Fürchten Sie nicht, dass vor allem mit Blick auf Wien mit Ihrem Vorpreschen mehr Sand als Öl im Getriebe ist?
Wir haben uns in über 40 Verhandlungsrunden mit der Ostregion schon gut angenähert. Aber in einer so großen Region gibt es auch viele Partner innerhalb des Verbunds. Wenn eine gute Lösung Zeit braucht, wollen wir uns die nehmen. Und gleichzeitig alle anderen nicht länger warten lassen. Genau das schaffen wir mit dem Klimaticket now.
Das Wiener Rathaus ist nun doppelt verärgert wegen Ihres Vorpreschens beim Klimaticket, und zuvor schon wegen des Baustopps des Lobau-Tunnels. Was soll eigentlich rauskommen, wenn eine Röhre durch ein Naturschutzgebiet klimatechnisch evaluiert wird?
Wenn ich jetzt schon ein Ergebnis hätte, dann bräuchte ich jetzt nicht zu evaluieren. Aber genau darum geht es: Wir haben ein Projekt, das vor 20, 30, 40 Jahren in die Wege geleitet worden ist. Da war die Klimakrise zwar schon präsent, aber lang nicht so drängend wie jetzt. Noch dazu sind wir beim Bodenverbrauch, beim Zubetonieren, ohnehin Europameister. Daher ist es nur sinnvoll, dass man sich jetzt ein paar Monate Zeit nimmt und schaut, ob die Entscheidungen von damals auch heute noch vernünftig sind.
Es gibt, außer in Wien, in keinem Bundesland ein 365-Euro-Jahresticket – warum eigentlich? Wann kommt das 2er-Ticket, um 730 Euro für zwei Bundesländer?
Es gibt beim Klimaticket drei Größen, das Bundesland-Ticket, das übergreifende 2-Bundesländer-Ticket und das bundesweite Ticket. Ich habe immer gesagt: Alle drei werden bis Ende der Legislaturperiode kommen. Und ich habe gesagt, wir werden mit dem Ticket für das ganze Land starten. Genau das tun wir jetzt.
Wir werden also auf 2024 vertröstet?
Die Bundesländer arbeiten mit Hochdruck daran, weil viele, viele Menschen auch auf die regionalen Tickets warten.
Megathema im Herbst wird die ökosoziale Steuerreform. Wird im Zuge dessen auch die Pendlerpauschale, die für so viele Menschen wichtig ist, ökologisch reformiert?
Ja, auch das ist natürlich Thema. Wenn man die Pendlerpauschale gut umgestaltet, kann sie sozial gerechter werden. Höhere Einkommen sollen nicht überproportional mehr bekommen. Und man kann stärkere Anreize für den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel setzen. Und wer sich bewusst dafür entscheidet, mit dem SUV durch die Innenstadt zu fahren, muss dafür einen höheren Preis bezahlen.
Letztlich werden Benzin- und Dieselautos höher belastet, die E-Mobilität gefördert. Aber ist diese wirklich sauber? Daran gibt es ja auch Zweifel!
Es ist ja so: Niemand schädigt freiwillig mit Benzin und Diesel das Klima. Es war halt über viele Jahre die beste, die einzige Option. Jetzt haben wir eine bessere Alternative und die Menschen steigen um. In allen Studien ist ganz klar die E-Mobilität die saubere Alternative. Deswegen wird das auch von der Politik unterstützt.
Aber E-Autos sind doch oft nur Dienstautos, die steuerlich begünstigt sind oder Drittautos von besserverdienenden Ehepaaren.
Es kommen immer mehr neue Modelle auf den Markt, die auch günstiger werden. Die Autoindustrie hat sich entschieden, dass die E-Mobilität die Zukunft ist.
Es gibt immer wieder Top-Manager großer Unternehmen, die sich beklagen, dass Sie mit ihnen zu wenig reden.
Ich bin viel unterwegs, gerade in Unternehmen, und habe dazu auch viele Termine. Aber wir sind für ein riesiges Feld zuständig, vielleicht habe ich noch nicht alle durch. Das ist durchaus möglich.
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