Corona-Impfung: Wer im Herbst den vierten Stich braucht
Sollte man sich vor dem Corona-Herbst wieder impfen lassen? Die Regierung sei jedenfalls darauf vorbereitet, Ende des Sommers Auffrischungsimpfungen durchzuführen, sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Dienstag, als er mit Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) das Ende der Maskenpflicht verkündete.
Wer eine Auffrischungsimpfung benötigt, wo man sie bekommt und wie es mit der Impfpflicht weitergeht – die Antworten auf die wichtigsten Fragen:
Welchen Plan hat die Regierung für den Herbst?
Ende August, Anfang September möchte die Regierung logistisch darauf vorbereitet sein, „basisnahe über praktische Ärzte und in Betrieben“ Auffrischungsimpfungen anbieten zu können, versprach Rauch. „In Österreich hat sich seit Beginn der Corona-Schutzimpfungen ein gut ausgebautes und niederschwelliges Impfangebot entwickelt. Dieses kann bei Bedarf schnell wieder hochgefahren werden und schnell zum Einsatz kommen, sobald dieses Angebot benötigt wird“, heißt es aus dem Gesundheitsministerium.
Wer benötigt einen vierten Stich?
Derzeit empfiehlt das Nationale Impfgremium (NIG) den vierten Stich nur für über 80-Jährige. Darauf verweist auch das Gesundheitsministerium. Klare Worte findet Umweltmediziner Hans-Peter Hutter im KURIER-Interview: „Ich denke, sechs Monate nach der letzten Auffrischung ist die vierte Impfung für Risikogruppen okay.“ Bei allen anderen sei sie frühestens nach neun Monaten sinnvoll, so Hutter. Derzeit geht das Nationale Impfgremium in seinen Empfehlungen noch davon aus, dass im Herbst 2022 eine vierte Impfung "notwendig werden wird" – ob wirklich für die gesamte Bevölkerung, ist aber noch offen. Offen ist auch, ob diese mit einem der derzeitigen oder einem an Omikron angepassten Impfstoff durchgeführt wird.
Gibt es bereits angepasste Impfstoffe?
Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA geht davon aus, dass an Omikron angepasste mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna spätestens Ende September eine Zulassung erhalten. Derzeit laufen noch die Studien, klinische Daten, ob die Immunität tatsächlich besser ist als mit den herkömmlichen Vakzinen, gibt es noch nicht. Die dreimalige Impfung mit den derzeit verfügbaren Vakzinen bietet auch bei den Omikron-Subvarianten einen guten Schutz vor schweren Verläufen, der Schutz vor Infektionen ist aber geringer.
Wie komme ich im Herbst zu meinem vierten Stich?
In weiten Teilen Österreichs kann die Corona-Impfung nicht nur auf Impfstraßen, sondern auch im niedergelassenen Bereich – also etwa beim Hausarzt – in Anspruch genommen werden. „Zusätzlich haben die Länder niederschwellige und wohnortnahe Strukturen etabliert, die auch in Zukunft genutzt werden können“, betont das Gesundheitsministerium.
Wie oft sollte man seine Kinder impfen lassen?
Dafür gibt es unterschiedliche Empfehlungen. Die Ständige Impfkommission in Deutschland (Stiko) empfiehlt Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren derzeit nur eine Impfung. Das liege auch daran, dass der überwiegende Teil der Kinder – beinahe 80 Prozent – bereits eine Corona-Infektion durchgemacht habe. Das NIG in Österreich empfiehlt weiterhin drei Teilimpfungen für Kinder.
Kommt die Impfpflicht für alle doch noch?
Über den Sommer bleibt die Impfpflicht ausgesetzt. Ein „Scharfstellen“ des Gesetzes sei derzeit nicht verhältnismäßig, urteilen Experten. Die Bundesregierung hat für den Herbst vier Szenarien erarbeitet, auf die sie vorbereitet sein will. Schlimmstenfalls setzen sich Corona-Varianten durch, gegen die noch keine Grundimmunität in der Bevölkerung vorherrscht. Das ginge einher mit hohen Infektionswellen, die Spitäler wären wieder mit Covid-Patienten gefüllt. Für diesen Fall hätte die Regierung theoretisch noch die Impfpflicht in der Hinterhand. Prinzipiell hofft und pocht man auf die Eigenverantwortung der Österreicher. In den vergangenen Wochen ist der Impffortschritt aber de facto zum Erliegen gekommen.
Kommentare