Außenpolitiker Teltschik: "Dialog mit Moskau ist unverzichtbar"

Russian President Vladimir Putin visits Veliky Novgorod
Der Ex-Chef der Münchner Sicherheitskonferenz war als Berater des deutschen Kanzlers Helmut Kohl am Ende des Kalten Krieges beteiligt – und sieht vertane Chancen.

KURIER: Einmal mehr droht Wladimir Putin mit dem Einsatz von Atomwaffen – wie ernst ist diese Drohung Ihrer Ansicht nach zu nehmen?

Horst Teltschik: Es nimmt der Eindruck zu, dass Präsident Putin in immer stärkerem Maße irrationale Entscheidungen trifft. Daher würde ich nicht grundsätzlich ausschließen, dass er nukleare Waffensysteme einsetzt, zumal Russland in den letzten Jahren Systeme mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit und kleinen Sprengköpfen entwickelt hat. Man kann nur hoffen, dass das weltweite negative Echo eine abschreckende Wirkung auf den Kreml hat.

Von den atomaren Abrüstungsverträgen, die sich im Kalten Krieg und Jahrzehnte danach bewährt haben, ist nicht viel übrig – abgesehen vom New Start Vertrag. Wie können hier neue Fortschritte erzielt werden, und wie kann man etwa China einbinden?

China ist inzwischen eine ernst zu nehmende Nuklearmacht, hat durch seine Entscheidung, Weltraumwaffen zu entwickeln, ein neues, gefährliches Wettrüsten eröffnet. Es gibt aber einen Hoffnungsfunken: China hat öffentlich keine eindeutige Unterstützung für Putin zugesagt. Ich hielte es für richtig, China um Unterstützung zu bitten, dass Putin diesen Krieg beendet.

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