Warum der Umgang mit dem Lueger-Denkmal eine Schande für die Stadtpolitik ist

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Bis jetzt war der Protest gegen das Lueger-Denkmal einer, den die Zuständigen als links-intellektuelles Phänomen abtun konnten.
Julia Schrenk

Julia Schrenk

Fred Terna wurde am 8. Oktober 1923 in Wien geboren. Er war im Arbeitslager Linden, im KZ Theresienstadt, im KZ Dachau und im KZ Auschwitz. Seine gesamte Familie wurde während der Shoah ermordet. Er überlebte.

Jüngst hat Terna einen offenen Brief an Bürgermeister Michael Ludwig unterschrieben – gemeinsam mit neun anderen Überlebenden der Shoah. Es schmerzt uns, dass Lueger, einer der prononciertesten Antisemiten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, immer noch im Herzen Wiens geehrt wird. Die Unterzeichner, darunter Nobelpreisträger Eric Kandel, fordern die Umbenennung des Lueger-Platzes und die Entfernung des Denkmals.

Schon bisher setzten sich Künstlerinnen und Künstler, Intellektuelle, die jüdische Hochschülerinnenschaft, Studierende und Lehrende der Angewandten dafür ein. Immer wieder erklärten Wissenschafter, dass eine Demontage notwendig – und möglich – sei. Aber immer wieder ließ Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler wissen, dass sie dafür nicht zu haben sei, sondern Künstler eine Kontextualisierung vornehmen sollen. Dass das Denkmal also nicht abmontiert, sondern ihm etwas zur Seite gestellt wird: eine Tafel, ein Kunstwerk, ein Gegendenkmal.

Bis jetzt war der Protest gegen das Lueger-Denkmal einer, den die Zuständigen leicht als links-intellektuelles Phänomen abtun konnten. Mit dem Brief der Shoah-Überlebenden aber bekommt dieser Protest noch viel mehr Gewicht.

Kaup-Hasler als zuständige Stadträtin und der Bürgermeister als Adressat des Briefes drücken sich vor einer politischen Entscheidung und schieben ihre Verantwortung auf die Kunst ab.

Aber nicht nur das: Mit dem Festhalten an der Kontextualisierung richten sie jenen, die Antisemitismus betrifft, noch etwas ganz anderes aus: Dass der Schmerz, der ihnen zugefügt wurde und den sie öffentlich artikulierten, nicht groß genug ist.

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