Man muss es ernst meinen mit den Mädchen - auch bei den Sängerknaben

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Der Mädchenchor hat einen neuen Namen. Von einer Gleichstellung mit den Knaben sind die Mädchen aber noch weit entfernt.
Julia Schrenk

Julia Schrenk

Seit 1991 dürfen auch Mädchen die Volksschule der Wiener Sängerknaben (mit Musikschwerpunkt) im Augartenpalais besuchen. Seit 2004 dürfen sie in einem eigenen Chor des Vereins singen – bisher als „Mädchenchor der Wiener Sängerknaben“.

Seit dieser Woche hat der Chor der Mädchen einen neuen Namen: die Wiener Chormädchen – eine sprachliche Annäherung an den Knabenchor.

18 Jahre lang waren die Mädchen namenstechnisch das Anhängsel des berühmten Knabenchores. Mit der neuen Bezeichnung will man den Mädchenchor berühmter machen, zu Auftritten und auf Reisen schicken. Er soll zeigen, dass die Mädchen den Buben gleichgestellt sind.

Aber von einer echten Gleichstellung sind die Mädchen noch weit entfernt. Zwar dürfen sie auch die Volksschule und die Oberstufe im Augartenpalais besuchen und bekommen Einzelstimmtraining.

Der Besuch der Unterstufe samt Internat ist ihnen aber nach wie vor verwehrt. Dabei ist das Alter von 10 bis 14 entscheidend in der Stimmbildung: der Stundenplan der Sängerknaben etwa ist ganz auf deren Karrieren angepasst. Ihr Schuljahr ist nicht in Semester, sondern in Trimester unterteilt. Zwei davon wird gelernt, im dritten sind die Buben auf Tournee. Das wünsche man sich eh auch für die Mädchen, heißt es vom Verein der Sängerknaben. Aber es mangle am Platz im Schulgebäude – und am Geld.

Das ist eine Ausrede, eine schlechte noch dazu.

Wer es ernst meint mit den Mädchen, muss ihre Förderung auf der Prioritätenliste nach oben stellen. Wenn zu wenig Geld da ist, muss man es woanders einsparen. Oder beschaffen, zum Beispiel über Sponsoren.

Wenn das Bellaria Kino mit einem Crowdfunding gerettet werden kann, dann wird wohl auch eine Schulausbildung für Mädchen mit etwas Anstrengung finanziert werden können.

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