Raketen: Jetzt kommt modernstes System der Welt in die Ukraine
Nach den flächenmäßig größten russischen Raketenangriffen seit Monaten ist die Luftabwehr der ukrainischen Streitkräfte wieder in den Fokus gerückt: Zwar konnten die Ukrainer einige der russischen Geschosse abwehren, allerdings ist Russland nach wie vor in der Lage, jeden Winkel ukrainischen Territoriums zu treffen.
Auch wenn die russische Luftwaffe seit Kriegsbeginn Angriffe fliegt, so beherrscht sie dennoch nicht den Luftraum. Immer wieder schießen ukrainische Einheiten russische Jets ab, doch bei einer Masse an Raketen und Marschflugkörpern können sie wenig ausrichten.
Die USA versprachen am Montag die rasche Lieferung weiterer Luftabwehr. Derzeit ist ein drei Milliarden Euro schweres Paket für Kiew unterwegs, das nach Angaben des Pentagons neben Artilleriemunition, Mörsermunition, Radare zur Artillerieabwehr, verschiedene Drohnensysteme, lasergesteuerten Raketensystemen und sechs zusätzliche Boden-Luft-Raketenabwehrsysteme mit der Bezeichnung „NASAMS“ umfasst.
Dabei handelt es sich um ein modernes Boden-Luft-Raketenabwehrsystem. Die weitreichendsten Raketen von NASAMS können Ziele bis maximal 50 Kilometer bekämpfen, als Besonderheit nutzt NASAMS modifizierte Luft-Luft-Raketen, mit denen normalerweise Jets ausgerüstet werden. Diese "Zweitverwertung" ist kostengünstiger als eine komplette Neuentwicklung.
Ebenso dürften bereits kommende Woche weitere neue Systeme wie etwa das hochmoderne „IRIS-T“ aus Deutschland die Ukraine erreichen. Ein arbeitsfähiges IRIS-System besteht aus mindestens einem Starter mit jeweils acht Raketen, einem 360-Grad-Radar und einem Kommandomodul.
Es bildet eine Schutzglocke von 25 Kilometern Höhe und 40 Kilometern Radius. Die Raketen werden senkrecht gestartet und können in alle Richtungen abgefeuert werden. Das in Deutschland produzierte System ist so modern, dass es die Bundeswehr bis dato noch gar nicht bedient hatte.
Doch warum hatte es nicht zuvor große Lieferungen von Luftabwehrsystemen gegeben?
"Das Problem ist nicht so sehr, dass die Ukraine keine Luftabwehr hat", sagte ein westlicher Verteidigungsberater der Financial Times. Aufgrund der großen Fläche des Landes sei es aber mit den aktuellen – und zahlreichen – Luftabwehrsystemen nicht möglich, die Ukraine von allen Seiten zu verteidigen.
Dazu kommt, dass die neuen Waffen häufig weit moderner als die Systeme der ukrainischen Streitkräfte sind, die häufig noch aus dem Kalten Krieg stammen. Bisher hatte man vor allem alte S-300 Luftabwehrsysteme geliefert, mit denen die ukrainischen Streitkräfte vertraut sind. Es liegt nahe, dass die Soldaten in den vergangenen Wochen und Monaten von westlichen Ländern an den neuen Geräten ausgebildet wurden.
Theoretisch böte sich dafür das Flugabwehrraketensystem „PATRIOT“ an, das sowohl Kampfjets als auch Marschflugkörper vernichten kann. Einige US-Politiker fordern bereits die Lieferung solcher Systeme. Allerdings wird eine PATRIOT-Batterie (sechs Abschussvorrichtungen) in der Regel von 90 Soldaten bedient, die allesamt eine komplizierte und monatelange Ausbildung durchlaufen haben müssen. Ob im Hintergrund eine solche für ukrainische Soldaten stattfindet, ist nicht bekannt.
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