Abkehr von Moskau: Warum viele Ukrainer Weihnachten am 25. Dezember feiern

Abkehr von Moskau: Warum viele Ukrainer Weihnachten am 25. Dezember feiern
Die ukrainisch-orthodoxe Kirche verlegt das Weihnachtsfest weg vom 7. Jänner - das ist ein hochpolitischer Schritt.

Jahrhundertelang stand außer Frage, wann die Ukraine Weihnachten feiert: Am 7. Jänner, also an jenem Tag, an dem Jesus gemäß dem julianischen Kalender zur Welt kam. Putins Krieg gegen sein Nachbarland hat auch das verändert. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche (UOK) erlaubt ihren Gläubigen dieses Jahr zum ersten Mal, auch am 25. Dezember Weihnachten zu feiern.

Das ist aus mehreren Gründen ein hochpolitischer Schritt: Die UOK galt lange als verlängerter Arm Putins in die Ukraine; sie unterstand dem Moskauer Patriarchen Kirill, der den blutigen Angriffskrieg des Kreml nicht nur guthieß, sondern gefallenen Soldaten auch den Erlass all ihrer Sünden zusicherte.

Im Mai, drei Monate nach Kriegsbeginn, hatte sich die ukrainisch-orthodoxe Kirche darum von Moskau losgesagt. Dass sie jetzt dazu noch eine Verschiebung des Weihnachtsfests billigt, ist ein darum deutliches Signal. Innerhalb der Ukraine schwelt schon seit Langem der „Kalenderstreit“, also die Frage, an welchem Datum das Weihnachtsfest zu feiern ist.

Geführt wird dieser entlang der Linien der beiden orthodoxen Kirchen des Landes – neben der UOK existiert seit 2018 auch die Orthodoxe Kirche in der Ukraine (OKU), die in Russland stets als Kampfansage Kiews und Abwendung gen Westen empfunden wurde. Sie ist dem Patriarchen von Konstantinopel unterstellt und feiert, wie Katholiken und Protestanten, Weihnachten am 25. Dezember.

Razzia im Kloster

In den vergangenen Jahren haben darum viele – vor allem jüngere – Ukrainer ohnehin doppelt gefeiert; der 25. Dezember ist seit 2017 ein Feiertag. Ob die einst Putintreue ukrainisch-orthodoxe Kirche mit diesem Schritt aber auch den Vorwurf loswird, die Ukraine von innen heraus schwächen zu wollen, ist fraglich.

In Kiew wird sie mit Argusaugen beobachtet: Erst vor Kurzem führte der Inlandsgeheimdienst SBU im Kiewer Höhlenkloster, einer Touristenattraktion ersten Ranges, eine Razzia durch. Der Grund: Die unterirdischen Gänge sollen als Versteck für Saboteure und Waffen gedient haben, hieß es.

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