

Dass die SPÖ letztlich knapp ein Prozent vor der FPÖ landete, verzeichnete die Spitzenkandidatin der Tiroler SPÖ, Elisabeth Blanik, als Sieg.

FPÖ-Ergebnis "mit Wermutstropfen"

FPÖ-Spitzenkandidat Markus Abwerzger zeigte sich am Sonntag in einer ersten Reaktion "sehr zufrieden". Ein Plus von annähernd sieben Prozent ist ein "sehr gutes Ergebnis", sagte Abwerzger der APA. Ein "Wermutstropfen" sei das Verfehlen von Platz zwei.

Reaktionen in der FPÖ

Mit dem zweiten Platz rechnete Abwerzger trotz einer nach wie vor möglichen Chance nicht mehr und verwies darauf, dass vor allem Innsbruck noch nicht ausreichend ausgezählt sei. Die Chancen auf eine Regierungsbeteiligung sah der FPÖ-Chef hingegen aber nach wie vor intakt. "Die Chance steht 50 zu 50. Wir sind zu Gesprächen bereit", erklärte der FPÖ-Chef (mehr zum Abschneiden der FPÖ hier).

Aufatmen bei den Grünen

Relativ gut Nachrichten gab es am Sonntag auch für die Grünen, mussten sie nach dem Abwärtstrend der vergangenen Wahlen ja sogar fürchten, auch in Tirol unter die 10-Prozentmarke zu fallen. Für den Fall nicht zweistellig zu werden, hatte der derzeitige Koalitionspartner der ÖVP bereits den Gang in die Opposition angekündigt.

Reaktionen bei den Grünen

Am Ende mussten die Grünen als einzige Partei zwar Verluste hinnehmen - die ganz große Katastrophe blieb mit 10,7 Prozent jedoch aus.

Aus Bundessicht ist das Ergebnis allerdings nicht ganz erfreulich: Mit Platz vier hinter der FPÖ haben die Tiroler Grünen ihren Bundesratssitz verloren und damit die Bundes-Grünen wohl auch den Klubstatus im Parlament in Wien. Welche weitrechenden Folgen das hat, lesen Sie hier.

NEOS und Liste Fritz knapp im Landtag

Im Schicksal vereint waren am Sonntag die NEOS und die Liste Fritz. Beide mussten am Nachmittag noch zittern, ob sie - mit rund 5,3 Prozent in der Hochrechnung - in den Landtag einziehen. Erst nachdem um 19.00 Uhr dann auch die Stimmen aus Innsbruck ausgezählt waren, konnte man aufatmen: Beide Parteien schaffen es in den Tiroler Landtag, für die NEOS ist es der vierte nach Vorarlberg, Wien und zuletzt Niederösterreich.

Damit ist der Landtag komplett - die beiden weiteren wahlwerbenden Listen verfehlten den Einzug deutlich. Die Liste Family kommt auf 1,1 Prozent, "impuls" auf 0,5 Prozent.

Interview mit NEOS-Chef Matthias Strolz

Koalitionsspiele

Bleibt die Frage, wie es in Tirol weiter geht. Koalitionswillig zeigten sich am Sonntag jedenfalls alle Parteien. Landeshauptmann Platter wollte sich am Wahlabend noch nicht festlegen, NEOS-Chef Matthias Strolz rechnete aber bereits mit einer Fortsetzung der schwarz-grünen Koalition.

Seiner eigenen Partei riet er, sich "aktiv" in die voraussichtlichen Sondierungsgespräche einzubringen. Die Chance auf eine schwarz-pinke Koalition bewertete Strolz aber als nicht sehr hoch. Die Pinken würden jedenfalls beim Rennen, wer es billiger macht, nicht mitmachen.

Filzmaier zur Rolle der Spitzenkandidaten

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