Kommt der Lockdown? Die Stimmung ist auch so im Keller
Zehn Tage lang gibt es nun Einschränkungen für Ungeimpfte. Zuerst hat die Regierung die 2-G-Regel verordnet, am Montag den Lockdown für Ungeimpfte. Genug, um das Infektionsgeschehen zu beruhigen? Genau das erörterte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein am Mittwoch mit seinem Beraterstab.
Die Antwort kommunizierten die Experten schon vorab: nein. Es brauche schärfere Maßnahmen, um die vierte Welle zu brechen, sagt Gesundheitsökonom Thomas Czypionka zum KURIER. Epidemiologe Gerald Gartlehner sieht das ähnlich. Das Covid-Prognosekonsortium befindet: „Das Bremspotenzial von 2-G ist aktuell unzureichend.“
Damit scheinen Einschränkungen auch für Geimpfte unvermeidbar.
Wie zur Bestätigung schoss die Zahl der Neuinfektionen von Dienstag auf Mittwoch in Rekordhöhe: 14.416 neue Corona-Fälle, 458 Intensivpatienten, 41 Covid-Tote. „Wir müssen jetzt in einem gewissen Krisenmodus ankommen“, sagte die oberste Gesundheitsbeamtin, Katharina Reich, im ORF-Report, und sprach sich für nächtliche Ausgangsbeschränkungen für Geimpfte aus.
Ludwig: Lockdown rückt näher
Stornowelle
Die ÖVP will von einem allgemeinen Lockdown nichts wissen. Aber auch ohne amtliche Sperren nähert sich die Stimmung bei vielen Menschen dem Nullpunkt. Deutschland hat eine Reisewarnung ausgesprochen, Touristiker sehen sich mit einer Stornowelle konfrontiert und fordern einen „sofortigen harten“ Lockdown, um die Wintersaison zu retten. Österreichweit sind 407 Schulklassen geschlossen. Und in einem oberösterreichischen Krankenhaus gab es so viele Todesfälle, dass laut einer Insiderin die „Leichen wegen Überfüllung am Gang abgestellt“ werden mussten.
Die Bundesländer reagieren. Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) fordert einen „bundesweiten Lockdown“, OÖ-Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) schließt weitere Maßnahmen nicht mehr aus. Auch in Salzburg und Wien ist die Tendenz klar: Man werde ohne weitere Beschränkungen nicht auskommen.
Nach einem veritablen Krach in der Regierung über die Krisenbekämpfung wollen ÖVP und Grüne nun mit einer Stimme sprechen. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein sagte einen Fernsehauftritt ab, aber seine Meinung ist bekannt: er schließt sich den Experten an.
Die ÖVP ist hingegen immer noch auf ihrer Linie, kein Lockdown für Geimpfte. „Das Ziel ist weiterhin klar: Wir wollen die Impfquote erhöhen, und das funktioniert nicht, wenn wir die Geimpften abstrafen“, heißt es aus dem Kanzleramt zum KURIER. Zumindest folgende Maßnahmen könnte die ÖVP mittragen: eine Ausweitung der FFP2-Maskenpflicht, eine Homeoffice-Empfehlung und 2-G-Plus – also PCR-Testpflicht für Geimpfte – in der Nachtgastronomie und bei Veranstaltungen.
Freitag ist Lostag
Worauf sich die Politik einigt, dürfte man spätestens am Freitag bei der Landeshauptleutekonferenz am Tiroler Achensee erfahren. Kanzler Alexander Schallenberg und Mückstein nehmen daran teil. Bereits am Donnerstag finden Vorgespräche auf Beamtenebene statt. Die Bundesländer wünschen sich bundesweit einheitliche Regeln. Sonst droht ein Fleckerlteppich, der ähnlich unübersichtlich ist wie das Infektionsgeschehen.
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