Odessa: Wo das Licht an und das Leben weiter geht

Odessa: Wo das Licht an und das Leben weiter geht
Der KURIER besuchte die ukrainische Hafenstadt im Kriegsalltag. Und bat die Menschen zu erzählen, wie sie Weihnachten begehen.

Vica will einmal Bäckerin werden. "Meine Lieblingsspeise sind Hotdogs, die werde ich dann in meinem eigenen Geschäft verkaufen", erzählt die Neunjährige. Vica ist ursprünglich aus Cherson, jener Stadt, die monatelang unter russischer Belagerung stand. Monate, in denen Vica nicht in die Schule gehen durfte, mit ihrer Familie auf engstem Raum eingesperrt war. Ihr für ein Kind so ernster Gesichtsausdruck lässt erahnen, dass das Erlebte Spuren hinterlassen hat.

Seit wenigen Wochen ist sie in einer Flüchtlingsunterkunft in Odessa. Schüchtern steht sie im Türrahmen, die hellblonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Die Aufschrift ihres weißen Pullis – "Love is all you need" – wirkt wie ein Hilferuf mitten im Krieg. Vica schlägt sich unglaublich tapfer. Die mitgebrachte Schokolade entlockt ihr ein Lächeln. Schnell verstaut sie diese in einer Schublade.

Odessa ist eine Art Parallelwelt: Die Zerstörung des Krieges findet am Stadtrand statt, der Kern blieb von Bombardements bisher verschont. Vor 200 Jahren ließ Zarin Katharina die Große die Stadt von europäischen Architekten erbauen. Vielleicht wirkt sie deswegen ein wenig wie ein orthodoxes Wien am Schwarzen Meer.

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