Politischer Aktionismus vernichtet Milliardenwerte an Wiener Börse

Die steigenden Energiepreise setzen die Bundesregierung gehörig unter Druck. Diverse Ausgleichszahlungen reichen bei Weitem nicht mehr, um die hohen Vorschreibungen bei Konsumenten abzudecken. Die Energiekonzerne hingegen sind die großen Gewinner der Lage. Der Verbund etwa erwartet heuer mehr als eine Verdoppelung des Gewinns auf zwei Milliarden Euro. Klar, dass hier politischer Handlungsbedarf herrscht. Zumal die großen Versorger mehrheitlich im Besitz der Länder bzw. im Fall des Verbunds auch des Staates sind. Es wäre also ziemlich leicht, ohne großes Aufsehen zusätzliche Gewinnausschüttungen auf Eigentümerebene zu beschließen. Diese Sonderdividende könnte dann ja auf die Kunden umverteilt werden.
Kanzler Karl Nehammer hat aber den Weg des politischen Aktionismus gewählt. In einem Interview sprach er von einer "gesetzlichen Abschöpfung" und das Finanz- bzw. Wirtschaftsministerium sollen entsprechende Vorschläge ausarbeiten.
Diese unbedachte Äußerung führte dazu, dass die Verbund-Aktie gleich einmal 13 Prozent verlor und auch andere börsenotierte Konzerne wie die EVN oder OMV mitriss. Denn Aktionäre sind wie scheue Rehe. Sie sind sofort weg, wenn sie Gefahr wittern. Und eine solche Sondersteuer, an der sie nicht teilhaben, veranlasst sie zur Flucht.
Auf einem Schlag wurde damit alleine beim Verbund ein Börsewert von rund 4,5 Milliarden Euro vernichtet. 80 Prozent davon betreffen übrigens die heimischen Steuerzahler, so viel beträgt nämlich der Anteil von Bund und Ländern zusammen an dem Konzern. Mit Bekanntwerden der unternehmensschädlichen Aussage wurden also binnen Minuten Milliarden an Volksvermögen vernichtet. So schnell wird es nicht gehen, das Vertrauen zurückzugewinnen und den Börsewert wieder zu heben. Wer übrigens als Lösung eine Verstaatlichung fordert, kann die europaweit hohen Energiepreise auch nicht verhindern.
Das wirtschaftliche Verständnis für Börse und Kapitalmarkt ist bei Österreichs Politikern ohnehin immer schon gering gewesen. Aber gerade vom höchsten Vertreter der Wirtschaftspartei ÖVP sollte mehr zu erwarten sein. Nach den aktuellen Bestrebungen um eine Abgabe auf leer stehende Wohnungen sowie das Festhalten an der tourismusschädlichen 3G-Regel bei der Einreise ist dies nun der dritte Fall in kürzester Zeit, wo die Bedürfnisse von Wirtschaft und Eigentümern zu kurz kommen.
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