Jetzt fix: So geht es mit der umstrittenen Lueger-Statue weiter

Jetzt fix: So geht es mit der umstrittenen Lueger-Statue weiter
Das Karl-Lueger-Denkmal in Wien wird mit einem künstlerischen Eingriff kritisch eingeordnet.

Manche fordern beharrlich, die monumentale Statue des christlichsozialen Bürgermeisters Karl Lueger aus dem Weichbild der Stadt zu entfernen. Denn der Wiener Populist (1844 – 1910) stehe aufgrund diverser Äußerungen für strukturellen Antisemitismus. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler hält aber nicht viel von „Cancel Culture“: Seit einem Round-Table-Gespräch im Mai 2021 ist für sie (wie auch für SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig) klar, dass die Statue bleibt, aber kontextualisiert werden muss.

Die Mühlen des Magistrats mahlen jedoch langsam, die Vorarbeiten brauchen viel Zeit: Erst im Herbst wird von KÖR (Kunst im öffentlichen Raum Wien) ein Wettbewerb ausgelobt. 15 Künstlerinnen oder Künstler bzw. Teams sollen eingeladen werden. In der Jury sitzt Aleida Assmann, eine deutsche Expertin für Erinnerungskultur. Als Budget stehen 500.00 Euro zur Verfügung.

Provisorische Maßnahme

Mit einer Realisierung ist aber nicht vor dem Herbst 2023 zu rechnen. Diese zeitliche Lücke schließt man nun mit einer temporären Installation, die wohl auch als Signal dient, dass jede weitere Forderung nach einem radikalen Denkmalsturz nicht infrage kommt.

Jetzt fix: So geht es mit der umstrittenen Lueger-Statue weiter

Das Modell von „Lueger temporär“ mit den Silhouetten der 15 Lueger-Orte  

Die Entscheidung zugunsten „Lueger temporär“ von Nicole Six und Paul Petritsch wurde von Conny Offergeld, der künstlerischen Leiterin von KÖR, und ihrem Beirat nach Rücksprache mit Kaup-Hasler gefällt. Und sie eröffnet ein weites Feld, auf das man sich bisher nicht wirklich begeben wollte: die flächendeckende Lueger-Huldigung.

15 Objekte mit Lueger-Bezug

Zunächst dachte die Stadtregierung, dass es mit der Umbenennung des Dr.-Karl-Lueger-Rings in Universitätsring vor genau einem Jahrzehnt getan sein müsste. Doch Nicole Six und Paul Petritsch – er leitet an der Angewandten die Abteilung für ortsbezogene Kunst – recherchierten alle jene Orte, Objekte und Denkmäler, die mit Lueger in direktem Zusammenhang stehen. Sie kamen auf insgesamt 15, darunter der Lueger-Hof, der Leuchtobelisk am Mariahilfer Gürtel, die Toranlage des Zentralfriedhofs und die Karl-Lueger-Gedächtniskirche (mit den Gebeinen des Ex-Bürgermeisters). Es gibt ein Porträtrelief in der Schule Haizingergasse, ein Denkmal im Lainzer Pflegeheim, eine Büste auf dem Cobenzl und so weiter.

Kostenpunkt: 100.000 Euro

Nach den Plänen von Six und Petritsch wird nun auf dem Karl-Lueger-Platz unmittelbar vor dem Lueger-Denkmal eine Art Riesen-Pergola aus Holz (12,8 Meter hoch, 5 Meter breit und 25 Meter lang) errichtet. An diesem Gerüst sollen die „Silhouetten“ der 15 Lueger-Orte im Originalmaßstab, aber zum Teil nur als Ausschnitt, lehnen. Unter den 15 Umrisslinien kann man auch das Lueger-Denkmal entdecken; es erhält quasi einen dunklen Schatten. Für die Realisierung stehen 100.000 Euro zur Verfügung. Der genaue Termin der Fertigstellung ist abhängig von der positiven Erledigung des Bauansuchens. Offergeld hofft auf Anfang Oktober. Klar ist, dass es eine Erklärung zu der Kontextualisierung geben wird. Und dass die Debatte um die Umbenennung des Platzes weitergeht.

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