Tirol-Wahl: Abwerzger mit "halbstarkem Ergebnis"

Tirol-Wahl: Abwerzger mit "halbstarkem Ergebnis"
FPÖ-Chef landete politischen Achtungserfolg - der ganz große Triumph blieb aber aus.

  • Im "schwarzen Kernland" kann die ÖVP noch einmal knapp fünf Prozent zulegen. Sie kommt auf 44 Prozent.
  • Die FPÖ kommt auf rund 16 Prozent - ein Plus von deutlich mehr als sechs Prozent.
  • Den Kampf um Platz zwei entscheidet jedoch die SPÖ (rund 17 Prozent) knapp für sich.
  • Die Grünen können allzu große Verluste abwenden und holen rund zehn Prozent.
  • Das Ergebnis der Tiroler Landtagswahl im Detail finden Sie hier.

Der Wähler hat gesprochen - und er hat FPÖ-Spitzenkandidat und Anwalt Markus Abwerzger mit einem Ergebnis von rund 15,4 Prozent zu einem starken Ergebnis "verurteilt". Der ganz große Triumph mit einer möglichen Verdoppelung der Prozente blieb aber aus. Ob der Tiroler FPÖ-Chef seine Landespartei in eine Regierung führen kann, ist mehr als ungewiss.

Rampensau-Tauglichkeit

Dies hängt einzig und allein von Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) ab. Ebenso offen ist die Frage, ob es dem gebürtigen Vorarlberger gelingen würde, den Schalter umzulegen - vom angriffigen Oppositionellen zum konsensual-pragmatischen Sachpolitiker.

Der durchaus eloquente und auf Social Media omnipräsente Abwerzger bewies in den vergangenen Wochen jedenfalls eines: Rampensau-Tauglichkeit und Führungsqualität. 20.000 Wahlkampf-Kilometer und mehr als 70 Wahlkampfauftritte spulte Abwerzger im Laufe des Wahlkampfes ab. Seine Rechtsanwaltskanzlei hat er seit dem Wahlkampfauftakt Anfang Jänner nicht mehr betreten. Mit dem Slogan "Gerechtigkeit garantiert" und einem starken Fokus auf das Migrations-Thema versuchte Tirols oberster Blauer Stammwähler, Nicht- und Wechselwähler zu mobilisieren, was für die FPÖ bei Landtagswahlen in Tirol traditionell schwerer ist als bei solchen auf Bundesebene.

Affäre um ORF-Tirol als Wahlkampfhelfer?

Die Rechnung ist nur teilweise aufgegangen. Zu pass hinsichtlich der Mobilisierung der Stammwählerschaft und der eigenen Bekanntheitssteigerung kam Abwerzger letztlich wohl die Affäre rund um den ORF Tirol, der mit einem umstrittenen Beitrag über den FPÖ-Wahlkampf aufwartete. Es war der große Aufreger dieses ansonsten eher gemächlich und erwartbar verlaufenen Wahlkampfes. Die ORF-Aufnahmen suggerierten, dass Abwerzger bei einem Gespräch mit einem Bürger widerspruchslos antisemitisches Gedankengut des Mannes zur Kenntnis genommen hätte, was der FPÖ-Spitzenkandidat vehement bestritt. Eine schließlich vom ORF nachgereichte modifizierte Version bestätigte das dann auch. Bereits Anfang Jänner hatte der Wahlkampfauftakt der Freiheitlichen im Innsbrucker Congress für Diskussionen gesorgt. Eine dort eingesetzte Trommlergruppe war manchen Kritikern zu martialisch - unter anderem auch Landeshauptmann Platter.

Der FPÖ-Chef versuchte im Wahlkampf einen Spagat: Einerseits geißelt er ganz im Oppositionsstil die schwarz-grüne Politik, andererseits hält er die Tür zur ÖVP und damit für eine mögliche schwarz-blaue Koalition mehr als offen.

Reaktionen in der FPÖ

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