Anklang findet Nehammers Überlegung aber auch innerhalb der Opposition.Was die SPÖ angeht, so ist das kaum verwunderlich. Sie fordert eine derartige Maßnahme bereits seit Wochen und hat auch im Parlament einen Antrag für eine "Sonderabgabe auf Übergewinne" eingebracht, wie Parteichefin Pamela Rendi-Wagner erklärte. Sie freue sich, dass der Kanzler den Vorschlag nun aufgegriffen habe, hält aber fest, dass die Gewinnabschöpfung "überlegt und überdacht" passieren muss. Es brauche ein Konzept und auch die Einnahmen daraus müssten für Anti-Teuerungsmaßnahmen zweckgewidmet werden. "Damit die Einnahmen an die Menschen gehen, die sie in der Teuerungskrise dringend brauchen."
Auch im KURIER hat der rote Energiesprecher Alois Schroll schon vor Wochen eine Gewinnabschöpfung gefordert und erklärt, es sei "völlig unverständlich, wieso sich die österreichische Bundesregierung bislang vehement gegen eine Reform des Strommarktdesigns gestellt hat. Mit dem aktuellen Preisbildungsmechanismus profitieren ja nicht nur Ökostromerzeuger, sondern auch die Atom-Lobby".
Die Position der FPÖ ist etwas weniger klar. Per Aussendung teilt Parteiobmann Herbert Kickl zwar mit, Gewinne, die die Republik über ihre Anteile an Energieversorgern einfahre, müsse Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) nun rasch für Entlastungspakete und Steuersenkungen verwenden. Nehammers Ansage kritisierte Kickl hingegen. Die Verbund-Aktie sei deshalb um 13 Prozent abgestürzt, moniert Kickl: "Mit seiner Inkompetenz schädigt Kanzler Nehammer jetzt auch noch Staatseigentum, nachdem er die Menschen der Kostenlawine ausgeliefert hat."
Außerdem argumentiert Kickl, dass die Regierung über ihre Unternehmensbeteiligungen an den Energieversorgern längst die Möglichkeit hätte, einen Teil der Gewinne abzuschöpfen. "Der Staat hält die Mehrheit am Verbund und die Gewinne fließen daher via Dividende mehrheitlich in den Staatssäckel."
Nehammer beim Mai-Aufmarsch der SPÖ?
Neos-Wirtschaftssprecher Gerald Loacker schlägt in eine ähnliche Kerbe wie Kickl. Die Republik könne jetzt schon über die ÖBAG "Eigentümerinteressen geltend machen und Dividenden ausschütten statt mit Abschöpfungsfantasien den Kapitalmarkt zu schädigen". Nehammer stelle mit seinem Vorschlag die marktwirtschaftliche Ordnung infrage, kritisiert Loacker: "Wenn Nehammer auf diesen Positionen verharrt, dann kann er sich überlegen, nächstes Jahr am 1. Mai mitzumarschieren."
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