Klimaticket: ÖBB zeigt Verkehrsverbund-Ostregion die rote Karte

Klimaticket: ÖBB zeigt Verkehrsverbund-Ostregion die rote Karte
Nach der Präsentation des Klimatickets meinte der VOR, dass es nicht auf allen Zügen der ÖBB gültig sein dürfe. Die Bundesbahnen kontern.

Es ist das Herzens- und Kernprojekt von Verkehrsministerin Leonore Gewessler, die am Mittwoch gar von einer "Revolution im öffentlichen Verkehr" sprach. 

"Das Klimaticket macht den Umstieg vom Auto so einfach wie noch nie. Also worauf soll man noch warten? " Das Klimaticket stehe seit 15 Jahren in Regierungsprogrammen. "Darum machen wir jetzt den ersten Schritt", sagte Gewessler. "Einen Zwischenschritt", wenn Sie so wollen." Denn - und das ist das große Aber an diesem Mittwochvormittag: Auch nach 40 Verhandlungsrunden sind nicht alle Bundesländer mit an Bord. In Wien, Niederösterreich und dem Burgenland - in der gesamten Ostregion also - wird man mit dem Klimaticket keine regionalen Öffis nutzen können.

Klimaticket für (fast) ganz Österreich am Nationalfeiertag

Was wird das Ticket kosten?

Wahrscheinlich nur im Oktober wird der Preis bei 949 Euro liegen – das ist um 146 Euro billiger als die späteren 1.095 Euro (3 mal 365 Euro).  In der ermäßigten Form – für Senioren, alle unter 26 und Reisende mit Behinderung – gibt es das Ticket zum Start sogar um 699 statt um 821 Euro.

Wo wird man das Ticket kaufen können?

Das Klimaticket wird ab  1. Oktober in allen regionalen Öffiticket-Verkaufsstellen (außer in Wien, NÖ und Burgenland) und bei den Schaltern der ÖBB und der Westbahn zu erwerben sein. Außerdem im Internet unter klimaticket.at.

Warum wird das Ticket  in Wien, Niederösterreich und  Burgenland nicht gültig sein?

Laut dem Verkehrsverbund Ost-Region (VOR), in dem die Öffi-Agenden der drei Bundesländer zusammengefasst sind,  hätte es eine  Lösung aus einem Guss werden sollen, indem gleich alle drei Ticketvarianten umgesetzt werden. Laut VOR sei der für die Ostregion vorgesehene Finanzierungsbeitrag des Bundes  bei Weitem nicht ausreichend.  Auch für die Wien-Pendler aus dem Burgenland müsse noch eine lebensnahe Lösung gefunden werden. All diese Punkte wären dem Ministerium längst  bekannt, dennoch wären die Verhandlungen seitens des Ministeriums nicht vorangetrieben worden.

Kann sich eine  Einigung mit den östlichen Bundesländern bis zum 26. Oktober noch ausgehen?

Ja, da sei man zuversichtlich, heißt es aus dem Ministerium. Man habe eineinhalb Jahre sehr intensiv verhandelt und in über 40 Runden  viele Kompromisse entwickelt. „Im Vergleich zu dem, was wir schon erreicht haben, fehlt nur mehr ganz wenig.“

In welchen Bundesländern gibt es das 365-Euro-Jahresticket?

Eigentlich nur in Wien. In Tirol kostet es 509,40 Euro, in Vorarlberg 385 Euro, in Salzburg 595 Euro, in Oberösterreich  ist das Ticket gestaffelt  – um 365 Euro gilt das Ticket  in ganz Oberösterreich ohne Linz, Wels und Steyr. Nimmt man alle drei Städte dazu, kostet es 695 Euro. Darauf müsste man dann nur  254 Euro aufzahlen – und könnte gleich das österreichweite Klimaticket erwerben.  

Gewessler spricht davon, dass damit auch die Züge der ÖBB (inklusive S-Bahn in Wien) und der Westbahn und Regiojet erfasst sind. Der VOR entgegnet dem allerdings, dass "auf Basis der bestehenden Verbundverträge dies nicht auf den Regional- und Nahverkehr zutrifft. Das bedeutet, dass das Klimaticket Now im VOR keine Gültigkeit am Regional- und Nahverkehr der ÖBB sowie auf Strecken der Wiener S-Bahnen, der Wiener Lokalbahnen, der Raaberbahn und der Niederösterreichbahn haben wird".

Im Klimaministerium sieht man das wiederum anders. Irmi Salzer aus dem Kabinett der Klimaministerin stellt auf Twitter klar, dass der VOR die bestehenden Verträge falsch interpretieren würde und das Ticket sehr wohl in allen Zügen der ÖBB gelten würde.

Auch die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) sehen es wie die Ministerin. "Mit Beginn der Gültigkeitsdauer ist das KlimaTicket in allen Zügen der ÖBB gültig", stellt Robert Lechner, Leiter der ÖBB Konzernkommunikation, klar. Basis dafür sei insbesondere das Klimaticket-Gesetz, sowie eine ergänzende Verordnung des Ministeriums.

In Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Kärnten, Steiermark und Oberösterreich wird das Ticket aber ab 1. Oktober zu erwerben sein. Gültig ist das "Klimaticket Now", wie das als 1-2-3-Ticket geplante Ticket nunmehr heißt, ab dem 26. Oktober.

Für 949 Euro ein Jahr lang quer durch Österreich

Das Klimaticket wird - zumindest in der Anfangsphase - deutlich billiger werden als zunächst angekündigt. Ab Verkaufsstart am 1. Oktober wird der Preis bei 949 Euro liegen - das ist um 146 Euro billiger als die späteren 1095 Euro (3 Mal 365 Euro).  

In der ermäßigten Form – für Senioren, alle unter 26 und Reisende mit Behinderung – gibt es das KlimaTicket Now zum Start sogar um 699 statt um 821 Euro.
"Man bekommt wirklich verdammt viel für sein Geld", freute sich Ministerin Gewessler am Mittwoch bei der Präsentation in Linz.

 

Sofern die Interpretation des Ministeriums richtig ist, würde das schon jetzt für viele Jahreskartenbesitzer eine deutliche Ersparnis bedeuten, wie das nachfolgende Rechenbeispiel zeigt.

Ein Pendler, der von Retz (NÖ, Bezirk Hollabrunn) nach Wien Strebersdorf bis zur Wiener Kernzonengrenze fährt, bezahlt aktuell für ein Jahresticket 1.444 Euro. Inklusive der Wiener Kernzone würde das Ticket auf 1.809 Euro pro Jahr kommen. Würde man sich also ab dem 26. Oktober das Klimaticket Now um 949 Euro + die Wiener Linien Jahreskarte um 365 Euro kaufen, würde man sich immer noch 495 Euro ersparen. Sofern man nicht auf die Wiener Linien angewiesen ist, weil man mit seinem Zug direkt ans Ziel kommt oder mit einer der städtischen S-Bahnen, wie die S45, weiterfährt, wäre die Ersparnis sogar 860 Euro.

Und so wird das Ticket aussehen: 

Klimaticket: ÖBB zeigt Verkehrsverbund-Ostregion die rote Karte

Wo bleibt das 1er- und 2er-Ticket?

Ursprünglich angekündigt wurde beim Regierungsstart im Jänner 2020, dass das Klimaticket um einen Euro am Tag (also um 365 Euro) in einem Bundesland, um zwei Euro am Tag (also um 730 Euro) in zwei Bundesländern und um drei Euro pro Tag (also 1095 Euro) in allen neun Bundesländern gelten wird.

Das 3er-Ticket wird es also ab dem 26. Oktober geben, auch wenn es in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland noch nicht gültig ist. "Die Verhandlungen laufen", sagte Gewessler. 

Weshalb sie schon jetzt nur mit einer Teil-Lösung starten will? "Verhandlungen unter Zeitdruck führen nicht automatisch zu guten Ergebnissen", sagte die Umwelt- und Verkehrsministerin. "Mit dieser Lösung geben wir uns jetzt für den Abschluss mit der Ostregion die notwendige Zeit. Das gilt dann auch für die Vorbereitung der Einführung in der Ostregion. Auch das geht ja nicht von heute auf morgen."

Sollten die Verhandlungen nicht rechtzeitig abgeschlossen werden, gilt das Ticket in den Bundesländern Niederösterreich, Wien und Burgenland auch in den Bussen und Wiener Linien, sobald hier alle Verträge endgültig abgeschlossen wurden. Der Rabatt gilt auch dann, wenn die Ostregion schon beim Start am 26. Oktober mit an Bord ist, sagte Gewessler. "Das Ticket wird automatisch ein Upgrade bekommen", erläuterte die Ministerin.

150 Millionen Euro aus Bundesmitteln

Die österreichweite Stufe wird zur Gänze vom Bund bezahlt. Im ersten vollen Jahr (2022) sind dafür 150 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt vorgesehen, für das heurige Jahr sind 96 Millionen Euro budgetiert.

Vorarlberg, Tirol und Salzburg haben bereits Flächentickets für das jeweilige Bundesland eingeführt. In Oberösterreich startet parallel zum KlimaTicket das RegionalTicket für ganz Oberösterreich, gab Stelzer am Mittwoch bekannt. Die oberösterreichweite Karte wird 695 Euro kosten. Dazu gibt es mehrere weitere Varianten, beispielsweise alleine und exklusiv die Stadtverkehre in Linz, Wels und Steyr um 365 Euro.

Bei allen Schaltern der ÖBB und Westbahn erhältlich

Das KlimaTicket Now wird ab 1. Oktober im Vorverkauf auf www.klimaticket.at, bei allen Schaltern von ÖBB und Westbahn und auch bei allen Vertriebsstellen der teilnehmenden Verbünde erhältlich sein. Weitere Details zur Karte gibt es auf der Homepage. Für alle unter 26 und für Senioren gibt es eine Ermäßigung auf 821 Euro, mit den 15 Prozent Rabatt zum Start sind es 699 Euro.
 

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