Klimaticket ohne Wien? Warum Gewessler nicht länger warten will

Der grünen Vizechefin und Klima- sowie Mobilitätsministerin Leonore Gewessler reicht es offenbar: Sie will nicht länger auf eine Einigung mit dem Verkehrsbund Ostregion (VOR) warten und startet das Klimaticket ab dem Nationalfeiertag. 40 Verhandlungsrunden haben offenbar zu wenig gefruchtet.
Dann, sagt sich Gewessler, starten wir eben erstmal ohne die Wiener, Niederösterreicher und Burgenländer. Die können ja noch bis Oktober zustimmen, so das Kalkül der Ministerin. Tatsächlich ist der Druck auf den VOR, und damit auf die Verkehrslandesräte von Wien, Niederösterreich und dem Burgenland, jetzt groß.
Klimaticket für (fast) ganz Österreich am Nationalfeiertag
Die Bürger haben eher kein Verständnis, warum die Verhandlungen mit sechs Bundesländern glattlaufen, mit den Ost-Österreichern aber nicht.
Die Wiener haben ein 365-Euro-Ticket seit bald zehn Jahren, ohne Zuschuss aus dem Bund. Aber die Einbindung des Umlands und der Einpendler funktioniert bisher mangelhaft. Das Klimaticket ist die Chance zur Wende zum Besseren.
Es dürften vor allem die Pendler aus Niederösterreich sein, die sich aufregen werden, falls die Ostregion beim Klimaticket nicht dabei ist: Schließlich kosten die derzeitigen Pendlertickets weit über tausend Euro. Diese Pendler würden sich mit dem Klimaticket mehr Geld ersparen als durch die letzte und und die kommende Steuerreform.
949 Euro wird das Ticket für ganz Österreich anfangs kosten. Der Bund zahlt dafür rund 150 Millionen für die Bahn, und 100 Millionen für die Regionalbahnen. Wie viele Menschen das Ticket kaufen werden, weiß natürlich niemand. Das Ministerium rechnet aber mit rund 100.000 Österreichern, die derzeit mehr für ihre Pendlertickets zahlen. Somit könnten rund 100 Millionen Euro wieder eingenommen werden.
Warum das ganze eigentlich? Das Klimaticket ist – wenig überraschend – eine Klimaschutzmaßnahme. Mittelfristig hofft die Regierung damit, dass sich das Mobilitätsverhalten der Österreicher ändert, hin zu den Öffis. Ob das klappt, oder nur ein PR-Stunt der Grünen bleibt, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.

Bernhard Gaul, Redakteur Innenpolitik
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