Kein Platz für ein Bett: Was die Stadt für Alleinerziehende tut
Ein Grätzel mit einem Schwerpunkt auf Alleinerziehende. Das gab es in Wien noch nie. In der Wolfganggasse in Meidling entsteht auf den Flächen der einstigen Remise der Badner Bahn ein neuer Stadtteil – abgestimmt vor allem auf die Bedürfnisse von Alleinerziehenden.
Der Großteil der Wohnungen im Gemeindebau ist zwischen 46 und 55 Quadratmeter groß, jede Wohnung hat einen Balkon oder eine Loggia. Im Haus gibt es Kinderwagenabstellräume in jedem Geschoß, vor dem Haus einen Park, daneben einen Kindergarten. Und die Wohnungen selbst, sagt Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál (SPÖ), haben einen „optimalen Grundriss für Alleinerziehende“.
Wie der aussieht?
Die Wohnungen „verfügen neben dem Wohnraum über ein großes Spiel- und Schlafzimmer.“ Wenn das Kind – und so ist es ja gedacht – im Spiel- und Schlafzimmer schläft, wo schläft dann die Mutter? (Denn ja, es sind vor allem Frauen, die alleinerziehend sind). „Der Wohnraum kann auch als Wohnschlafzimmer mit einer Ausziehcouch genutzt werden“, heißt es auf Nachfrage von Wiener Wohnen. So sei „ein Leben in der Wohnung auch mit heranwachsenden Kindern möglich“.
Das muss man sich ein bisschen auf der Zunge zergehen lassen: Da will die Stadt den Alleinerziehenden eine Stütze sein und leistbaren Wohnraum schaffen – und dann schafft sie das nur, indem sie sie zum Schlafen auf die Wohnzimmer-Couch verfrachtet.
Wer ein Kind hat, hat selten ruhige Minuten. Wer ein kleines Kind hat, kann oft nicht einmal allein aufs Klo gehen. Einer Alleinerziehenden eine Wohnung mit nur einem Schlafzimmer – und damit null Privatsphäre – als „optimal“ anzupreisen, ist nicht nur sub-optimal. Das ist respektlos.
Und es ist einer Stadt wie Wien nicht würdig.
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