Das Modell geht von der Annahme aus, dass sich Väter stärker an der Kinderbetreuung beteiligen wollen. Entsprechende Daten dazu liefert zum Beispiel das "Wiedereinstiegsmonitoring" der Arbeiterkammer.
Arbeitszeit angleichen
Die seit Jahren bestehende Forderung des ÖGB besteht darin, dass Männer und Frauen ihre Arbeitszeit (der ÖGB geht zusammen von 60 Wochenarbeitsstunden von Vätern und Müttern aus, Anm.) freiwillig angleichen. Und dieses Bemühen soll finanziell belohnt werden.
Konkret sollen Eltern ihre Arbeitszeit jeweils zwischen 28 und 32 Wochenstunden einrichten. In der Praxis bedeutet das in vielen Fällen, dass die Männer Arbeitsstunden reduzieren, während Frauen mehr arbeiten.
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"Die Reduktion der Arbeitszeit ist dafür gedacht, dass Männer ihrem Wunsch, nämlich sich mehr an der Kinderbetreuung zu beteiligen, nachkommen können", sagt Dinah Djalinous-Glatz, Referatsleiterin für Sozialversicherungspolitik im ÖGB.
Um dieses Angleichen der Arbeitszeiten zu unterstützen, sollen Familien im ÖGB-Modell steuerfreie Zahlungen bekommen. Konkret schlägt der Gewerkschaftsbund 250 Euro pro Elternteil und Monat vor.
Karenz
Gedacht ist das Familienarbeitszeitmodell für die Phase nach der Karenz und maximal bis zum vierten Lebensjahr des Kindes. Dementsprechend ist der Bezugszeitraum des ÖGB-Bonus beschränkt.
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Bestehende Leistungen wie die Familienbeihilfe werden im ÖGB-Modell nicht verändert – es würde sich um zusätzliches Geld für die Familien handeln.
Einige Details des Familienarbeitszeitmodells sind – noch – offen.
So ist ungeklärt, inwiefern Familien mit mehreren Kindern nicht benachteiligt sind, weil es maximal pro Elternteil und Monat 250 Euro gibt. Ein anderer Punkt: die Frage der Mehrlingsgeburten.
Rechtsanspruch
Abgesehen von der fairen Aufteilung der Kinderbetreuung bleibt der ÖGB dabei, dass es ab dem 1. Geburtstag eines Kindes einen Rechtsanspruch auf einen leistbaren Kinderbildungsplatz geben muss; dies sei eine zentrale Aufgabe des Staates. Auch das zweite verpflichtende – und vor allem kostenlose – Kindergartenjahr bleibt im Forderungskatalog der Interessenvertreter.
Was die generell schwächelnde Betreuungsquote der Kleinkinder angeht, sieht der ÖGB mehrere Stellschrauben, an denen zu drehen ist. Wesentlich ist immer die Arbeitsqualität. Denn „viele Beschäftigte in der Elementarpädagogik wechseln aufgrund der schwierigen Arbeitsbedingungen die Branche“, kritisiert die Gewerkschaft. Eine mögliche Antwort: Insgesamt mehr Mitarbeiter ausbilden und beschäftigen.
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