Spanien, Dänemark, Irland: Omikron-Welle bei Impf-Musterländern
Dänemark, Irland und Spanien gehören in Europa zu den absoluten Vorbildern, was den Impffortschritt betrifft. Jeweils rund 80 Prozent der Gesamtbevölkerung sind geimpft, während die Impfquote in Österreich bei 72 Prozent liegt. Da nun aber ausgerechnet in diesen Staaten mit hoher Impfquote die Omikron-Zahlen explodieren, sehen sich Impfgegner vielerorts bestätigt.
In Südafrika, wo die neue Virusvariante entdeckt wurde, ist die Welle mittlerweile wieder abgeflacht. Auch die Hospitalisierungszahlen blieben niedrig, was aufgrund der jüngeren Bevölkerung allerdings wenig Rückschlüsse auf die tatsächliche Gefährlichkeit von Omikron zuließ.
Experten sind nach wie vor vorsichtig, was aber immer klarer wird: Omikron dürfte infektiöser sein als die Delta-Variante, gleichzeitig aber zu weniger Krankenhausaufenthalten führen. Das zeigt ein Blick auf die Daten aus Dänemark.
In der Winterwelle von 2020 bis 2022 gab es zu Spitzenzeiten 4.500 tägliche Neuinfektionen, derzeit liegt dieser Wert bei mehr als 20.000. Aber: In den Spitälern liegen etwas weniger als 700 Covid-Patienten, während es im Vorjahr noch 1.000 waren. In Dänemark wütete Omikron bereits vor Weihnachten, also müsste sich das Virus mittlerweile auch in den Spitälern bemerkbar machen.
Auch Spanien macht Hoffnung
Ähnliches Bild in Spanien: Die Zahl der Neuinfektionen ist auf 100.000 hochgeschossen – Rekord. Dabei waren es im Oktober gerade mal noch 18 Fälle pro 100.000 Einwohner am Tag. In der Metropole Madrid sieht man deshalb keinen Anlass zur Sorge. Landesfürstin Isabel Ayuso möchte nichts schließen, nichts verbieten. Das Nachtleben pulsiert wie gewohnt.
In Madrid versammelten sich am Freitagabend rund 7000 Menschen auf dem Platz Puerta del Sol, um das neue Jahr bei der traditionsreichsten Silvester-Massenparty des Landes zu begrüßen.
Und das, obwohl Gesundheitspersonal nach wie vor Mangelware ist. Gesundheitsminister Enrique Escudero meint, dass die Omikron-Variante inzwischen 90 Prozent aller Ansteckungen in Madrid verursache. Dieser Wert trifft auf ganz Spanien zu.
Aber: Nur zwei Prozent aller positiv Getesteten müssen mit Beschwerden ins Krankenhaus. Derzeit erwarte man keine Überlastung der Spitäler, so Escudero.
Zuletzt waren in Spanien 8,8 Prozent aller Krankenhausbetten sowie 19 Prozent aller Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt.
Quarantänebestimmungen angepasst
Auf der Kanareninsel Teneriffa warnen Mediziner hingegen, dass es sehr wohl zu einer Überlastung kommen könnte. Und: Ein Zusammenbruch der kritischen Infrastruktur wegen überbordender Krankenstände wird befürchtet.
Vergangene Woche verkürzte Spanien deshalb die Dauer der Isolation nach einer Ansteckung ohne Symptome und auch mit leichten Symptomen von zehn auf sieben Tage.
Johnsons Sonderweg
Aber auch in England: volle Fußballstadien, volle Halle bei der Darts-WM, keine vollen Spitäler. Aktuell liegen rund 10.000 Covid-Patienten in Spitälern, während es vor rund einem Jahr etwa 35.000 waren.
Am Samstag verzeichnete England 162.572 Neuinfektionen - ein Tagesrekord im größten britischen Landesteil. Wales, Schottland und Nordirland gehen hier einen deutlich restriktiveren Weg.
Ein Hoffnungsschimmer für Österreich: Großbritannien hat mit rund 70,5 Prozent noch weniger Vollimmunisierte.
Warum die Impfung dennoch wichtig ist
Dennoch: Experten raten weiterhin zur Corona-Impfung mit den zugelassenen Impfstoffen. Forschungsarbeiten zu Omikron zeigen, dass die nach dem Boostern erzeugten Antikörper auch gegen die neue Variante wirksam sind – wenn auch nicht ganz so effektiv wie gegen Delta. Der Schutz vor einer Omikron-Infektion dürfte zudem schneller nachlassen, als bei Delta. Laut britischen Wissenschaftlern fällt der Schutz vor Infektion mit leichten Symptomen bei mRNA-Boostern ab der zehnten Woche nach Verabreichung merklich ab.
Und so lässt sich vielleicht auch die aktuelle Welle in den frühen Impfhochburgen Spanien, Irland und Dänemark erklären. Anders als in Österreich waren die Corona-Maßnahmen sehr lange sehr lasch. Bei den so wichtigen Booster-Impfungen hinkt insbesondere Spanien hinterher. Keine 30 Prozent sind dort geboostert. Österreich liegt hier im Spitzenfeld - nach Dänemark, Malta und Irland auf Platz vier.
Fachleute raten allerdings dazu, dass sich Geboosterte im Fall einer Omikron-Welle nicht nur auf ihren Impfschutz verlassen sollten. Heißt: Maskentragen und Abstandsregeln bleiben wichtig.
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