Zumindest findet kein Corona-Gipfel statt. Mückstein will mit Experten die Auswirkungen der 2-G-Pflicht zehn Tage nach ihrem Inkrafttreten analysieren. Da sich weder auf den Intensivstationen, noch bei den Infektionszahlen eine Entspannung andeutet, werden aber auch weitere Maßnahmen beraten.
Der Schaden ist längst angerichtet
Tatsächlich könnten bereits im Laufe der Woche Verschärfungen kommen. Gesundheitsökonomen Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien (IHS) - Teil von Mücksteins Beraterstabs - hat via Twitter ein ganzes Maßnahmenbündel samt Fehleranalyse veröffentlicht.
Die aktuellen Maßnahmen seien nie ausreichend gewesen. Immer mehr Studien würden zeigen, dass der Impfschutz gegen das Coronavirus schon nach wenigen Monaten abnehme, so Czypionka. Das Contact-Tracing sei überfordert. Und: Die 2-G-Regel, die Ungeimpfte von den meisten Freizeitaktivitäten ausschließt, würde dazu führen, dass Ungeimpfte weniger testen.
Czypionka warnt vor "Fehlschlüssen" und zieht ein bitteres Fazit: Die hohen Inzidenzen seien auch dann nicht mehr nachhaltig handhabbar, wenn die Infektionszahlen nicht mehr steigen. "Es kommt zu Kollateralschäden im normalen Spitalsbetrieb. Jeden Tag gehen aus diesen Zahlen je nach Betroffenen 60 bis 100 neue Intensivpatienten hervor, die durchschnittlich 14 Tage liegen, sich also selbst dann anstauen, wenn die Zahlen runtergehen würden." Man hätte bereits weitestmöglich 2-G einführen sollen sowie 2-G-Plus in "kritischen Situationen", schlussfolgert der Experte und spricht gleichzeitig mehrere Empfehlungen aus:
- Homeoffice und Distance-Learning, wo möglich: Schulen und Kindergärten seien aber das letzte, was man sperren sollte, betont der Experte. Deshalb hätten seit Schulbeginn geimpfte und ungeimpfte Schüler durchgehende verpflichtend dreimal wöchentlich testen sollen.
- FFP2-Maskenpflicht in geschlossenen Räumen, auch am Arbeitsplatz: Alternativ könnten sich Geimpfte auch PCR-testen und die Maske abnehmen.
- Frühere Sperrstunden für Geimpfte oder 2-G-Plus: Ein Lockdown für Geimpfte ist also unmöglich? "Wir müssen jetzt gegebenenfalls überschießende Maßnahmen setzen, um sicher die Welle zu brechen. Das verursacht im Endeffekt viel weniger Schaden als zwei Monate mit hoher Inzidenz, alleine die Quarantänen und die Verunsicherung verursachen abgesehen von den Gesundheitsberufen auch wirtschaftliche Schäden", so Czypionka zum KURIER.
Der Experte sieht vor allem einen Grund, warum ein Lockdown für alle nicht ausgeschlossen werden sollte: Die meisten Bundesländer haben es verabsäumt, eine PCR-Testinfrastruktur aufzubauen. Unter den aktuellen Umständen wäre 2-G-Plus in der Nachgastronomie nicht überall so einfach umsetzbar, wie in Wien.
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