Weihnachten im Dunkeln: "Russen haben uns Weihnachten gestohlen"

Weihnachten im Dunkeln: "Russen haben uns Weihnachten gestohlen"
Tatjana aus Kiew hilft der Glaube, Wladimir weiß nicht, ob er eingezogen wird: Sechs Menschen aus der Ukraine erzählen, wie sie Weihnachten ohne Licht, Strom und Wärme feiern.

"Ich träume, dass wir zu Weihnachten in die Kirche gehen können"

Ich beginne jeden Tag mit dem Rosenkranz. Der Glaube ist eine große Stütze. Ich bin froh, wenn es Strom gibt. Ich rufe Verwandte an, lade Handy, Lampen, Batterien auf und koche. Es ist schwer, zu planen. Wir berechnen, wann es zu Angriffen kommen kann. Bei uns sind jetzt seit fast 14 Stunden Strom, Warmwasser, Empfang ausgefallen. Abends mache ich Handarbeiten mit Taschenlampen – ich sticke Kreuze.

Ich habe ältere Eltern, die nicht mehr zur Notunterkunft oder zur U-Bahn gehen können, also verstecken wir uns im Korridor. Die Ukrainer sind empfindlich gegenüber lauten Geräuschen geworden. Ich beklage mich nicht. Für unsere Soldaten in den Schützengräben ist es viel schwieriger.

Ich freue mich auf Weihnachten. In Friedenszeiten gab es zu Weihnachten traditionell die Süßspeise Kutja. Nach der Kirche besuchten wir nahe Verwandte. Ich träume davon, dass es keine Luftangriffe gibt, dass wir zu Weihnachten in die Kirche gehen können. Und dass die Ukraine siegt.

Tatjana Bagautdinowa (49) lebt in Kiew.

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