Gewinnabschöpfung: Nehammer schockt Aktionäre von Verbund und EVN

Gewinnabschöpfung: Nehammer schockt Aktionäre von Verbund und EVN
"Zufallsgewinne bei Unternehmen mit staatlicher Beteiligung gehören dem Volk", sagte der Bundeskanzler. Aktienkurse rutschten ab.

Für den Energiekonzern Verbund war der Donnerstag an der Wiener Börse kein lustiger. Der Aktienkurs des Konzerns brach um 13 Prozent ein. Das bedeutet einen Wertverlust von 4,5 Milliarden Euro. Für Marktbeobachter war ein Statement von Bundeskanzler Karl Nehammer die Ursache für die Talfahrt.

Nehammer sagte, dass die Bundesregierung darüber nachdenke, wie Gewinne von Firmen mit Staatsbeteiligung, die überproportional von der Krise profitieren, gesetzlich abgeschöpft werden können.

"Zufallsgewinne bei Unternehmen mit staatlicher Beteiligung gehören dem Volk", so der Kanzler.

Gewinnabschöpfung: Nehammer schockt Aktionäre von Verbund und EVN

Als Beispiel nannte Nehammer in einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung hohe Gewinne bei der Stromproduktion aus Wasserkraft.

Das betrifft vor allem den Verbund. Weil am internationalen Markt das Gaskraftwerk und nicht das Wasser den Preis bestimmt, könnte Österreichs Verbund-Konzern heuer einen Rekordgewinn von bis zu zwei Milliarden Euro einfahren.

Auch EVN rutschte ab

51 Prozent des Grundkapitals vom Verbund befinden sich im Eigentum der Republik Österreich. Großaktionäre sind auch die Wiener Stadtwerke und die niederösterreichische EVN.

Auch die EVN-Aktie rutschte um sieben Prozent nach Süden, wie man an der Börse so sagt. Das Land Niederösterreich ist mit 51,0 Prozent Mehrheitseigentümer der EVN.

Gewinnabschöpfung: Nehammer schockt Aktionäre von Verbund und EVN

Das Aktienforum kritisiert naturgemäß Nehammers Aussage. Diese hätte für „Verunsicherung und Vertrauensverlust“ gesorgt. 

Europaweite Debatte

Das Thema ist freilich ein europaweites. Auch Italien kündigte unlängst eine Steuer für Zusatzgewinne von Energieunternehmen an.

Bis zu 200 Milliarden Euro an zusätzlichen Gewinnen werden die Stromkonzerne in der Europäischen Union dieses Jahr verbuchen, wenn die Strompreise so hoch bleiben sollten. Das schätzen jedenfalls die Fachleute der Internationalen Energieagentur in Paris.

Denn die Energiepreise in Europa sind durch Wladimir Putins  Krieg gegen die Ukraine exorbitant gestiegen.

Der Großhandels-Strompreis hat sich in den vergangenen zwölf Monaten mehr als verdreifacht, der Gaspreis ist mehr als fünfmal so hoch wie vor einem Jahr.

Unter den Energiekosten leiden in Europa Millionen von Bürgern und viele Unternehmen.

Doch es gibt eben auch Profiteure: Öl- und Gasanbieter und viele Stromerzeuger können für ihre Energie am Markt plötzlich viel höhere Erlöse erzielen, obwohl ihre Kosten häufig nicht annähernd so stark gestiegen sind.

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