Dramatische Omikron-Lage: Frankreich verpflichtet zu Homeoffice
Die Omikron-Welle hat Frankreich erreicht - während in anderen europäischen Ländern wie in Deutschland die Neu-Infektionszahlen noch sinken. Doch auch in Berlin geht man davon aus, dass die Omikron-Variante bald in Massen in Deutschland ankommen wird. Viele europäische Regierungen bereiten neue Verschärfungen der Pandemie-Maßnahmen vor.
Auch die Weltgesundheitsbehörde (WHO) ist besorgt: Obwohl die Omikron-Variante des Coronavirus offenbar leichtere Krankheitsverläufe auslöst, wird sie in Europa nach Ansicht der WHO zu „einer großen Zahl von Klinikeinweisungen“ führen. Dies sei einfach durch die zu erwartende Masse an Infektionen der Fall, sagt Catherine Smallwood von der WHO-Europadirektion.
Vor allem Ungeimpfte werden ihren Angaben zufolge betroffen sein. Und: „Wir kennen noch nicht die Auswirkungen von Omikron bei den besonders gefährdeten Gruppen: altere Menschen, die noch nicht vollständig geimpft sind.“
In mehreren europäischen Ländern ist die Omikron-Variante bereits die dominierende Variante bei den Neu-Infektionen.
Frankreich
Die Regierung in Paris legte Montagabend neue Maßnahmen vor: Eine vollständige Impfung - nämlich mit drei Stichen - wird zur Voraussetzung für den Besuch von Veranstaltungen und Restaurants oder für Fernreisen.
Somit müssen sich die Franzosen ehebaldigst eine Boosterimpfung holen. Ebenso kommt eine Maskenpflichtwieder in Innenstädten sowie ein Stehverbot in Bars und Cafés. In Zügen soll das Essen und Trinken verboten werden, damit die Menschen möglichst die Maske nie abnehmen müssen. Zudem verordnete die Regierung, dass mindestens drei Tage pro Woche im Homeoffice gearbeitet werden soll. Die Zahl der Neuinfektionen betrug am Montag 105.000 - ein Negativ-Rekord in Frankreich.
Dänemark
Das kleine skandinavische Land hat als eines der Ersten in Europa die rasant ansteigenden Infektionszahlen mit der Omikron-Mutante reegistriert. Doch während Experten noch vor wenigen Tagen mit astronomisch hohen Zahlen jonglierten, gibt man sich inzwischen etwas entspannter.
Rund 800 Patienten täglich wurden schon ab Weihnachten in den Krankenhäusern erwartet. Das hätte zu einem Kollaps des Gesundheitssystems geführt. Derzeit aber liegt man bei rund 120 – eine Menge, die die Spitäler gut verkraften können. „Es ist zu früh, um sich zu entspannen, aber es macht zumindest einmal Mut, dass die Entwicklung nicht den schlimmsten Berechnungen folgt“, erklärt ein führender dänischer Epidemiologe gegenüber der Washington Post. Die bisher in Dänemark vorliegenden Daten über Omikron weisen also auf ähnliche Eigenschaften hin, die man auch schon in Südafrika oder Norwegen beobachtet hat: Die Krankheitsverläufe sind weniger schwer als bei Delta.
Großbritannien
Bei den täglichen Infektionszahlen gab es von Montag auf Dienstag einen überrascehnden Rückgang: Von 120.000 sank die Zahl der Neuinfektionen am Dienstag auf rund 98.000 - was eventuell mit geringeren Testungen in den Weihnachtsfeiertagen zusammen hängen könnte. Aber die Regierung in London hat ohnehin vorerst keine weiteren Verschärfungen der Pandemie-Maßnahmen beschlossen – zumindest für England. Diese waren eigentlich für die Tage nach Weihnachten erwartet worden.
In Schottland hingegen sind die Nachtlokale bereits wieder geschlossen, und in Pubs darf nur im Sitzen konsumiert werden. Schwer getroffen von Omikron ist dagegen der öffentliche Verkehr. Da immer mehr Mitarbeiter der großen Eisenbahnbetreiber in Quarantäne sind, fallen landesweit die Züge aus. Auch im öffentlichen Gesundheitssystem NHS sind inzwischen fast 20.000 Mitarbeiter ausgefallen.
Deutschland
Während die Infektionszahlen weiterhin rückläufig sind, ist eine Debatte über die geltenden Quarantäne-Regeln für Infizierte und deren Kontaktpersonen ausgebrochen. Derzeit gelten für Infizierte 14 Tage Quarantäne, für Kontaktpersonen 10 Tage Quarantäne, die aber durch einen PCR-Test verkürzt werden können. Jetzt fordern Spitzenpolitiker wie etwa der bayerische Ministerpräsident Markus Söder eine Verkürzung. Wenn die Omikron-Welle den Prognosen folge, werde man sonst das halbe Land in Quarantäne schicken müssen.
Das Robert-Koch-Institut meldete am Dienstag 24 21.080 Corona-Neuinfektionen. Das sind 2.348 Fälle
weniger als am Dienstag vor einer Woche. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sinkt damit auf 215,6 von 222,7 am Vortag. Das RKI weist allerdings darauf hin, dass während der Feiertage und zum Jahreswechsel weniger getestet wird und demnach vermutlich weniger Fälle gemeldet werden.
Spanien
Rasant steigende Zahlen hat auch Spanien zu vermelden: Am Dienstag wurden 214.000 Neuinfektionen registriert (allerdings gab es für den Tag davor keine Zahlen): Urlaubsreisende dorthin erwarten folgende Zahlen: Die Balearen mit Mallorca, Ibiza, Menorca und Formentera weisen derzeit eine 7-Tage-Inzidenz von 381,97 (Stand 23. Dezember, Quelle Ministerio de Sanidad) auf.
Die Kanaren mit Teneriffa, Gran Canaria, Lanzarote und Fuerteventura melden ebenfalls stark steigende Infektionszahlen. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 610,17.
Tschechien
In Tschechien ist in der Nacht auf Sonntag ein wegen der Corona-Pandemie verhängter Notstand ausgelaufen. Die Zahl der Neuinfektionen lag zuletzt bei rund 2.000 pro Tag. Seit Wochenbeginn gelten aber verschärfte Einreisebestimmungen. Erwachsene, die aus Österreich oder anderen EU-Ländern einreisen, brauchen dann bereits vor dem Grenzübertritt einen negativen PCR-Test, außer sie haben eine Booster-Impfung bekommen.
Ebenso sind ungeimpfte Kinder unter zwölf Jahren von der Testpflicht befreit. Jugendlichen bis 18 Jahren genügt weiterhin die zweite Impfung. Ein PCR-Test wird auch für erwachsene Genesene und Geimpfte vorgeschrieben.
Die Testpflicht für Erwachsene ohne dritte Impfung gilt unabhängig vom Herkunftsland. Österreich gilt für Prag als Land mit sehr hohem Infektionsrisiko (dunkelrot).
Tschechische Staatsbürger und Ausländer mit einem tschechischen Haupt- oder Nebenwohnsitz bleiben dauerhaft von der Testpflicht ausgenommen. Das sieht ein nachträglich verfügter Korrekturbeschluss der Regierung vor. Unverändert gilt für alle Einreisenden die Verpflichtung, sich in einem Online-Formular zu registrieren.
Türkei
Omiron hat auch die Türkei erreicht: Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist um 30 Prozent gestiegen und damit so stark wie noch nie in diesem Jahr. Das Gesundheitsministerium meldete 26.099 neue Ansteckungen. Angesichts der raschen Ausbreitung der neuen Virusvariante Omikron ruft Gesundheitsminister Fahrettin Koca die Bevölkerung zu Auffrischimpfungen auf. Man müsse vorsichtig sein und sich einen Booster verabreichen lassen. Zuletzt waren die täglichen Neuinfektionszahlen auf ein Niveau von rund 20.000 gefallen von noch etwa 30.000 im Oktober.
Kommentare